Bauwerk

Bildungshaus Osttirol im Widum St. Andrä
M9 ARCHITEKTEN Senfter Lanzinger - Lienz (A) - 2024
Bildungshaus Osttirol im Widum St. Andrä, Foto: Martin Lugger
Bildungshaus Osttirol im Widum St. Andrä, Foto: Martin Lugger
Oberhalb von Lienz bildet die Pfarrkirche St. Andrä gemeinsam mit dem Kirchenwirt, dem städtischen Friedhof und dem gleichnamigen Widum ein unter Denkmalschutz stehendes, historisch gewachsenes Ensemble. Der nördliche Teil des Widums zählt zu den ältesten Bauwerken der Stadt und entstand vor rund 800 Jahren zeitgleich mit der romanischen Kirche.

Im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgestaltet, bestand die Bausubstanz zuletzt aus zahlreichen kleinen, funktional überholten Räumen, die größtenteils nur noch als Lager genutzt wurden. Allerdings bestand seitens der Pfarre Bedarf nach einem größeren, zeitgemäß ausgestatteten Saal für pfarrliche Veranstaltungen. Parallel dazu suchte das Bildungshaus Osttirol nach einem neuen Standort mit Entwicklungspotenzial. In enger Abstimmung zwischen Pfarre und Diözese Innsbruck wurde daraufhin ein gemeinsames Raumprogramm entwickelt, das neben Veranstaltungsflächen auch Büroarbeitsplätze für fünf bis sieben Personen umfasst.

Die Erschließung des neuen Bildungshauses erfolgt vom Pfarrplatz über einen gedeckten Hof zwischen Widum und einem neu errichteten kleinen Lagergebäude. Ein neuer Windfang markiert den Eingang, dahinter liegt das von einem historischen Gewölbe überspannte Foyer, von dem aus sämtliche Bereiche zentral erschlossen werden. Der wichtigste Eingriff betrifft den ehemaligen Innenhof: Hier entstand als neues Herzstück des Hauses ein rund 150 m² großer Veranstaltungssaal, der sich stimmig in die bestehende Struktur einfügt. Entlang der Längsseiten blieben die früheren Außenmauern mit ihren barocken Schmuckelementen originalgetreu erhalten. Im Eingangsbereich lässt sich bei Bedarf ein separates Foyer mittels faltbarer Wandelemente abtrennen, im Osten öffnet sich der Saal über große Glaselemente auf eine vorgelagerte Terrasse. Die im Norden an den Saal angrenzenden historischen Räume wurden behutsam restauriert und für eine Cafeteria und eine Pfarrküche adaptiert, im südlichen Gebäudetrakt wurden Büros sowie ein ca. 70 m² großer Seminarraum untergebracht. Im zweiten Obergeschoß wurde ein weiterer, kleiner Veranstaltungsraum untergebracht, der sich durch seine ruhige Lage und die großzügige Raumhöhe für Meditationen oder kleinere Konzerte eignet. Dafür wurde die in den 1960er-Jahren eingezogene Zwischendecke entfernt und der historische Dachstuhl aus dem Jahr 1741 wieder freigelegt.

Insgesamt folgt die Transformation des historischen Widums einem klaren gestalterischen Konzept mit wenigen, sorgfältig ausgewählten Materialien: Historische Gewölberäume erhielten helle Gussterrazzoböden, Büros und Veranstaltungsräume wurden mit Massivholzparkettböden ausgestattet. Neue Betonwände wurden weiß eingefärbt, Türen sowie Einbauten aus Eiche gefertigt. In enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt erfolgte zudem die denkmalgerechte Restaurierung der barocken Außenfassade. (Text: Claudia Wedekind, nach einem Text der Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

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