Bauwerk

Gartensiedlung Seefeld
Anna Wickenhauser - Wien (A) - 2014
Gartensiedlung Seefeld, Foto: Dylan Mundy-Clowry
Gartensiedlung Seefeld, Foto: Dylan Mundy-Clowry
2. Dezember 2018 - newroom
Was macht eine Adresse aus? Worin liegt der Charakter, die wesentliche Eigenschaft eines Wohnhauses? Man hat gesagt: Die Regeln für ein gutes Haus als Ideal ändern sich prinzipiell nicht, aber sie müssen immer neu betrachtet werden. Demnach braucht es weder Dogmen, noch übergestülpte Effekte, sondern konkrete Neubefragungen: Wo befindet sich der Zugang zu einem Gebäude? Wie ist der Eingang gelegt? Wie gestaltet sich der Weg durch das Gebäude? Wo liegt der Freiraum? (frei nach Josef Frank)

In diesem Sinn verläuft das Spiel der Fragen angesichts des Baufelds im suburbanen Gebiet des 22. Wiener Gemeindebezirks. Es bestehen keine räumlich markanten Anknüpfungsmöglichkeiten an die Stadt als Ausgangspunkt der Planung. Noch ist es ein Ort ohne Adresse. In der Folge wird als erste räumliche Maßnahme ein Freiraum von zwei unterschiedlichen Gebäudetypologien aufgespannt. Die Ähnlichkeit im Erscheinungsbild der Gebäudetypologien unterstreicht den räumlichen Zusammenhalt: ein Ensemble entsteht.
Ein Doppelhaustyp wird zum Baustein und Ausgangspunkt der Anlage. Ein punktförmiger und ein länglicher Baukörper werden auf den Baulosen unterschiedlich platziert und kombiniert: variierte Wiederholung, die keine Monotonie aufkommen lässt. So ergeben sich vielfältige Doppelhaustypen und übergeordnete Freibereiche von unterschiedlicher räumlicher Komplexität. Die flachen Zeltdächer betonen die Eigenständigkeit und das Körperhafte der Gebäude. Sie verleihen der gesamten Anlage die charakteristische räumliche Klarheit.
Holzpergolen begrenzen die Zuwege und Terrassen der Häuser. Auf diese Weise entsteht trotz der hohen Dichte der Anlage privater Freiraum als Schwellenbereich zwischen Innenraum und Garten. Er wirkt einerseits als spürbare optische Erweiterung des Innenraums, andererseits vergrößert er die Distanz zu den Nachbarn und zum öffentlichen Wegenetz. Es bilden sich Übergangsbereiche, individuell nutzbare Passagen. Die künftig von Pflanzen überwachsenen Pergolen kommunizieren mit der weichen Oberflächenstruktur der Holzfassaden.

Adressieren bedeutet im Wortsinn eine Richtung vorgeben, die Bewegung von Außen nach Innen und in umgekehrte Richtung leiten. Aus der geschärften Aufmerksamkeit ergeben sich konkrete Fragen, die nicht anders als glasklar und punktgenau beantwortet werden können. Die Summe der gestellten Fragen und Antworten bzw. Lösungen ergibt eine Adresse: ein Gebäude, das aus der Reihenhaus-Anonymität heraustritt und seinen unverwechselbaren Charakter zu erkennen gibt. Die Fragekapazität des Architekten und sein Beharren auf exakte Antworten bis ins Detail haben wesentlichen Anteil an der Qualität des Wohnens. (Text: Architektin)

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