Bauwerk

Tschitscherschlössle
Marte.Marte Architekten - Vorarlberg - 2023
Tschitscherschlössle, Foto: Paul Ott
Tschitscherschlössle, Foto: Paul Ott
16. September 2025 - vai
Seit über fünfhundert Jahren steht das historische Ensemble auf dem schroffen, bewaldeten Felsvorsprung über der Schlucht zum Margarethenkapf am Rand der Feldkircher Altstadt. 1483 wurde die Margarethenkapelle auf einem steilen Anwesen errichtet, das von einer Mauer mit Torbogen umgeben ist. 1616 folgte etwas weiter oben das sogenannte „Tschitscher Schlössle“, der Wohnturm für Hubmeister Paul Tschitscher. Die zwei archaischen, aus massivem Naturstein von anonymen Steinmetzen gemauerten Bauten auf dem Blasenberg faszinieren bis heute.

Viele Generationen haben sie genutzt und ständig umgebaut. Sein heutiges Erscheinungsbild verdankt das Ensemble Josef Andreas Ritter von Tschavoll. Er formte es im 19. Jahrundert um, sein Inneres änderte sich bis in die 1970er kontinuierlich, Jahrzehnte stand es leer. 2004 erwarben die Architektenbrüder Bernhard und Stephan Marte das denkmalgeschützte Ensemble, das zu den bedeutendsten der Stadt gehört. Sie sanierten es umsichtig, recherchierten mit Sorgfalt, lernten vom Bestand und ergänzten ihn mit Expertise und Feingefühl.

In Absprache mit dem Bundesdenkmalamt wurde der Wohnturm auf seine Essenz zurückgeführt, massive Außenmauern mit kleinen, rechteckigen Holzfenstern um einen fast quaratischen Raum. Gleichmäßig proportioniert und beleuchtet, eignet er sich in seiner rauen, robusten Materialität hervorragend als Architekturbüro. Es ist zugleich auch Referenzprojekt im souveränen Umgang mit bedeutendem Bestand. Alles Originale blieb erhalten, Neues klar erkennbar. Die wenigen eingefügten Elemente manifestieren sich als Zeitzeugnisse des Heute und Jetzt. Sie korrespondieren in der Schlichtheit ihrer starken Form und ihrer puren, rauen Materialität mit der Kraft des Bestands. Einzelne, historisch wertvolle Balken wurden von abstrahierten Betonbalkendecken ergänzt. In deren Holzschalung scheinen sie für die Ewigkeit ‘eingefroren‘ zu sein.

Röhrenartige Stahltreppen schrauben sich entlang der Außenmauern, die nach oben hin schwächer werden, zueinander versetzt bis in den obersten Raum unter dem Steildach hinauf. Die feinsprossigen Kastenfenster und die neuen Fensterläden folgen den historischen Vorbildern und wurden handwerklich hochwertig umgesetzt. Die Putzfassade wurde behutsam gereinigt und restauriert. Die Ziegeleindeckung ist neu, besteht aber wie das über Jahrhunderte immer wieder reparierte alte Dach aus verschiedenen Ziegelformen. Holzfenster wurden origialgetreu saniert, die Außenanlagen wieder hergestellt. Wie seit Jahrhunderten thront das Ensemble nun über Feldkirch, endlich wieder belebt. (Text: Isabella Marboe, nach einem Text der Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

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