Bauwerk

Museum Angerlehner
Wolf Architektur - Thalheim (A) - 2013
Museum Angerlehner, Foto: Bernhard Bachmann

Black Box, White Cube, Schaulager?

Ein Angerlehner Museum in Thalheim zeigt, wie Kunst kommuniziert werden kann.

23. November 2013 - Lorenz Potocnik
Wir kennen das beispielsweise aus Amerika, Deutschland und der Schweiz: Industrielle oder Unternehmer sammeln Kunst, zum Teil strategisch, zum Teil ganz nach persönlichen Vorlieben. Wenn der Platz nicht mehr reicht oder die Sorge um die Werke steigt, bauen sich diese ihr privates Museum.

Oft geschieht das gleich direkt am Ort ihres Wirkens, da, wo man in der Regel kein Museum erwarten würde. In Österreich gibt’s davon eine Handvoll: die Sammlung Essl in Klosterneuburg, das Museum Liaunig in Neuhaus (Kärnten); aber auch das Artemons Kunstmuseum in Hellmonsödt beispielsweise. Nun ist ein solches – ein herausragendes noch dazu – an einem erneut überraschenden Ort dazugekommen.

Heinz Angerlehner, Gründer und Eigentümer des Welser Industrieanlagenbauers FMT, ist dabei gründlich vorgegangen. 16 Architekturbüros wurden zum Wettbewerb geladen, darunter so bekannte wie das von Dietmar Feichtinger aus Paris, Carl Pruscha aus Wien, Wolfgang Pauzenberger und Michael Hofstätter (pauhof) aus Wien/Linz und Weber Hofer aus Zürich.

Gewonnen hat aber überraschend das junge Büro Wolf Architektur aus Grieskirchen. Sie konnten die ebenfalls bestens besetzte Jury (u. a. Elke Meissl, Gerhard Sailer und Peter Baum) durch eine schlichte, aber raffinierte räumliche Konzeption überzeugen.

Geschickt organisiert

Aus einer bestehenden, ehemaligen Maschinen-Produktionshalle ist ein Museum neuen Zuschnitts entstanden. Neben gut gewählter Materialien haben die Architekten vor allem geschickt organisiert. Vom Eingang wird bereits der komplette Überblick aufs Innere gewährt. Ganz hinten leuchtet der angrenzende kleine Wald, unmittelbar links sitzt das verglaste und komplett einsehbare Depot. Schräg hinten lockt die große, hohe Halle. Die sichtbare Treppe zieht den Besucher ins obere Geschoß. Dort befinden sich vier kleinere, unterschiedlich ausgeprägte Räume. Sie wurden in die bestehende Halle eingeschoben. So konnte die Größe der Halle (20 x 60 m) erhalten bleiben. Alle Übergänge sind fließend. Die Nutzung ist für ein Museum unüblich offen – fast wie eine multifunktionale Produktionshalle.

Zu Fuß gut erreichbar

Farblich wurde im Museum Angerlehner in Thalheim bei Wels sehr reduziert, aber stringent gearbeitet. Die Bestandshallen als Grundstruktur wurden mattschwarz gestrichen.

Weiß ist den neuen Museumsräumen vorbehalten. Natürliches Licht kommt durch gut gesetzte Fenster und Öffnungen in der Decke. Die Hülle des Museums – ganz in Schwarz – gibt sich geschlossen und wirkt wie eine geheimnisvolle, etwas entrückte Blackbox in dieser charmant unordentlichen Umgebung.

Das Ineinandergreifen von Empfang, Veranstalten, Ausstellen und Lagern ist Programm. Der Sinn und Zweck eines neuen Museums moderner Kunst wird damit leicht verständlich.

Noch nicht einwandfrei

Peter Assmann, der Leiter des Museums, hebt hervor, dass dies in Österreich eine prägnante museale Position darstellt. Er spürt dies in seiner täglichen Arbeit: „Noch nie konnte ich so viele Menschen von moderner Kunst überzeugen wie in den vergangenen Monaten. Das ist auch der Architektur, die hier vermittelt, zu verdanken.“

In der aktuellen Ausstellung spielen Hängung und Architektur noch nicht einwandfrei zusammen. Werke an den Außenseiten der eingeschobenen Boxen (in der großen Halle) haben dort nichts verloren. Die Wand wird dadurch beliebig, die Box verliert in Folge ihre Bedeutung. Die Wirkung aus dem Wechselspiel aus großer Halle und kleinen „Implantaten“ wird empfindlich geschwächt. Abgesehen davon ist der Betrachtungswinkel von allen Seiten ungünstig.

Auch die Außenraumgestaltung bleibt hinter der klugen Architektur zurück. Zäune (wozu eigentlich?!), biedere Oberflächen und Details sowie die parkenden Autos wirken ernüchternd. In den nächsten Jahren könnte das Museum Angerlehner sich noch einmal des umliegenden Freiraums widmen und diesen in der gleichen Qualität wie die Architektur herstellen.

Mit den neuen Verbindungen über den Aiterbach und die Traun – Steg und Brücke, beide entworfen von Erhard Kargel – wurde die gestalterische Latte ja ebenfalls schon sehr hoch gelegt.

Die Finanzierung, gemeinsam durch Land, Stadt und Heinz Angerlehner, ist dabei vorbildhaft. Schon jetzt können Besucher dank dieser Abkürzung direkt aus der Welser Innenstadt ins Museum spazieren.

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Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

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