Bauwerk

Perspektivenweg
Snøhetta Studio Innsbruck - Innsbruck (A) - 2018
Perspektivenweg, Foto: Christian Flatscher
Perspektivenweg, Foto: Christian Flatscher
16. Dezember 2019 - newroom
Vom Innsbrucker Stadtzentrum gelangt man in kurzer Zeit auf 2 300 Meter Höhe und somit mitten in die Alpen. Die Innsbrucker Nordkette zieht Extremsportler genauso an wie Städtetouristen. Besucher und Einheimische schätzen die einzigartige Lage am Rande des Karwendels. Mit dem Perspektivenweg gibt es auf der Nordkette nun ein zusätzliches Angebot für ein individuelles Bergerlebnis. Zehnarchitek tonische Interventionen, die sich nahtlos in die Landschaft fügen, bieten auf dem so genannten Perspektivenweg die Möglichkeit, die alpine Welt aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu erleben. In der Nähe der Station Seegrube, die auf 1.905 Metern liegt, locken die einzelnen Elemente des 2,8 Kilometer langen Rundwanderwegs zu einem Spaziergang in alpiner Umgebung, der rund 45 bis 60 Minuten dauert.

Die Architekten fokussierten auf subtile architektonische Eingriffe, die Blicke gezielt lenken und markante Perspektiven in Szene setzen. Jedes Element, von einzelnen Bänken bis zum Aussichtssteg, markiert einen besonderen Ort oder bietet sich als Treffpunkt an. Statt eines aufsehenerregenden Baus stehen die Besonderheiten der Innsbrucker Nordkette im Mittelpunkt.

Am Spektakulärsten präsentiert sich der Aussichtssteg, der aus dem Gelände herauszuwachsen scheint, elegant über eine Geländekante hinauskragt und den vorhandenen Höhenunterschied zusätzlich inszeniert. Die markante Landmarke ist bereits von der Gondel auf dem Weg nach oben zu sehen. Der Gitterrost am Boden des Stegs verstärkt das Höhenerlebnis der Besucher, die gleichzeitig Blicke ins Inntal genießen können. Als weiteres hervorstechendes Element markiert eine Treppenkonstruktion den Übergang vom baumlosen Hochgebirge zur Latschen-Vegetation. An anderer Stelle inszeniert ein Balken, auf dem sich Wanderer beim Bewundern der Szenerie wie auf einer Bar anlehnen können, den ersten Eindruck der markanten Berge Langer Sattel und Frau Hitt. Beim so genannten „Großen Stein“ umgeben Holzplattformen auf verschiedenen Ebenen die sanfte Erhebung und machen ihn zum beliebten Ruheort. Weiter oben formen abgetreppte Holzplattformen ein Auditorium.

Corten-Stahl ist das prägende Material bei allen zehn Elementen. Er verweist auf den rostigen Stahl, der bei den vorhandenen Lawinenverbauungen in der Umgebung zum Einsatz kommt. Aussichtssteg und Aussichtstreppe bestehen komplett aus diesem Material. Bei den Bänken, den Sitz- und Liegeplattformen oder bei der „Lehne“ wird er mit Lärchenholz kombiniert. Zitate des Philosophen Ludwig Wittgenstein, dessen Nachlass teils im Innsbrucker Brenner-Archiv lagert, sind bei jedem Element angebracht und auch gestalterisch integriert. Kuratiert wurde die Auswahl der Zitate von Prof. Allan Janik. Die subtilen architektonischen Interventionen vor spektakulärer Kulisse verweisen also nicht nur auf Besonderheiten der Bergwelt, die philosophischen Zitate laden auch zur inneren Einkehr. Dennoch scheint das Zitat „Denk nicht, sondern schau!“ die Essenz des Perspektivenwegs auf den Punkt zu bringen. (Text: Architekten)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: newroom

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Innsbrucker Nordkettenbahnen Betriebs GmbH

Tragwerksplanung

Fotografie