Veranstaltung

Studio Mumbai
Ausstellung
Studio Mumbai © Studio Mumbai Architects
29. Juni 2011 bis 1. Oktober 2011
Vai - Vorarlberger Architektur Institut
Markstrasse 33
A-6850 Dornbirn


Eröffnung: Dienstag, 28. Juni 2011, 19:00 Uhr
In Studio Mumbai verbindet ein ganzheitlicher Ansatz das Kollektiv von rund hundert Architekten und Handwerkern um den indischen Baukünstler Bijoy Jain. Seit rund 15 Jahren vertraut der Gründer des Ateliers dabei auf seinen ganz eigenen Weg im Entwurfs- und Bauprozess.

Den Ausgangspunkt der Planung bildet die direkte Erfahrung mit dem Ort und seinen Bedingungen: Naturraum, Ressourcen und Klima. In engem Wechselspiel zwischen tradiertem handwerklichen Wissen und konzeptueller architektonischer Gestalt werden dann in einem ausgefeilten Planungsprozess Material, Details, Techniken und Konstruktionen speziell für das jeweilige Projekt entwickelt.

Bauen als Hand-Werk

Mit seiner Arbeitsweise lebt Bijoy Jain, der u.a. in USA bei Richard Meier tätig war und durch seinen Lehrer Robert Mangurian nachhaltig geprägt wurde, seit Jahren vor, was er unter der Verbindung von handwerklichem Know-How und architektonischer Gestalt versteht. Anstelle der computergesteuerten Arbeit am Entwurfsplan, wie sie im Westen im Vordergrund steht, setzt Studio Mumbai von Projektbeginn an auf die Vielfalt und Inspirationskraft der handwerklichen Fähigkeiten und Fertigkeiten seines Teams. Fast wie auf einer Bauhütte finden sich dort Zimmerer, Maurer, Schreiner, Schlosser, Schmiede und andere Gewerke unter einem Dach zusammen. Im kollektiven Dialog entwickeln sie gemeinsam anhand von 1:1 Modellen die Details aller Gebäude. Der Plan folgt meist in zweiter Linie, resultiert aus diesem Prozess.

Mit den Privathäusern Tara, Belavali oder dem Utsav House sowie mit dem Leti 360 Resort oder dem Trinity Guest House hat Bijoy Jain bislang im Maßstab eher überschaubare Bauvorhaben realisiert. Aber die Namen seiner Bauten - oder besser Gesamtkunstwerke - wie etwa das Palmyra House in Nandgaon, stehen beispielhaft für ein anderes Architekturverständnis.

2010: „Goldener Löwe“ der Architekturbiennale

Seit die Arbeitsweise von Studio Mumbai auf der Architekturbiennale 2010 in Venedig erstmals im Rampenlicht der Öffentlichkeit stand, ist Bijoy Jain mehr als nur ein Geheimtipp unter Kennern. Der unmittelbare Eindruck, den die dortige Präsentation mit dem Titel „Work-Place“ hinterlassen hat, brachte ihm den „Goldenen Löwen“, den Spezialpreis der Jury ein. Studio Mumbai setzt ein Zeichen, indem es an das menschliche Maß im Planen und Entwerfen erinnert und beispielhaft vorführt, was konsequentes Bauen im Kontext und mit dem Ziel der Nachhaltigkeit im besten Fall bedeuten kann. Sicherlich handelt es sich um eine „Slow Architecture“, denn der von Bijoy Jain vorgeschlagene Weg nimmt oft mehrere Jahre in Anspruch, beweist aber seine Leistungsfähigkeit auch durch die besondere Qualität der Bauten, die eine selten durchgängige Stimmigkeit und Homogenität von Außen- und Innenraum auszeichnet.

Grosse Werkschau an zwei Orten

Das Sitterwerk in St. Gallen und das Vorarlberger Architekturinstitut in Dornbirn widmen Studio Mumbai nun eine grosse Doppel-Ausstellung, die sowohl Einblick in den besonderen Arbeitsprozess wie in das Werk von Bijoy Jain gibt.

Im Werkstoffarchiv des Sitterwerks konzentriert sich die Schau auf die Auseinandersetzung mit dem Material. Als Zeugen für die Handwerkskunst werden hier Arbeitsmuster ausgestellt, Hölzer, Steinplatten, Keramikfliessen und Pflanzenfarben beispielhaft zitiert. Im Fokus stehen Materialauswahl, wie etwa die Hölzer verschiedener Landschaften, die Art ihrer Bearbeitung, der Entwicklungsprozess - das „learning through making“ - sowie das zugehörige Werkzeug. Modelle und Skizzen verweisen dabei auf den Verwendungszusammenhang. Das Werkstoffarchiv - eine Sammlung von Materialien, die Künstler, Architekten oder Denkmalpfleger verwenden - stellt zudem Muster und Werkstücke aus den eigenen Beständen den Exponaten aus Indien gegenüber.

Das Vorarlberger Architektur Institut verfolgt den ganzheitlichen Ansatz, der das „Ereignis“ Studio Mumbai über den unmittelbaren Kontext seiner geografischen Situierung hinaushebt und als ein Beispiel von globaler Relevanz vorstellt. Ausgehend von den Einflüssen und Inspirationen am Beginn des Entwurfsprozesses wird der Weg der Formwerdung bis zum Bauen vor Ort, im Dialog mit der Landschaft, nachvollziehbar. Die Ausstellung stützt sich vor allem auf eine ausgefeilte Choreographie des bewegten Bildes, bei der Filme vom Leben und Arbeiten auf dem Gelände von Studio Mumbai, Kurzfilme von Bijoys Smartphone - die er wie Skizzen verwendet - und Aufnahmen der fertigen Gebäude die Vielschichtigkeit des architektonischen Prozesses erlebbar machen.

teilen auf

Weiterführende Links:
vai