Bauwerk

Stadthotel „kleiner Löwe“
Herzog & de Meuron, Lukas Schelling - Bregenz (A) - 2024
Stadthotel „kleiner Löwe“, Foto: Christian Schramm
Stadthotel „kleiner Löwe“, Foto: Christian Schramm
13. Juni 2025 - vai
Der Kornmarktplatz in Bregenz ist das gesellschaftliche, kulturelle und historische Zentrum der Stadt. An seiner Nordseite reichen sich das Vorarlbergmuseum, das Landestheater und das Kunsthaus Bregenz aneinaner, im Süden rahmen Wohn – und Geschäftshäuser den Platz. In der kleinen Häuserzeile hinter der großen, alten Platzlinde stand ein schmales Stadthaus schon jahrelang her. Es stammt aus dem 17. Jahrhundert, war ursprünglich eine Bierbrauerei, wurde seither mehrfach umgebaut und als Bank, Möbelgeschäft, Bar und Club genutzt. Das Bauherrenpaar wollte eine Nutzung finden, die der prominenten Stadtlage entspricht, aber dort noch nicht vorhanden ist. Sie entschieden sich für ein kleines, feines Boutiquehotel mit einer eigenen Dachmaisonette.

Das Haus steht eingeklemmt von seinen Nachbarn auf einem nur acht Meter breite, knapp 23 Meter tiefen Grundstück. Es hat fünf Geschosse und wendet dem Platz seine schmucke, schmale, neobarocke Nordfassade zu. Diese ist gleichermaßen seine urbane Schauseite, während im Süden ein versteckter, grüner Innenhof liegt. Das Haus war nicht zu sanieren, aber längst ein Teil des Bregenzer Stadtbildes. Bauherren und Architekten entschieden sich, seine historische Fassade zu erhalten und dahinter einen kompletten Neubau zu errichten.

Längsseitig verlaufen zwei Brandmauern, die von einem Tonnendach überbrückt werden, das den Gebäudeabschluss bildet, sich gut in den Straßenzug fügt und auch die beachtliche Mehrhöhe souverän stadtbildverträglich bewältigt. Brandmauern und Tonnendach sind einheitlich mit einer weißen Metallhaut überzogen, die farblich auf die Bestandsfassade abgestimmt ist.

Im Erdgeschoss erstreckt sich ein multifunktionaler, etwas höherer Stadtsalon mit Rezeption in der Mitte als halböffentlicher Raum über die gesamte Haustiefe. Er öffnet sich mit raumhoch verglasten Fensterböge zum Kornmarktplatz, der ruhigere, rückwärtige Raumteil am Hof wird als Frühstücksraum genutzt, in der Mitte befinden sich Rezeption und Bar. Darüber verläuft die zentrale Vertikalerschließung, um den tiefen Baukörper gut zu belichten. In den beiden Hotelgeschossen sind je zwei Zimmer zum Platz und dem dahinterliegenden Bodensee, je zwei zum ruhigen Innenhof mit dem Pfänder am Horizont orientiert. Die beiden Dachgeschosse dienen als Familienwohnung, wobei eine Öffnung im Dach zusätzliches Licht in die Mittelzone bringt. (Text: Isabella Marboe)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Johannes Glatz
Lisa Rümmele

Tragwerksplanung

Landschaftsarchitektur