Bauwerk

Siedlung Breitenleerstrasse II
Roland Hagmüller, Mark Mack - Wien (A) - 2002

Vielschichtiges Siedlungsgefüge

Ein österreichisches und ein amerikanisches Architekturbüro - Roland Hagmüller und Mark Mack - planten gemeinsam eine Wohnsiedlung in Wien.

11. Januar 2003 - Franziska Leeb
Angst vor Farben haben sie beide nicht. Weder Roland Hagmüller, Architekt in Wien, noch Mark Mack, ein gebürtiger Steirer, der seit 1984 international erfolgreich sein Büro in Kalifornien betreibt. Vielleicht war das bereits eine gute Basis, sich an eine interkontinentale Kooperation zu wagen, deren erstes Ergebnis eine Wohnhausanlage mit 124 Wohneinheiten (Bauherr: Österreichisches Siedlungswerk) in der Wiener Breitenleer Straße ist.

Durch den Zeitunterschied von neun Stunden wurde so gut wie rund um die Uhr am Projekt gearbeitet, und es sei stets spannend gewesen, was am nächsten Morgen herauskommt. Und weil das gemeinsame Werken so befruchtend war, haben die beiden mittlerweile ein weiteres Projekt, einen viergeschoßigen Holzwohnbau im steirischen Judenburg, fertiggestellt.

Die neue Wiener Stadtrandsiedlung liegt westlich des alten, immer noch dörflich wirkenden Ortskerns von Breitenlee. Kleinteilige Bebauungsstrukturen und Gewächshäuser prägen das Umfeld. Mit einem langen, viergeschoßigen Riegel wurde die neue städtische Bebauung in Richtung altes Dorf abgegrenzt. Zur Straße hin kragt er mit einem markanten Kopfteil aus, unter dem die Zufahrt zur Tiefgarage liegt.

Die Wohnungen werden über ostseitige Laubengänge erschlossen, nach Westen sind in der untersten Ebene zu den Allgemeinflächen erhöht liegende und deshalb sichtgeschützte Gärten vorgelagert. Die Wohnungen darüber verfügen über tiefe Loggien, von den Dachgeschoßappartements gibt es Treppen auf die Dachgärten, wo einfache, blaue Baucontainer als Abstellflächen für Terrassenmobiliar oder Ähnliches dienen.

Westlich davon ist das dreieckige Grundstück mit neun zweigeschoßigen, nach hinten zu kleiner werdenden Häusern bebaut. Sie stehen verschränkt zueinander, was zu überschaubaren Plätzen und Wegen mit unterschiedlichem Privatheitsgrad führt.

Die atmosphärisch sehr angenehmen Freiräume hätten mit etwas mehr Investition in ihre Gestaltung noch viel höherwertig ausfallen können. Wie so oft war das Budget dafür knapp. Nicht ausgeführt wurde auch der von den Architekten geplante Wasserstreifen zwischen Riegel und angrenzendem Grüngürtel.

Wie die Haustypen ist auch das Angebot an Wohnungen - Maisonetten und Geschoßwohnungen von 63-105 m² - vielfältig. Manche verfügen über unterschiedliche Niveaus innerhalb der Wohnräume, zweigeschoßige Räume mit großen Fensterflächen und Galerien, die mittels Schiebetüren zum Luftraum hin geschlossen werden können.


Gegen Verhüttelung

Viel Augenmerk wurde auf Praxistauglichkeit gelegt. So gibt es zum Beispiel unter den außenliegenden Stiegenzugängen oder auf den Terrassen Abstellräume, was verhindert, dass die Mieter irgendwann mit Blockhütten aus dem Baumarkt zur Selbsthilfe schreiten.

Was besonders auffällt, ist das bereits anfangs kurz erwähnte Farbkonzept. Ohne Rücksicht auf gängige Moden wurde (scheinbar) wild kombiniert: Fliederfarbene Flächen finden sich neben sattem Orange, Pastellgelb trifft auf Knallgelb. Was auf den ersten Blick nach - durchaus charmanter - Willkür aussehen mag, wurde nach dem Grundsatz „Warme Farben auf den kalten Seiten, kalte Farben auf den warmen“ sorgfältig geplant und trägt wesentlich zum Flair und der eigenständigen Charakteristik der Anlage bei.

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