Bauwerk

house n
synn architekten - Korneuburg (A) - 2003

Luxuriöse Schatulle

Neue Häuser

Mit Grandezza setzten drei junge Architekten zwei schillernde Kuben an einen Pool in Korneuburg: ein Stück Weltoffenheit zwischen Häusern aus dem Fertigteilkatalog.

11. Oktober 2003 - Isabella Marboe
Wiesen, Felder, Grünland, so weit das Auge reichte: Lange lag das Erbgrundstück brach. 1980 baute der Besitzer dann Stück für Stück eine winzige alte Weinhauerhütte aus der Au auf einem Fundament im Garten auf. Damals trübte noch kein Haus den flachen Horizont, heute reihen sich zweistöckige Fertigteilhäuser mit Walmdach dicht aneinander. Aus den Wiesen wurden umzäunte Gärten, die Gegend bietet einen Querschnitt durch die Bestseller aus dem Blaue-Lagune-Sortiment.

Seit fünf Jahren spielt Otto N. mit dem Gedanken, sich ein komfortables Haus zu bauen. Der erste Weg führte in die Blaue Lagune, dann beauftragte er das junge Büro „synn“. Die Architekten Michael Neumann, Bettina Krauk und Barbara Urban entwarfen aus zwei ineinander geschobenen Quadern ein Feriendomizil, das nun weltoffene Grandezza im bodenständigen Umfeld verbreitet. In zwei Tagen war der Holzbau nach Maß aus geschreinerten Fertigteilen aufgestellt. Weiße MAX-Exterior-Platten lassen das streng komponierte Haus in der Sonne schillern, nach Süden öffnet es sich mit zwei großen Glasflächen. Ein edler Baukörper: Niedriger und kleiner als der Rest, zieht er Aufmerksamkeit auf sich.

Die Bauherren brachten es nicht übers Herz, das erinnerungsträchtige Weinhüterhaus abzureißen. Die Architekten setzten es als reduzierten Kontrapunkt ans südwestliche Grundstückseck.

Die Umgebung bietet keinen attraktiven Anblick, das Haus orientiert sich zum Garten, fasst wie ein schützender Haken L-förmig die große Terrasse ein, die elegant den anschließenden Pool rahmt. Kein einziger, liebevoll gehegter Apfel-, Birnen-, Zwetschken- oder Nussbaum musste fallen. Nur der mächtige Ahorn wurde verpflanzt, bietet einen schönen Ausblick und schützt (Sonnen-)Badende vor neugierigen Blicken.

Straßenseitig im Norden zeigt sich die Längsfront verschlossen, bündig sitzen die Fenster von Küche und Bad in der Fassade. Dahinter steht das Auto, ohne die offene Südseite zum Garten zu stören. Wie eine Schatulle fasst das vorgezogene Dach des weißen, über 13 m langen Baukörpers ein Stück Terrasse vor der Wohnküche, bildet eine Nische, in der man windgeschützt sitzt. Darunter schiebt sich plastisch der zweite, etwas niedrigere Quader in den Garten vor. Hinter raumhoher, im unteren Bereich mattierter Verglasung liegen ein Schlaf-und ein Gästezimmer. In der Ostwand ist in 75 cm Brüstungshöhe bündig ein Fenster eingeschnitten, wodurch innen eine aquariumartige Nische mit Blick auf den Pool entsteht, von der Grundgrenze grüßt das alte Holzhäuschen.

Der Eingang ist im Westen, durch eine Glastür schweift das Auge über den offenen Wohnraum durch ein Ostfenster in den Garten. Licht flutet zur verglasten Südseite herein, Sonnenstrahlen tanzen auf der blauen Wasserfläche, reflektiert von der schimmernden Untersicht über der Terrasse. Von der Decke schwebt ein durchdesigntes Ablagebord über der frei im Raum stehenden Küchenzeile, der helle Steinbelag vermittelt Weite, das Fenster im Osten holt noch ein Stück Garten herein. In der Glaswand zwischen Vorraum und Küche sitzen gläserne Abstellflächen, durch die man zur Stiege in den Keller blickt. Sie ist mit Glasbrüstung und frei in die Wand gestemmten Stufen transparent gestaltet. Obwohl das Haus nah am Boden sitzt, sind Gäste- und Hobbyraum im Untergeschoß durch ein Fensterband unter der Decke natürlich belichtet.

Das Gelände wurde in Höhe der Sockelzone abgegraben. Zwei Stützwände aus groben Steinen, von einem Gitter in präzise Geometrie gefasst, lassen die lichtspendende Maßnahme im Garten elegant in Erscheinung treten.

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