Bauwerk

Sonderschule 6
Dornstädter Architekten - Linz (A) - 2009
Sonderschule 6, Pressebild: Stadt Linz
Sonderschule 6, Pressebild: Stadt Linz

Allgemeine Sonderschule 6

Nominierung zum Österreichischen Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2010

Andere hätten die alte Schule aus den 70er-Jahren wegreißen lassen. Die Stadt Linz und ein ambitionierter Architekt haben jedoch aus der abgenützten und nicht zweckmäßigen Energieschleuder ein architektonisch und energetisch zeitgemäßes Kleinod gemacht.

27. Mai 2010 - newroom
Ohne Wissen um die Vorgeschichte würde man die Sonderschule 6 am Flötzerweg in Linz für einen Neubau halten. Tatsächlich stammt das Gebäude ursprünglich aus den 1970er-Jahren und war bis zum Juli 2008 ein erbsensuppengrüner zweistöckiger Kasten mit kleinen dunkelbraunen Fenstern und einem fleckigen Betondach über dem Eingang.

In nur 14 Monaten wurde aus dem hässlichen Entlein ein weißer Schwan, also ein Schulgebäude, das allen Anforderungen einer Sonderschule und den energetischen und ästhetischen Ansprüchen der heutigen Zeit entspricht. Doch blicken wir kurz zurück ins Jahr 2007: Als Architekt Oliver Dornstädter mit der Planung be- gann, hatte das bestehende Schul- gebäude eine ungedämmte Putzfassade und ein Flachdach mit Bitumendeckung. Der Zugang zur Schule, die auch von gehbehinderten Kindern besucht wird, war nur über drei Stufen und eine Flügeltür erreichbar. Die Parapete waren für die Kinder, die viel auf dem Boden sitzen, zu hoch. Es gab keinen eigenen Raum für das Mittagessen und keinen Aufzug. Der Stiegenaufgang war mit Pflanzen zugewuchert und bei den Garderoben herrschte ein wirres Durcheinander.

Größer, heller, praktischer

Ziel der Sanierung waren eine energetische Verbesserung auf Passivhausqualität und die Schaffung von mehr Platz. Oliver Dornstädter gelang das durch die Aufstockung des Bestandes um ein Geschoss, das aus statischen Gründen als Holzriegelbau gestaltet ist. Die gesamte Gebäudehülle wurde mit 30 Zentimeter EPS gedämmt, das Warmdach mit Kautschukbahnen abgedichtet und extensiv begrünt. Für ein angenehmes Raumklima sorgt die kontrollierte Be- und Ent- lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, der fehlende Wärmebedarf wird durch Fernwärme der Stadt Linz gedeckt. Die Parapete wurden abgesenkt, die Fenster sind passivhaustauglich mit Dreifach- Isolierverglasung, und gegen Über- hitzung gibt es einen außenliegenden Sonnenschutz. Auf dem Dach produzieren 64 Quadratmeter Photovoltaik- und 26 Quadratmeter Solarpaneele Strom und Warmwasser.

Für ein angenehm helles Stiegenhaus sorgen eine Glaskuppel und ein Glasgeländer statt der früheren Betonmauer. Die weißen Gänge mit bunten Elementen, Parkettböden in den Klassen, Glasdurchblicke neben den Türen und Akustikdecken haben das Schulgebäude ruhiger und freundlicher gemacht. Der Vorplatz wurde für einen barrierefreien Zugang angehoben und ein großes Vordach geschaffen. Es gibt eine automatische Schiebetür und einen rollstuhlgerechten Aufzug in alle Stockwerke.

Für die Staatspreis-Jury ist die Sanierung der Sonderschule 6 in Linz ein weiteres Beweisstück dafür, dass Gestaltungsambition durch Energieverantwortung zwar gerichtet, aber nicht beschnitten wird. (Text: Sonja Bettel)

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