Veranstaltung

Robert Venturi und Denise Scott Brown
Vortrag
Dienstag, 3. Mai 2005, 19:00 Uhr
Semperdepot
Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste Wien
Lehárgasse 6
A-1060 Wien


Veranstalter:in: ÖGFA, Akademie der bildenden Künste

Architecture as Signs and Systems for a Mannerist Time

Robert Venturis „Complexity and Contradiction in Architecture” von 1966 sowie „Learning from Las Vegas” von Venturi, Scott Brown und Izenour aus dem Jahr 1972 waren Architekturbücher von weltweiter Bedeutung, die die Postmoderne mitbegründeten oder, wie Denise Scott Brown sagt: „Perhaps postmodernism emerged from this. But it did not come from us. Our themes had more dour and dire origins and were colored by the social and civic rights events of the 1960s.“ Venturi und Scott Brown entwickelten eine Sicht auf Architektur, die deren Zeichenhaftigkeit gegenüber dem Raum privilegieren wollte. Die Früchte dieser Arbeit wurden von den Postmodernen geerntet, zu denen sie sich selbst nicht zählen.

2003 hielten Venturi und Scott Brown die William E. Massey Sr. Lectures in the History of the American Civilization an der Universität Harvard, die nun vor einigen Monaten publiziert wurden. Der Vortrag im Rahmen des ÖGFA-Schwerpunktes „Utopien des Alltäglichen“, Anlass für Venturis zweiten Besuch nach 30 Jahren und Scott Browns überhaupt ersten Besuch in Wien, wird eine Zusammenfassung dieser Darstellung sein, ein Rückblick auf vierzig Jahre gemeinsamer Arbeit und eine Erläuterung der in dieser Zeit entwickelten Interessen und Sichtweisen.

Robert Venturi, der aus Philadelphia stammt, studierte an der Universität Princeton bei dem Beaux-Arts-Architekten Jean Labatut, bevor er Mitte der 50er Jahre als Rome Prize Fellow an die American Academy in Rom ging.

Denise Scott Brown wuchs in Südafrika auf und ging Anfang der 50er Jahre nach London, um an der Architectural Association zu studieren, wo sie mit der Independent Group und den Smithsons in Kontakt kam. Bereits in den 50er Jahren fotografierte sie mit ihren Studienkollegen Populärkultur, everyday landscapes und deren Zeichensysteme. Es folgte der Wechsel an die University of Pennsylvania bei Louis Kahn, wo sie Stadtplanung studierte und unter anderem bei Herbert Gans Stadtsoziologie hörte, der einen neuen Blick auf den Funktionalismus in der Architektur eröffnete und die Frage stellte: „Funktional für wen?“ An der Universität in Philadelphia trafen sich die beiden schließlich 1960 und stellten fest, dass sie viele gemeinsame Interessen hatten: „Pluralismus, Multikulturalismus, Sozialaktivismus, Symbolismus, Ikonographie, Eklektizismus, Pop Art, Populärkultur, die alltägliche amerikanische Landschaft, Italien, Manierismus, der Gebrauch und Missbrauch von Geschichte, die unbequem direkte Entwurfslösung und die unbequem indirekte Entwurfslösung.“

Scott Brown eröffnete Venturi die Bedeutung des Gewöhnlichen und „korrumpierte“ ihn durch ihre Einladung, 1966 Las Vegas zu besuchen, und Venturi erschloss ihr die komparatistischen und analytischen Techniken der Architekturgeschichte. Im Herbst 1968 analysierten sie gemeinsam mit ihren Studierenden von der Universität Yale den Las Vegas Strip, was schließlich in dem berühmten Buch von 1972 mündete. Zentral ist dabei die Unterscheidung von Architektur in ducks (d.h. in Formen expressiver Raumgestaltung) und decorated sheds (d.h. simple Kisten mit addierten Zeichen). Es ging um die Oberfläche, Kommunikation, Ikonographie, um Manierismus statt Expressionismus, und das perfekte Beispiel dafür war das Las Vegas der späten 60er Jahre, wohlgemerkt nicht das heutige Las Vegas der „Szenographie“ – heute plädieren Venturi und Scott Brown eher für ein „Learning from Tokyo“.

Robert Venturi und Denise Scott Brown leiten gemeinsam das Büro Venturi, Scott Brown and Associates in Philadelphia, das in den letzten Jahren vor allem eine Reihe von Universitätsbauten realisierte. Venturi erhielt stellvertretend für das Team 1991 den Pritzker-Preis.

Konzeption: Andreas Rumpfhuber

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Weiterführende Links:
Venturi, Scott Brown and Associates

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