Veranstaltung

Mythos Großstadt
Ausstellung
19. Juni 2001 bis 26. August 2001
Kunstforum Bank Austria
Freyung 8
A-1010 Wien


Veranstalter:in: Kunsforum Bank Austria

Metropolen, Großstädte, Knotenpunkte

Worum ging es den Avantgarde-Architekten in Städten wie Brünn, Lemberg, Prag, Zagreb, Budapest oder Wien zur letzten Jahrhundertwende?

19. Juni 2001 - Ines Mitterer
Ein ungewohntes Bild für das Kunstforum Wien: Stahlgerüste halten Pläne von gebauten und ungebauten Architekturen, Skizzen von möglichen Städten, Architekturzeichnungen von Otto Wagner, Camillo Sitte, Adolf Loos, Ödön Lechner und vielen mehr. Mitteleuropäische Gebäude, Plätze und Stadtviertel, wie man sie in jeder großen Stadt im Bereich der Donaumonarchie findet - und Gebäude, Plätze und Viertel, die nur in Budapest, Laibach oder Temeschwar stehen können und nirgends sonst.

Das Bemühen der Architekten und Städteplaner in Mitteleuropa vor hundert Jahren: einerseits einem internationalen Stil zum Durchbruch zu verhelfen, andererseits auf besondere nationale Kulturmerkmale einzugehen. Die Architektur der Ausstellung Mythos Großstadt, gestaltet von Coop Himmelb(l)au, entspricht dieser Konstellation von Gemeinsamkeiten und Unterschieden.


Transparente Architektur

Sie lädt zum Entdecken ein, meint Kurator Dieter Bogner: „Wenn man durch diese transparente Architektur von Coop Himmelb(l)au geht, sieht man zum Beispiel von der ungarischen Sektion mit ihrem Ornamentalismus durch die Wiener Klassik hinüber zum tschechischen Kubismus. Das ist ein Erlebnis, wo man in dieser Ausstellung zufällige Verbindungen sehen kann. Man geht suchen, man geht entdecken.“

Viel von dem, was in dieser Ausstellung zu sehen ist, stammt aus Archiven der ehemals kommunistischen Länder, die erst jetzt, nach 1989, wieder zugänglich sind. Das Material zeigt, dass die sieben in der Ausstellung vertretenen Städte alle die Anlage zur multiethnischen, multikulturellen, offenen Weltstadt hatten. Erster und Zweiter Weltkrieg und die darauffolgende Zeit der kommunistischen Diktaturen hat den realistischen Plan Großstadt in Mitteleuropa zum noch immer unerreichten Mythos werden lassen.


Wien-Temeswar-Wien

„Ein Schlagwort“ bringt Bogner ins Spiel: „Schnellzug nach Temeswar, zweimal täglich - Vision oder Gegenwart?“ Weder noch, meint Bogner, sondern vielmehr Vergangenheit: „Um 1910 fuhr man schneller nach Temeswar mit dem Zug als heute - und das zweimal täglich.“

Die Verbindungen zum heute sind in diesem Überblick zu architektonischen Fragestellungen der Geschichte immer präsent: Wie sollen Städte wachsen? Wie sollen menschenfreundliche Siedlungen aussehen, wie sehr kann Architektur Identität vermitteln? Hundert Jahre sind nicht viel in der Geschichte unserer Städte, findet Kurator Dieter Bogner, der als ehemaliger Chef des geplanten Museumsquartiers mit dieser Schau seinen Beitrag zur Eröffnung desselben liefern will.


Mythos Museumsquartier

„Auch das Museumsquartier ist quasi der Mythos Großstadt“, so Bogner. „Wien will aufholen, will sich in die ersten Plätze vorarbeiten. Und letztlich war es wie vor hundert Jahren, als Otto Wagner das große Stadtmuseum am Karlsplatz geplant hat. Es wurde nicht gebaut, abgelehnt durch eine Quasi-Volksabstimmung - so ähnlich wie beim Museumsquartier.“

Die Schau ist als internationales Projekt von Kunstforum Wien, Österreichischem Wissenschaftsministerium, dem Canadian Centre for Architecture in Montreal, sowie dem Getty Research Institute in Los Angeles entstanden. Sie zeigt mit einem enormen Aufgebot an Plänen, Modellen und Photos, worum es den Avantgarde-Architekten in Städten wie Brünn, Lemberg, Prag, Zagreb, Budapest oder Wien zur letzten Jahrhundertwende gegangen ist.

Begleitet wird die Ausstellung im Kunstforum, die bis 26. August läuft, von einem sorgfältig recherchierten Katalogbuch, das im Prestel-Verlag erschienen ist.


[Tipp:
Mythos Großstadt im Bank Austria Kunstforum Wien; 19.06. bis 26.08, täglich 10.00 - 18.00 Uhr, Mittwoch 10.00 - 21.00 Uhr. Jeden Mittwoch Abend finden um 18 Uhr 30 Spezialführungen statt.]

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