Bauwerk

HTL Bau und Design
Hristina Hristova - Linz (A) - 2014
HTL Bau und Design, Foto: Rupert Steiner
HTL Bau und Design, Foto: Rupert Steiner
HTL Bau und Design, Foto: Rupert Steiner

Die traditionsreiche HTL 1 passt ihren gründerzeitlichen Baubestand kontinuierlich den Anforderungen moderner Pädagogik an. Der Zubau im Hof war dank seiner zweigeschoßigen Aula für die spätere Einführung des Modells „offenes Lernbüro“ bestens geeignet.

24. November 2025 - ÖISS
Die Linzer HTL 1 wurde 1852 gegründet und ist eine Institution. Rund 1 700 Jugendliche besuchen die Schule, 40 Prozent davon sind Mädchen. Die Schulleitung betrachtet Eigenverantwortung als wesentliche Kompetenz und setzt dort ihren pädagogischen Schwerpunkt. Sie orientiert sich dabei am Modell des offenen Lernbüros, das Margret Rasfeld an der Evangelischen Schule Berlin Mitte / Zentrum entwickelt hat. Dabei lernen die Schüler:innen eigenverantwortlich und selbst organisiert, unterstützt durch strukturierte Pläne und klare Ziele.
Das Konzept hat einen höheren Raum- und Personalbedarf: Für je drei Klassen braucht es einen zusätzlichen Raum – die offene Klasse – zum vertieften Unterricht. Von Montag bis Donnerstag sind hier Lehrer:innen für die Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch und Baukonstruktion drei Stunden lang für alle individuellen Anliegen anwesend. Einheiten von 50 Minuten gibt es nicht; jede:r kann den eigenen persönlichen Lernstil erkunden und sich dort einbuchen, wo Hilfe benötigt oder Herausforderung gewünscht wird.
Schulkultur neu zu denken, funktioniert nur mit einem engagierten Team und ist in alten räumlichen Strukturen schwer möglich. Die Architektur mit der zentralen Halle erwies sich jedoch als sehr gut geeignet. Der einfache, fast 10 Meter breite und 40 Meter lange Quader dockt über zwei Verbindungsbrücken an seiner Schmalseite an den gründerzeitlichen Bestand an und steht fast frei im Hof.
Der Grundriss ist trotz des außergewöhnlichen pädagogischen Konzepts erstaunlich konventionell: Im ersten und zweiten Stock reihen sich je vier Klassenräume im Standardformat aneinander, die über großzügige Fensterbänder belichtet werden und nutzungsneutral gestaltet sind. Die Verglasungen zum Gang hin schaffen eine gewisse Durchlässigkeit.
Ein spezieller Raum ist die zweigeschoßige Aula, die im ersten Stock von einer umlaufenden Galerie gerahmt wird und westseitig zum Hof hin vollkommen verglast ist. Als Ort der Begegnung löst sie die Barrieren zwischen den Jahrgängen auf. Die Glas-Stahl-Fassade setzt sich als Glasdach über dem Luftraum des Foyers fort. Das weitet in jeder Hinsicht die Perspektive, ermöglicht den Schüler:innen, über alle Ebenen hinweg in Kontakt zu treten und schafft eine direkte Verbindung ins Freie.
Längst haben die Schüler:innen begonnen, auch den Altbau im Inneren zu adaptieren. An den toten Enden der Gänge haben sie Sitznischen gestaltet, und weil Rückzugsräume fehlten, zogen sie in der Bibliothek eine Galerie ein. (Text: Isabella Marboe)

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Für den Beitrag verantwortlich: ÖISS

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