Veranstaltung

Turn On Architekturfestival 2008
Symposium
7. März 2008 bis 8. März 2008
ORF RadioKulturhaus
Argentinierstraße 30a
A-1040 Wien


Veranstalter:in: Architekturstiftung Österreich
Eröffnung: Freitag, 7. März 2008, 13:30 Uhr

Visionen haben immer Saison

Eindrücke vom Architekturfestival „Turn On“ im Wiener RadioKulturhaus

10. März 2008 - Wojciech Czaja
Nach harter Arbeit innerhalb der Zunft hat sich Österreich in den letzten Jahren zu einer der großen Architekturnationen Europas gemausert. Um das zu würdigen, fand am Wochenende im RadioKulturhaus das Architekturfestival „Turn On“ statt. Zurückzuführen sei der baukulturelle Erfolg auf die Kreativität, so Organisatorin Margit Ulama.

Veto auf dem Podium: „Aber nein, es geht darum, den Begriff Kreativität zu entmystifizieren“, widersprach Georg Franck, Professor an der TU Wien. „Kreativität ist nichts anderes als die Fähigkeit, Probleme zu lösen, die man rein analytisch nicht mehr in den Griff kriegt.“ Architekt Adolf Krischanitz: „Man ist nicht einfach nur kreativ. Oft kommt man zum Resultat nur aufgrund harter Arbeit.“ Und die habe nur in den letzten zehn Jahren stattgefunden.

Ein Wendepunkt war 1968. „Ohne den Widerstand und Protest wären die Architekten damals nicht weit gekommen. Der Schlüssel zum Erfolg war Provokation“, so Krischanitz. Den heute Erfolgreichen aus dieser Generation sehe man an, dass sie damals nicht untätig waren. Christina Linortner, Architektin in London und Wien: „Diese starken Visionen gibt es heute nicht mehr.“

Doch, die gibt es. Denn während das Podium diskutierte und erfolgreiche Architekten ihre Projekte präsentierten, trat Anna Heringer auf und stellte ihre Handmade Meti School in Bangladesch vor.

Heringer (31) hatte sich im Studium dem Potenzial des indigenen Bauens in der Dritten Welt gewidmet. Mit den Einwohnern von Rudrapur entwickelte und baute sie eine Schule, die als Vorzeigeprojekt für das Bauen mit lokalen Baustoffen dient. „Ziel war es, die traditionelle Bauweise in die Zukunft zu tragen.“ Denn wenn 147 Millionen Bengalen nur in Ziegel und Beton bauen - wozu die Avantgarde dort derzeit tendiert -, dann würden die Ressourcen in diesem winzigen und dichten Land nicht ausreichen.

„Wichtig ist es, den Leuten klarzumachen, wie schön und reichhaltig ihre traditionelle Bauweise ist. Nur so kann Entwicklungsarbeit nachhaltig fruchten.“ Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, erste Nachahmer der wiederentdeckten Lehm- und Bambusbauweise haben sich bereits gefunden. Das ist Kreativität.

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