Dieses Projekt ist vordergründig eine wissenschaftliche Studie über die Auswirkungen elektromagnetischer Wellen von Mobilfunkantennen auf ein städtisches Quartier, dem 1. Wiener Bezirk. Vordergründig deshalb, weil die Aussagen zwischen den Zeilen das sind, was wirklich interessiert. Denn so objektiv uns die Resultate auch vermittelt werden, sie erhalten in der Wahl des geschichtsträchtigen Perimeters, der Fokussierung auf einen winzigen Teilaspekt des modernen Lebens, und der Behauptung, dessen unsichtbare Parameter bauten eine parallele Räumlichkeit auf, etwas Beunruhigendes.

Die überzeugende Darstellung trägt ihren Teil bei. Das eine Blatt ist schwarz, das andere weiss, die dargestellten Inhalte umgekehrt. Auf dem schwarzen Stadtplan ist jede Antenne rot dargestellt, die Eckdaten dazu fein säuberlich aufgelistet. Spätestens beim Punkt auf dem Stephansdom stellen sich Fragen. Gibt es eine Verbindung von moderner Kommunikation mit der Sehnsucht nach Gott? Vereinfacht die permanente Erreichbarkeit unser Leben oder hält sie uns gefangen in ihrem unsichtbaren Netz? Die Darstellungen der elektromagnetischen „Verschmutzung“ auf unterschiedlichen Höhen erinnern an Aufnahmen mit Infrarot-Licht oder an Darstellungen atomar verseuchter Gebiete. Und sie zeigen uns, erst auf einer für uns unerreichbaren Höhe von 70 m sehen wir wieder klar.

Die Stärke dieses Projektes ist seine Verbindung von Wissenschaftlichkeit und Gesellschaftskritik und seine Stringenz in Aussage und Darstellung. Die konsequente Fokussierung auf etwas scheinbar Nebensächliches und das Aufzeigen von dessen möglichen Folgen beunruhigt und lässt uns erahnen, wie unabsehbar die Auswirkungen unseres ungestümen Fortschrittes sind. (Jurytext: Outstanding Artist Award 2010)