Bauwerk

Kinderhaus Kennelbach
HEIN architekten zt - Kennelbach (A) - 2019
Kinderhaus Kennelbach, Foto: David Schreyer
Kinderhaus Kennelbach, Foto: David Schreyer
22. November 2019 - vai
Gleich hinter dem Postgebäude, der „Alten Gmoand“, ist das neue Kinderhaus der Gemeinde Kennelbach situiert. Der kompakte Baukörper fügt sich in die gewachsene Bebauung ein. Nebenan liegt mit dem ältesten Arbeiterwohnheim Vorarlbergs ein geschichtsträchtiger Bau der Gemeinde, die ein historischer Wirtschaftsstandort mit sichtbaren und wertvollen Spuren der Industriegeschichte ist.

Man betritt das Gebäude über einen eingezäunten Vorplatz. Im Inneren schließt an die Garderobe ein offener Raum, von dem der Großteil des Erdgeschoßes überblickt werden kann. Das Haus ist „offen“, die Gruppen- und Bewegungsräume sind dank großer Glasflächen einsichtig gestaltet. Rund um einen Stiegenhaus-Kern reiht sich Raum an Raum. Offenheit und Geschlossenheit wechseln einander ab. Auch die Zwischenräume sind gefüllt mit Aktion und Leben. Es gibt keine ungenutzten Gänge, keine Räume ohne Nutzung. Und so können sich auch Eltern und Gäste hier aufhalten, ihre Kinder verabschieden und abholen, Gespräche führen und am Alltag des Kinderhauses teilhaben. Das Haus für drei Kindergartengruppen und zwei Gruppen für Kleinkindbetreuung ist ein konstruktiver Holzbau mit Teilunterkellerung aus Beton. Die Obergeschoße sind als Holzständerbau in Fichte ausgeführt. Bei den Sichtoberflächen der Wände und Decken kommt unbehandelte Weißtanne, beim Boden unbehandelte Esche zum Einsatz. Einzig das Weißtannenfurnier der Möbel ist geölt. Das Holz stammt aus der Region und wurde handwerklich präzise eingesetzt.

Im Erdgeschoß wurden die beiden Räume der Kleinkindbetreuung untergebracht, Eingang und Garderobe für alle, und ein großzügiger, teilbarer Bewegungsraum, der auch multifunktional eingesetzt werden kann. Der Bereich für Jause und gemeinsames Essen ist zum Freiraum hin angeordnet. So kommen die Jahreszeiten sichtbar ins Haus und die Räume sind angenehm hell und freundlich. Im Obergeschoß sind die Gruppen- und Nebenräume des Kindergartens sowie die Verwaltung angesiedelt. Das ermöglicht eine gute Übersichtlichkeit der Gruppenbereiche des Kindergartens und entspricht damit dem pädagogischen Konzept, das Kinder in ihren selbstinitiierten und selbstgesteuerten Situationen begleiten will. Dieses „offene“ Konzept wird durch die Offenheit des Gebäudes unterstützt. Die Räume wurden möglichst frei von Einbauten gehalten und damit vielfältig nutzbar gemacht.

Der sägeraue, unbehandelte Eschenholzboden lädt zum Sitzen und Liegen ein. Licht, Farbe und Geruch der natürlichen Materialien lassen eine behagliche Atmosphäre entstehen. Auch das Stiegenhaus wird seinem Namen gerecht und ist ebenfalls zu einem qualitativen Raum geworden, statt nur Erschließungselement zu sein. Es ist als Haus im Haus gestaltet, mit Nischen, die teils in intensive Farben getaucht sind und zum Verweilen einladen. Das neue Kinderhaus in Kennelbach ist ein Ort für das gemeinsame Wachsen geworden – für die persönliche Entwicklung von Kindern und Eltern und die Entwicklung einer guten Dorfgemeinschaft. Dafür ist es nicht nur Motor, sondern in seiner Umsicht und Vielfalt bereits sichtbarer Ausdruck. (Text: Verena Konrad/Clemens Quirin)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at

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