Bauwerk

Cinémathèque suisse
EM2N | Mathias Müller | Daniel Niggli - Penthaz (CH) - 2019
Cinémathèque suisse, Foto: Damian Poffet
Cinémathèque suisse, Foto: Damian Poffet
10. Dezember 2019 - newroom
Der Charme der bestehenden Cinémathèque lag paradoxerweise in ihrer einfachen und utilitären Erscheinungsform. Die Heimat des nationalen kollektiven Filmgedächtnisses präsentierte sich als eine Akkumulation von Baracken – unprätentiös, mehr dem Inhalt als seiner Verpackung verpflichtet. Das Erweiterungsprojekt akzeptiert diese Ausgangslage und macht sie sich zu eigen. Die Struktur der bestehenden, linear aneinandergereihten Bauten wird durch neue Zufügungen und Überformungen in eine komposite, mehrdeutige Form von parallelen, unterschiedlich langen Körpern überführt. Lediglich die Kopfsituation wird durch schräge Schnitte ausgezeichnet; der Bau erhält so ein Gesicht.

Auch im Innern ist das Prinzip der aneinandergelagerten Baukörper spürbar. Die drei übereinanderliegenden Haupterschliessungen durchstossen die parallelen Schotten senkrecht und machen so die sequenzielle Anordnung der Balken erlebbar. Die eingehängten Sitzungszimmer in der zweigeschossigen Eingangs- und Ausstellungshalle sind wiederum durch Fenster miteinander verbunden. Diese erzeugen in der Durch- und Quersicht perspektivische Tiefe als auch Assoziationen zu filmischen Effekten wie Montage und Schnitt.

Während die öffentlichen Bereiche und alle Arbeitsplätze in Penthaz I konzentriert werden, ist das eigentliche Archiv auf der anderen Strassenseite als rein unterirdisches Lager konzipiert. Die funktionalen und atmosphärischen Nebenwirkungen werden dadurch auf ein absolutes Minimum beschränkt. Penthaz II ist eine Art superfunktionaler Bunker, der den optimalen Schutz der kulturell wertvollen Artefakte sicherstellt. Auf einfache Art und Weise entsteht damit eine städtebauliche Disposition – die einerseits auf die Weite der angrenzenden Ackerlandschaft reagiert und andererseits der Institution Cinémathèque suisse eine klare und pointierte Adresse verschafft.

Die neue Hülle aus rostendem Stahl, einem industriellen Material mit sinnlicher Ausstrahlung, ummantelt die gesamte Anlage und bindet bestehende und neue Teile zusammen. Die langsame Verwitterung des natürlichen Materials verweist auf die bewahrende Funktion des Archivs und verleiht dem Komplex eine eigene, differenzierte Identität. Die modulierte, verdichtete Dachlandschaft aus flach geneigten, begrünten Dächern greift das Thema von industriellen Produktionsstätten oder Filmstudios auf. (Text: Architekten)

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