Bauwerk

Posthus
Ludescher + Lutz Architekten - Egg (A) - 2024
Posthus, Foto: Gustav Willeit
Posthus, Foto: Gustav Willeit
Posthus, Foto: Gustav Willeit
1. Dezember 2025 - vai
Der Bregenzerwald ist eine in sich geschlossene Kulturlandschaft aus Wiesen, Wäldern und kleinteilig strukturierten, diszipliniert gestalteten Siedlungsräumen. Gleichzeitig beeindruckt die Urbanität und handwerkliche Haltung einiger Ortszentren, wie beispielsweise jene von Schwarzenberg und Bezau, um nur zwei zu nennen. Das Zentrum von Egg hingegen beherrschten bis vor kurzem noch zu viel Weite, Asphalt und Autos.

Das „Posthus“ bildet nun die neue architektonische Mitte von Egg. Der selbstbewusste, zugleich sensible Bau stärkt den Ortskern und setzt als Tor zum Bregenzerwald einen klaren städtebaulichen Akzent. Das kräftige Punkthaus mit Walmdach wirkt als Fixpunkt, ordnet die Teilräume des Ortes um sich herum neu und spannt im Süden einen Dorfplatz auf. Durch seine präzise Setzung wird die Kirche zu einem Teil des Platzraums. Das Ensemble gewinnt an Dichte und räumlicher Spannung.

Die Lage am neuen Busbahnhof sichert eine hohe öffentliche Präsenz. Der neu gestaltete, autofreie Platz verwandelt eine vormals verkehrsdominierte Fläche in einen lebendigen Begegnungsraum - für Märkte, Konzerte, Feste. Das „Posthus“ wird so zum Frequenzbringer, der den Alltag, das Arbeiten und das Zusammenleben an einem Ort vereint.

Gestalterisch verknüpft das Gebäude eine zeitgemäße Architektursprache mit regionaler Handwerkskultur und der geistigen Tradition der Bregenzerwälder Barockbaumeister. Tannenschindeln, unbehandelte Tannenfenster und verzinkte Bleche interpretieren die historischen, regionalen Bauprinzipien sehr präzise und reduziert neu. Innen schaffen Ortbeton, Weißtanne und Licht eine klare, handwerklich veredelte Atmosphäre.

Als Holzhybridbau verbindet das Gebäude Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Es steht exemplarisch für eine Architektur, die innovativ, aber nicht laut, modern und traditionsbewusst ist.

Das zentrale Stiegenhaus ist mit einer Wendeltreppe aus Beton, die von einem runden Oberlicht erhellt wird, als atmosphärischer Kern des Hauses mit unerwarteter räumlicher Tiefe gestaltet. Es ist auch statisch wirksam. Eine sehr kompakte Struktur mit tragenden Außenmauern und stützenfreien Ebenen ermöglicht flexible Grundrisse, die künftige Anpassungen erlauben.

Das neue „Posthus“ belebt und stärkt das Zentrum von Egg. Es erzeugt Frequenz, fördert Gemeinschaft und überträgt den Geist der Bregenzerwälder Baukultur in die Gegenwart. (Text: Isabella Marboe, nach einem Text der Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at

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