Bauwerk

Erlebnisskulptur Luftigschule
Tobias Hagleitner, Gunar Wilhelm - Linz (A) - 2010
Erlebnisskulptur Luftigschule, Foto: Kurt Hörbst
Erlebnisskulptur Luftigschule, Foto: Kurt Hörbst
18. Februar 2011 - afo
Die Robinsonschule in Linz-Urfahr hat sich den abenteuerlichen Aspekten des Lernens verschrieben. Den Stadtkindern sollen authentisches Naturerlebnis und ausreichend Platz für Bewegung und gemeinschaftliche Aktivität geboten werden. Im Zuge des Umbaus und Hortzubaus (Architekten Schneider & Lengauer – siehe separaten Eintrag) entstand im Rahmen von Kunst am Bau die Erlebnisskulptur „Luftigschule“, die diese pädagogischen Zielsetzungen räumlich nachvollziehen sollte. Gewünscht war ein Raum für Unterricht im Garten, für gemeinsames Lernen am Nachmittag, für Spiel und Rückzug, ein Objekt, das ganz der kreativen Aneignungsfähigkeit der Kinder offen steht.

Kinder begegnen ihrer Umwelt mit Neugier und Tatendrang. Sie wollen Dinge anfassen, begehen und mit allen Sinnen entdecken. Das ist Lernen. Die Luftigschule entspricht diesem Erlebnishunger: Raum möglichst intensiv sinnlich erfahrbar zu machen war Ziel des Projekts. Blöcke aus unbehandeltem Tannenholz in ungewöhnlich großer Dimensionierung formen ein lebendiges Haus, das zugleich ein echtes Stück Natur ist. Das Holz duftet und klingt und formt Räume unterschiedlicher Beschaffenheit, die ertastet und erforscht werden wollen: Treppen, Höhlen, Kriechgänge, Plattformen, Gucklöcher, ...

Die archaische Holzbauweise der Blockfügung ist in ihrer Einfachheit dem Spielen mit Bauklötzen ähnlich. In der Luftigschule schichten sich die Balken (28 x 28 cm) aber zu komplexeren Strukturen. Hier finden die Kinder feine Nischen und Ecken zum Verweilen und Spielen. Sie erleben die Qualitäten unterschiedlicher Fügungen: geschlossene Wände schaffen Geborgenheit, aufregende Auskragungen dienen als Tisch oder Bank, Öffnungen und Durchgänge ermöglichen Verbindungen und den Blick dahinter.

Die Erlebnisskulptur Luftigschule ist Kunst am Bau. Sie ist nicht für sich allein, sondern steht in Beziehung zu den umgebenden Objekten. Sie fügt sich ein und ist doch etwas ganz anderes – ein formales Spiel mit dem Bestand. Im Übergangsbereich von Innenhof, Sportplatz und Spielgarten belebt das Bauwerk die Raumstruktur dieser strenger organisierten Bereiche und dient gleichzeitig als aufregendes Drehgelenk für die Wege der Kinder. Das Eintreten in immer neue Raumkörper sorgt für Spannung.

Während die äußeren Volumen als Nischen und Höhlen Platz für die Beschäftigung allein oder in kleinen Gruppen bieten, öffnet sich im Inneren unter dem ovalen Dachausschnitt ein größerer, gekiester Innenhof für Arbeit oder Spiel in der Gemeinschaft. Von dort gelangen die Kinder auch in den eigentlichen „Klassenraum“ der Luftigschule. Eine Tafel, einen Schrank und ein Waschbecken gibt es hier – wie in einem richtigen Klassenzimmer –, dazu aber noch runde Lichtkuppeln, durch die man die Äste der Bäume und den Himmel sieht, einen riesigen ringsum laufenden Balken als Bank und viele Löcher und Fugen in der Wand, durch die man in den Schulhof spähen kann. (Text: Tobias Hagleitner, Gunar Wilhelm)

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