Bauwerk

Stammhaus Egger
Bruno Moser - St. Johann in Tirol (A) - 2015
Stammhaus Egger, Foto: Christian Flatscher
Stammhaus Egger, Foto: Christian Flatscher
Stammhaus Egger, Foto: Christian Flatscher

Verwaltungsgebäude mit Betriebsrestaurant

30. Oktober 2015 - aut. architektur und tirol
Das neue „Stammhaus“ der Firma Egger Holzwerkstoffe in St. Johann in Tirol ist das inzwischen vierte Projekt, das Bruno Moser basierend auf einem für das Unternehmen konzipierten Modulsystem realisierte. Ausgangspunkt war der Bau eines Verwaltungsgebäudes am Standort Radauti im Norden Rumäniens, zu dem Egger einen Architekturwettbewerb ausschrieb, dessen Ziel es war, ein innovatives, modulares System zu entwickeln, bei dem möglichst viele eigene Produkte in Boden, Wand, Decke und Ausstattung zum Einsatz kommen.

Das von Bruno Moser konzipierte Modulsystem baut auf einem Grundraster auf, der aus den Maximalformaten von 11,50 m x 2,80 m der Egger OSB 4 Top Platten abgeleitet ist. Um einen hohen Vorfertigungsgrad zu erreichen, werden sämtliche Leitungen für Elektro, Lüftung, Heizung, Kühlung und Beleuchtung direkt im Werk in die Elemente eingebaut. Dieses modulare Gebäudekonzept kann in seiner Struktur und Größe flexibel an den jeweiligen Standort und die spezifischen Zwecke angepasst werden, wie neben den Verwaltungsgebäuden in Radauti und St. Johann auch das Egger TechCenter in Unterradlberg (NÖ) sowie das Forum in Brilon (D) verdeutlichen.

War bei Projektstart klar, dass beim „Stammhaus“ in St. Johann dieses erprobte modulare System mit entsprechenden Anpassungen weitergeführt werden sollte, so wurde die Standortwahl genau überdacht. Aufgrund mehrere Faktoren fiel die Entscheidung schlussendlich auf den Erwerb eines außerhalb des derzeitigen Firmenareals liegenden Nachbargrundstücks, auf dem ein frei stehender und entsprechend repräsentativer Neubau entstehen konnte, der bei Bedarf um einen 2. Bauabschnitt erweiterbar ist.

Entstanden ist ein viergeschossiges Gebäude in Holzrahmenbauweise, in dem alle Verwaltungsbereiche des Unternehmens an einem Ort zusammengeführt wurden. Herzstück ist das als „städtischer Platz“ konzipierte, zentrale Atrium, von dem aus die Obergeschosse über eine große Hauptstiege bzw. einen Lift vertikal erschlossen werden. Im Erdgeschoss befinden sich neben dem Empfang und Schulungs- bzw. Konferenzräumen all jene Abteilungen bzw. Einrichtungen, die von den Mitarbeitern des Werks im Alltag frequentiert werden: die Personalabteilung, die Ordinationsräume der Betriebsärztin und das große Mitarbeiterrestaurant. In den Obergeschossen liegen beidseitig des Atriums Einzel-, Doppel- oder Viererbüros, die über einen Mittelgang erschlossen werden, der auch als Kommunikations- bzw. Ruhezone genutzt werden kann. Die einzelnen Geschosse sind durch drei, über das Atrium führende Verbindungsgänge verbunden, direkt an den mittleren angebunden befindet sich jeweils ein Besprechungsraum.

Außen erhielt das Stammhaus eine Fassade aus vertikaler Lärchenholz-Lattung mit variierenden Abständen, die zum einen je nach Anforderung verschiedene Ein- und Durchblicke bieten, zum anderen die Baumasse rhythmisch gliedern. Im Inneren sind sämtliche sichtbaren Decken und Wände sind weiß lasierte OSB 4 Top Flächen ohne zusätzliche Beplankung. Konstruktiv wurde in den Wänden und Decken Brettsperrholz nach statischen Erfordernissen verwendet. Wand und Deckenelemente sind als Scheiben konzipiert und leiten die horizontalen Lasten ab, die vertikalen Hauptlasten werden über Leimholzsäulen direkt in die Fundamente abgetragen. Eine Besonderheit stellen die Queraussteifungswände und das Dach des Verbindungsganges dar, die aus nagelpressverleimten OSB Platten bestehen.

Nicht nur im Bau, sondern auch im Innenausbau und in der Möblierung kamen überwiegend Eigenprodukte des Unternehmens zum Einsatz. Das Gebäude wird damit zum direkten Werbeträger, das die Kompetenz des Familienunternehmens als Komplettanbieter unterstreicht – vom Innenausbau mit Böden und Möbeln, über akustisch wirksame, schwer entflammbare und emissionsarme Materialien bis hin zu höchster Stabilität und Präzision im Holzbau. (Text: Claudia Wedekind)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc

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