Veranstaltung

Rural Moves – The Songyang Story
Ausstellung
Rural Moves – The Songyang Story © Wang Ziling
14. März 2019 bis 23. April 2019
Architekturzentrum Wien – Galerie
Museumsplatz 1
A-1070 Wien


Veranstalter:in: Architekturzentrum Wien

Akupunkturen

Die Songyang Story wird im Az W erzählt

1. April 2019 - Martina Pfeifer Steiner
Architektur als Akupunkturtherapie? Auf der Suche nach architektonischen wie räumlichen Modellen zum ländlichen „Upgrading“, das auch für Europa Impulse geben könnte, trafen Hans-Jürgen Commerell und Kristin Feireiss vom Aedes Architecture Forum, Berlin, auf die „Songyang Story“. In dieser chinesischen Region mit mehr als 400 Dörfern setzte die Pekinger Architektin Xu Tiantian und ihr Büro DnA_Design and Architecture in Zusammenarbeit mit den Dorfgemeinschaften, der kommunalen Regierung und lokalen HandwerkerInnen in wenigen Jahren, mit unglaublich schönen Projekten, ein neues „rurales Selbstbewusstsein“ in Gang. Die inspirierende Ausstellung macht nun im Az W halt, geht dann weiter ins Architekturzentrum Basel und man kann nur hoffen, dass sie noch viele weitere Stationen findet.

Songyang gilt als traditionell landwirtschaftlich geprägte Region mit sanften Hügeln, Reisfeldern und Teeplantagen. „Unsere Zusammenarbeit mit Songyang begann mit der allmählichen Entwicklung eines touristischen Angebots, das anfänglich auf die Teeplantage in Damushan beschränkt war und später auf die umliegenden Dörfer ausgeweitet wurde“, berichtet die Architektin im Ausstellungskatalog. Mit minimalen Interventionen begannen sie die vorhandenen Ressourcen und oft schon vergessene handwerkliche Traditionen einzubinden, um zentrale Elemente der Dorfsubstanz sowie Dorfgeschichte zu wahren und positive Zukunftsperspektiven für die kulturelle, soziale und ökonomische Entwicklung zu schaffen.

Die Ausstellung erzählt die Geschichte von Songyang sehr eindrucksvoll. Ausgewählte Projekte werden auf Tafeln aus zwei Distanzen betrachtet, einmal in der Landschaft sitzend und dann als Gesamtansicht. Schöne, große Modelle, Pläne, Fotos und Filmsequenzen, die das Leben in diesen Gebäuden veranschaulichen sowie die Menschen zu Wort kommen lassen, vermitteln die Themen kurzweilig und auch die Texte sind interessant und gut zu lesen.

Die „Brown Sugar Factory“ beispielsweise, wird nur in den drei Wintermonaten für die Zuckerproduktion genutzt, das Gebäude steht die übrige Zeit der Dorfgemeinschaft zur Verfügung. Mit einem komplett transparenten Erdgeschoß verbinden sich nun die Arbeitszonen mit den Feldern und den dörflichen Strukturen. Dort treffen sich die Alten tagsüber zum Tee, abends werden Filme gezeigt, dann spielt wieder das lokale Puppentheater auf. Oder die Shimen-Brücke aus den 1950er-Jahren, die zwei Dörfer über den Songyin-Fluss verbindet und nach der Renovierung zum überdachten gemeinsamen Kulturraum wird. Oder das Dushan-Leisure-Center in Silingxia-Village, das sich im großen Bogen in die Landschaft integriert. Oder ein Bambus-Theater, bei dem die Architektin einen Low-Tech-Ansatz findet, nämlich das schnelle Wachstum und die Biegequalität des Materials. Einmal angelegt braucht die wachsende Kuppel wenig Pflege.

Zu dieser Ausstellung „Rural Moves – The Songyang Story“ ist ein einfach-klares Resümee zu ziehen: Hingehen, Anschauen! Und wer nicht gleich einen Ausstellungskatalog mitnimmt, wird ein zweites Mal vorbeikommen, denn solche Projekte will man nicht vergessen.

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