Bauwerk

Theater an der Wien
Riepl Kaufmann Bammer Architektur - Wien (A) - 2024
Theater an der Wien, Foto: Bruno Klomfar
Theater an der Wien, Foto: Bruno Klomfar
10. September 2025 - newroom
Das 1800 von Emanuel Schikaneder gegründete Haus durfte in seiner langen Geschichte einige Uraufführungen von späteren Klassikern erleben. Das primär funktionell konzipierte Vorstadt-Theater diente der Unterhaltung der minder betuchten Schichten und musste ohne die andernorts unerlässlichen Gesellschaftsräume auskommen.
Das wesentliche Ziel der Transformation lag deshalb darin, diesen Mangel zu beheben und dem Publikum durch quantitative Erweiterung und qualitative Aufwertung der Foyers zu mehr („Spiel“-)Raum zu verhelfen. Großzügige Raumfolgen ermöglichen nun verschiedene „Auftritte“ sowie ein ungestört autonomes Zirkulieren der Besucher:innen – möglich wird ein sozialer und kultureller Austausch in anregender Atmosphäre.
Dazu gehört es allein schon, die Sichtbarkeit des Hauses zu stärken. Die „Öffnung“ wird dabei zum bestimmenden Thema: einmal im aufgehellten Eingangsbereich auf Straßenebene mit einem neuen loggia-artigen Vordach, einmal mit einer Terrasse im 1. OG auf ebenjenem Dach. Hier kann das Publikum selbst an die Öffentlichkeit treten: Der hausbreite Balkon wird zur Bühne, von der aus Begegnung und Kommunikation in den Stadtraum am Naschmarkt hineinwirken. Die unauffällig integrierte Stahlkonstruktion mit ihren stark zurückgenommenen Formen sucht mit einer geschwungenen Kante die Nähe zu den Jugendstil-Häusern der Nachbarschaft.

Das in den Blockrand eingezwängte Gebäude bietet kaum Raum für Bewegungsflächen und verlangte nach gezielten Eingriffen für die räumliche Aufweitung sowie die funktionelle Entflechtung und Neuordnung.
Die Bündelung der Garderoben an zentraler Stelle seitlich ermöglicht gute Erreichbarkeit direkt beim Betreten des Hauses, ohne den Hauptzugang zu beeinträchtigen.
Das Eingangsfoyer wurde nach allen Seiten, auch nach oben und unten, geöffnet, so etwa die abgehängten Decken angehoben. Der Luftraum zwischen Parterre und Obergeschoss stärkt nun die visuellen Beziehungen und bringt etwas räumliche Großzügigkeit.
Treppen und ein neuer Lift verbinden alle Publikumsgeschosse, vom Untergeschoss (mit Sanitärräumen) bis zum 3. Rang; erstmals sind für Besucher mit Mobilitätseinschränkungen auch die oberen Ränge erreichbar.
Im Obergeschoss ist ein gänzlich neues Foyer samt großzügiger Bar entstanden, das über die gesamte Straßenfront spannt und als Treffpunkt aller Ränge den Mittelpunkt des Hauses bildet. In der Tiefe des Raums erhellt ein Oberlicht mit Mischlicht mit direkten und indirekten Anteilen den betont hellen Boden.
Der traditionsreiche Saal im Untergeschoss („Hölle“) lässt sich als Pausenraum für separate Veranstaltungen verwenden. Die angeschlossene Kantine bietet zusätzliche Bespielungsmöglichkeiten.
Als leitendes Thema galt es, die atmosphärische Balance zwischen den Bauteilen aus den 1960er Jahren von Otto Niedermoser und den aktuellen Teilen zu halten.
Der Zuschauerraum blieb weitgehend im Originalzustand erhalten und wurde umsichtig und hochwertig restauriert. Im Bühnenhaus und im weiteren Hinterhaus erfolgte die sanfte Reorganisation mit dem Ziel der funktionalen und organisatorischen Bündelung von Einheiten. (Autor: Achim Geissinger, nach einem Text der Architekten)

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