Bauwerk

Gemeindezentrum Haiming
gritsch.haslwanter architekten - Haiming (A) - 2016
Gemeindezentrum Haiming, Foto: Günter Richard Wett
Gemeindezentrum Haiming, Foto: Günter Richard Wett
Am Rand des alten Dorfkerns von Haiming, zwischen freiem Bauland, gesichtslosen Gewerbebauten, privaten Wohnhäusern und alten Bauernhäusern, befand sich das Ende der 1960er-Jahre errichtete Gemeindehaus. Zusammen mit einem Feuerwehrgerätehaus und dem Haimingerhof bildete es einen Platz, der jedoch vorwiegend als Autoabstellfläche genutzt wurde. Ursprünglich wünschte sich die Gemeinde eine funktionelle und thermische Sanierung des baulichen Bestandes sowie eine Erweiterung an Stelle des alten Feuerwehrhauses. Nachdem sich eine Sanierung als nicht sinnvoll durchführbar erwies, entschied man sich für den Abbruch des alten Gemeindehauses und machte damit den Weg frei für eine Neugestaltung des Areals, die auch den in Haiming bis dato fehlenden Dorfplatz beinhalten sollte.

Das Konzept des aus einem geladenen Realisierungswettbewerb hervorgegangenen Projekts von gritsch.haselwanter zielt darauf ab, durch die exakte Situierung zweier Baukörper in diesem so heterogenen Kontext ein lebendiges Zentrum zu schaffen. Als Knotenpunkt der dörflichen Strukturen soll es dazu beitragen, die strukturellen Probleme der Gemeinde wie geringe Attraktivität, Abwanderung und fehlende Identifizierung der Bewohner mit dem eigenen Dorf zu beheben. Die Architekten verteilen die verschiedenen Funktionen auf ein dreigeschoßiges Gemeindehaus an der Südostecke und auf einen zweigeschoßigen Riegel, die zusammen mit den Bestandsbauten des Haimingerhofs und des Oberlandsaals einen klar definierten Platzraum bilden. Als formal reduziert gestaltete Kuben behaupten sich die neuen Volumina deutlich im gewachsenen Umfeld.

Im neuen, nun auch vom Platz aus erschlossenen Gemeindehaus wurde das umfangreiche Raumprogramm der Gemeindeverwaltung gut organisiert auf drei Ebenen untergebracht. Ganz oben befinden sich mit dem Sitzungssaal und dem Standesamt attraktive Räumlichkeiten, die sich auch für andere Nutzungen anbieten. Der zweite Baukörper wurde als Dienstleistungszentrum konzipiert und beherbergt u. a. eine Bank, eine Arztpraxis, eine Physiotherapieeinrichtung sowie Räume für Vereine. Unter anderem erhielt die lokale Blasmusikkapelle im Untergeschoß ihren Musikproberaum. Außerdem wurde dieses Gebäude im Westen durch geringe bauliche Eingriffe an die bestehende Substanz des Oberlandsaals angeschlossen, der damit in den Dorfplatz integriert werden konnte.

Die Höhendifferenz zwischen Straße und Erdgeschoßzone wurde geschickt für die Ausformung des Dorfplatzes genutzt. Durch unterschiedliche Niveaus, die verschiedenen Zugangssituationen zu den Gebäuden und eine Teilüberdachung wird dieser sehr groß dimensionierte Platz in maßstabsgerechte Teilbereiche gegliedert. Insgesamt entstand ein stimmiges Projekt, mit dem die Gemeinde ihr lang ersehntes echtes Dorfzentrum erhalten hat. (Text: Claudia Wedekind)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc

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