Bauwerk

Bio-Urnenfriedhof „Paradies am Dom“
Abel und Abel Architektur - Klagenfurt am Wörthersee (A) - 2024
Bio-Urnenfriedhof „Paradies am Dom“, Foto: Christian Brandstätter
Bio-Urnenfriedhof „Paradies am Dom“, Foto: Christian Brandstätter
11. Juli 2025 - newroom
Das neue Urnenfeld am Klagenfurter Dom bringt einen Ort der letzten Ruhe zurück in die Stadt und schafft Raum für stilles Gedenken. Seit Jahrhunderten ist es erstmals wieder möglich, die Verstorbenen in unmittelbarer Nähe zur Domkirche zu bestatten. Die Verwendung von Bio-Urnen ermöglicht es, den begrenzten Raum bis weit in die Zukunft hinaus zu nutzen.
Im kleinen Hof auf der Dom-Nordseite wurden zunächst die unterschiedlichen Bodenbeläge, Bepflanzungen und weitere Elementen entfernt. Die neuen Urnenfelder liegen ein wenig von den Wänden abgerückt in der Mitte des Hofs; es entstand ein Umgang entlang der hofseitigen Gebäudefassaden. Der bepflanzte Bereich ist durch großformatige Betonfertigteil-Platten in zwei etwa gleich große, leicht erhöht angelegte Urnenfelder aufgeteilt. Von der Lidmanskygasse her werden die Platten immer schmaler und leiten gezielt zu einem ehemaligen Eingang des Doms hin, der bis in die 1970er Jahre bestand. Die subtile Inszenierung macht die frühere Eingangssituation begreifbar. Die Tür ist als beleuchtetes Element vor allem in den Abendstunden bis weit in die Domgasse hinein wahrnehmbar.
Die Anzahl der Fertigteile verweist auf Begriffe, die der Zahl Sieben zugeschrieben werden – etwa Vollkommenheit und Harmonie.
Nachts wird der Friedhof abgesperrt und braucht dazu nach Westen, zum Domplatz hin eine Abgrenzung. Der dafür gestaltete Wandschirm prägt mit seiner Materialität und Messingfarbe den Raum und erlangt einige Bedeutung – zumal er die Namenstafeln der Verstorbenen trägt. Mit seiner Durchlässigkeit wird er kaum als Sperre empfunden, sondern schafft vielmehr eine einladende Atmosphäre, die im Spiel von Licht und Schatten die Passage und den angrenzenden Raum aufwertet.
Zwei raumprägende Zierapfelbäume säumen die keilförmige Fläche zwischen den Urnenfeldern und spenden Schatten. Die Pflanzen rundherum tragen symbolischem Gehalt: Sie sind in Mariendarstellungen zu finden – so zum Beispiel Wald-Erdbeere, Akelei, Schafgarbe und Pfingstrose – und verweisen auf den „Hortus Conclusus“, den geschlossenen Garten als Sinnbild für Geschützt-Sein, Paradies, Kirche und für die Reinheit der Muttergottes.
Mit Sitzbänken an verschiedenen Stellen bietet sich das „Paradies am Dom“ als Aufenthaltsort an, um die ruhige Atmosphäre zu genießen – eine Oase der Ruhe mitten im belebten Zentrum. Lebende wie Verstorbene nutzen denselben Raum – ein Gefühl der Zusammengehörigkeit kann entstehen. (Autor: Achim Geissinger, nach einem Text der Architekt:innen)

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