Bauwerk

Wohnhausanlage „Les Paletuvièrs“
Fritz Matzinger - Leonding (A) - 1975
Wohnhausanlage „Les Paletuvièrs“, Foto: Fritz Matzinger
Wohnhausanlage „Les Paletuvièrs“, Foto: Friedrich Achleitner
12. Februar 2012 - afo
Les Paletuviers ist als soziale Alternative zwischen dem individualistischem Einzelhaus und dem üblichen mehrgeschoßígen Wohnbau unserer Zeit zu verstehen und entstand 1974 unter dem persönlichen Eindruck westafrikanischer Compounds.

Der Mensch als soziales Wesen braucht die Geborgenheit einer überschaubaren Gemeinschaft. Die Anordnung einer Gruppe von Wohneinheiten um einen transparent und mobil überdeckten, und damit winterfesten Hof/Atrium (Gemeinschaftsraum für Spiele, Geselligkeiten und Feste) ermöglicht die zwanglose oder bewusst gewollte Begegnung der Bewohner. Ein ”Stadt/Dorf-platz” schlechthin. Dieser soll mithelfen, die Isolation der Menschen in der ”zivilisierten Welt” zu verringern.

Die hier aufwachsenden Kinder erleben jedenfalls eine natürliche Integration in die Gemeinschaft. Aus der bisherigen Wohnpraxis in diesem Projekten sehen wir, dass Kinder schon im Krabbelalter aus der eigenen Wohnung in die Gemeinschaft, ins Atrium hinausdrängen.
Der planerische Ansatz dieses Konzeptes war das kommunikative Wohnen basierend auf der Idee der ”selbstgewählten Nachbarschaft”, der Wahlverwandtschaft. Also Mitbestimmung nicht nur beim Planen und Bauen, sondern auch gezielt bei der Zusammensetzung der Bewohnergruppe.

Das Atrium mit dem Wintergarten als zwangloser, zufälliger, vielleicht alltäglicher Treffpunkt, ein Spielbereich für die Kinder und ihre Freunde, für den Kaffeeplausch der Erwachsenen, Platz für die Feiern und Feste der Nachbarschaft, Raum für besondere Anlässe (Konzerte, Tanz etc.) und, und, und..
Die Kinder finden hier, was sie in der Kleinstfamilie nicht mehr finden: Freunde, Spielgefährten, das Gefühl in einer Gemeinschaft zu leben mit vielen Bezugspersonen, oder sie finden hier den fehlenden Teil der Einelternfamilie als wichtige Bezugsperson. Der Begriff „Schlüsselkinder“ wird zum Fremdwort, in diesem familienüberspannenden sozialen Netzwerk.

Welch glücklicher Zusammentreffen positiver Effekte, das durch das Zusammenrücken der Häuser die Baukosten gesenkt und der Energieverbrauch massiv reduziert werden konnte. Und dass trotz der hohen Ausstattung mit den sozial so wichtigen Gemeinschafteinrichtungen.
„Wer Kindern Paläste baut, reißt Kerkermauern nieder“ (Julius Tandler Wien um 1910). Und nach Raymond Unwin (London 1901): ”Sorgfältig gestaltete Gemeinschaftsräume sind die Voraussetzung für eine funktionierende Gemeinschaft”. (Text: Fritz Matzinger)

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Für den Beitrag verantwortlich: afo architekturforum oberösterreich

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