Bauwerk

Einfamilienhaus M
Schuberth und Schuberth - Niederösterreich - 2014
Einfamilienhaus M, Foto: Christoph Panzer
Einfamilienhaus M, Foto: Christoph Panzer
10. Januar 2018 - newroom
Der Bauplatz liegt in einer eng parzellierten Neubauzone am Rande einer Hügelgruppe in der Nähe von Schwechat. Dem Formen- und Farbengewitter der umgebenden Häuser setzt der Entwurf den betont nüchternen Baukörper entgegen. Die Garage ist in den Baukörper integriert, ein vorgelagertes Betondach mit Stahlstützen verbindet den Eingang mit einem zusätzlichen Carport. Das Gebäude zeigt dadurch von der Straße und vom Garten zwei ausgeprägte Gesichter. Der sandfarbene Fassadenton greift die Farbigkeit der anschließenden Weinhügel auf.

Im Mittelpunkt des Hauses liegt das offene Stiegenhaus, um das herum die Räume organisiert sind. Vor- und Rücksprünge im Baukörper sorgen dafür, dass die meisten Zimmer nach zwei Seiten orientiert sind – das ermöglicht wechselnden Lichteinfall und sorgt für interessante Ausblicke. Gleichzeitig zeichnen sich mit den verschobenen Kuben unterschiedlichen Funktionen nach Außen ab.
Im Wohnzimmer ist die Raumhöhe um zwei Stufenhöhen vergrößert. Die Küche orientiert sich zum offenen Wohnraum, über eine Schiebtüre wird der einsehbare Küchenbereich von einem abgeschlossenen Bereich getrennt, der gleichzeitig als Speis fungiert.

Im Obergeschoß fächern sich die Räume um das offene Stiegenhaus mit seiner Galerie, ein Rundgang entsteht. Die Raumhöhen sind differenziert: die Decke des Fitnessraums und Teile des Schlafzimmers sind abgesenkt. Der Fitnessraum dient als Wellnessbereich und zweites Wohnzimmer. Das große Panoramafenster nach Osten und eine kleine Sonnenterrasse betonen das zusätzlich. Die Badewanne und eine Ruhematratze sind in das Holzpodest eingelassen, eine halbhoch montierte Leselampe ergänzt das Gegensatzpaar: Ausblick und Geborgenheit. So führt eine Folge verschiedener Niveaus vom Wohnzimmer bis in den Fitnessraum.

Ein feinmaschiges Kupfernetz, das von der obersten Decke bis ins Erdgeschoß gespannt ist, begrenzt eine Seite des Luftraums zur Galerie; es dient als Absturzsicherung und inszeniert gleichzeitig den Durchblick von der Stiege zum Wohnzimmer.
Der Möbelkorpus aus dunkel lackiertem mdf-Platten entwickelt sich aus den Garderobenschränken im Vorraum und windet sich in der Stiegenspindel hinauf zur Galerie; dort setzt er sich als Regalband rund um den offenen Luftraum fort. Wie ein Finger weist der Möbelturm auf das Oberlicht über der Stiege; an dieser signifikanten Stelle – dem Bauchnabel des Hauses – ist von der Decke eine Installation aus Papier und Plastilin abgehängt, die spielerisch die Nähe zum Flughafen das stumme Steigen und Sinken der Flugzeuge aufgreift.

Der Materialmix im Inneren setzt auf Gegensätze aus klassischen und ungewöhnlichen Oberflächen: Kalksteinplatten in den Bädern, dunkel lackierte mdf-Platten für Einbauten, weiße Hochglanz-Oberflächen für Küche und Bad, kontrastreiche Farbakzente an Wänden- und Decken, Kupferspannnetze, Mosaikfliesen, Noppenlinoleum, Spiegelglas.
Große Wichtigkeit kam der Einbettung der Architektur in die Gartengestaltung zu. Die gartenseitige Terrasse wird von einer Sonnenschutzpergola geschützt, die als filigrane Konstruktion aus gebürsteten Naturstahlprofilen mit Seilabspannung als Sprengwerk ausgeführt ist. Eine Rampe aus Lärchenholz mündet in ein Sonnendeck; ein räumlicher Eingriff in die flach und eindimensional parzellierten Gartenflächen. (Text, leicht gekürzt: Architekten)

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