Zeitschrift
Bauwelt 14.07
Glasfassaden
„Modelle für morgen“
Wie lässt sich Kunst an kunstfernen Orten präsentieren?
5. April 2007 - Uta Winterhager, Robert Winterhager
Die European Kunsthalle ist ein Projekt von „Das Loch e.V.“, einer Initiative, die sich gründete, als die Kunstszene Köln mit dem Abriss des Josef-Haubrich-Forums im Jahr 2002 ihre Basisstation verlor. Nun suchen die Initiatoren der European Kunsthalle nach Möglichkeiten, einen Kunstbetrieb zu leiten, der zwangsweise erst einmal ohne eigene Räume auskommen muss. So zeigt die erste Ausstellung „Modelle für morgen: Köln“, kuratiert von Nicolas Schaffhausen, Vanessa Joan Müller und Julia Höner, Beiträge von 21 internationalen Künstlern, die skizzenhaft die Fragen nach Ort, Form und Zugänglichkeit der neuen Institution reflektieren sollen. Als Modellversuch für die dezentrale Kunstpräsentation, sind die Arbeiten auf 22 öffentlich zugängliche Orte im Stadtraum verteilt. Die Stationen des ringförmigen Parcours lie-gen in Fußmarschnähe voneinander entfernt, auffindbar allerdings nur mit Hilfe des Begleithefts.
Die inhaltliche Aussage der einzelnen Projekte ist weniger interessant als die Schlussfolgerungen, die sich aus den 22 Stationen für alternative Formen der Kunstpräsentation ergeben. Hier offenbaren sich Schwellen und Widerstände, denen alle Kunstaktionen in städtischen Räumen ausgesetzt sind: Desinteresse vs. künstlerische Botschaft, Massenkompatibilität vs. ästhetischen Elitarismus, Sicherheit und Ordnung vs. Experiment und Grenzüberschreitung, Raumökonomie vs. Sperrigkeit der Kunst.
Hinter der Stuhlreihe im Wartebereich des Kundenzentrums der Stadt Köln am Laurenzplatz hängen auf den Kopf gestellt drei englische Texttafeln von Liam Gillick. Seine Arbeit „Revision in the Snow“ zerschellt in der bräsig-nervösen Atmosphäre bürokratischer Akte und wird von Angestellten wie von Besuchern einfach ignoriert. Ebenso chancenlos sind die skizzenhaften Raumstrukturen von Tobias Rehberger im Dinea-Restaurant des Kaufhofs. Vier kaschierte Postertafeln, Entwürfe für eine neue European Kunsthalle, hängen an der Wand und schauen Mitarbeitern und Gästen bei der Kaffeepause zu. Am Roncalliplatz und in der Kleinen Budengasse stehen zwei Stromkästen, auf die der Künstler An Te Liu „DASEIN“ und „GESTELL“ geschrieben hat. Die intellektualisierte Intervention ist so minimal und inhaltlich hermetisch, dass sie in der Vielfalt und Dichte städtischer Text- und Raumbilder schlicht verschwindet.
Besser funktionieren jene Arbeiten, die sich formal an vorhandene Zeichensysteme im öffentlichen Raum anlehnen, wie die schwarze Tafel des amerikanischen Künstlers Lawrence Weiner über dem Gleisabgang zur U-Bahn am Hauptbahnhof. Die Aufforderung „PUT WHERESOEVER“, geschrieben neben zwei weißen Rechteckformen, legt nahe, dass auf diese Weise jeder Ort durch künstlerische Intervention zu einem Teil der European Kunsthalle werden könnte. An der Wand der Aral-Tankstelle gegenüber der abgerissenen Kunsthalle hat das Künstlerduo Bik van der Pol ein Leuchtschild installiert mit der Aufschrift „IDEAS YOU BELIEVE ARE ABSURD ULTIMATELY LEAD TO SUCCESS“.
Gerade in der Kraft des Absurden, des unvermutet Ungebärdigen liegt wohl das große Potential von Kunstpräsentationen im öffentlichen Raum, das sich in dieser ersten Ausstellung aber leider nur erahnen lässt. Denn allzu breit ist der Spagat zwischen räumlicher Anpassung und programmatischer Subversion. Während im Museum eine Verdichtung und Isolation künstlerischer Positionen erreicht wird, löst sich beim dezentralen Ausstellungskonzept der European Kunsthalle die Kunst in der Masse der Stadt auf.
Die inhaltliche Aussage der einzelnen Projekte ist weniger interessant als die Schlussfolgerungen, die sich aus den 22 Stationen für alternative Formen der Kunstpräsentation ergeben. Hier offenbaren sich Schwellen und Widerstände, denen alle Kunstaktionen in städtischen Räumen ausgesetzt sind: Desinteresse vs. künstlerische Botschaft, Massenkompatibilität vs. ästhetischen Elitarismus, Sicherheit und Ordnung vs. Experiment und Grenzüberschreitung, Raumökonomie vs. Sperrigkeit der Kunst.
Hinter der Stuhlreihe im Wartebereich des Kundenzentrums der Stadt Köln am Laurenzplatz hängen auf den Kopf gestellt drei englische Texttafeln von Liam Gillick. Seine Arbeit „Revision in the Snow“ zerschellt in der bräsig-nervösen Atmosphäre bürokratischer Akte und wird von Angestellten wie von Besuchern einfach ignoriert. Ebenso chancenlos sind die skizzenhaften Raumstrukturen von Tobias Rehberger im Dinea-Restaurant des Kaufhofs. Vier kaschierte Postertafeln, Entwürfe für eine neue European Kunsthalle, hängen an der Wand und schauen Mitarbeitern und Gästen bei der Kaffeepause zu. Am Roncalliplatz und in der Kleinen Budengasse stehen zwei Stromkästen, auf die der Künstler An Te Liu „DASEIN“ und „GESTELL“ geschrieben hat. Die intellektualisierte Intervention ist so minimal und inhaltlich hermetisch, dass sie in der Vielfalt und Dichte städtischer Text- und Raumbilder schlicht verschwindet.
Besser funktionieren jene Arbeiten, die sich formal an vorhandene Zeichensysteme im öffentlichen Raum anlehnen, wie die schwarze Tafel des amerikanischen Künstlers Lawrence Weiner über dem Gleisabgang zur U-Bahn am Hauptbahnhof. Die Aufforderung „PUT WHERESOEVER“, geschrieben neben zwei weißen Rechteckformen, legt nahe, dass auf diese Weise jeder Ort durch künstlerische Intervention zu einem Teil der European Kunsthalle werden könnte. An der Wand der Aral-Tankstelle gegenüber der abgerissenen Kunsthalle hat das Künstlerduo Bik van der Pol ein Leuchtschild installiert mit der Aufschrift „IDEAS YOU BELIEVE ARE ABSURD ULTIMATELY LEAD TO SUCCESS“.
Gerade in der Kraft des Absurden, des unvermutet Ungebärdigen liegt wohl das große Potential von Kunstpräsentationen im öffentlichen Raum, das sich in dieser ersten Ausstellung aber leider nur erahnen lässt. Denn allzu breit ist der Spagat zwischen räumlicher Anpassung und programmatischer Subversion. Während im Museum eine Verdichtung und Isolation künstlerischer Positionen erreicht wird, löst sich beim dezentralen Ausstellungskonzept der European Kunsthalle die Kunst in der Masse der Stadt auf.
Für den Beitrag verantwortlich: Bauwelt
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