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Hochparterre 05|2007
Zeitschrift für Architektur und Design
Hochparterre 05|2007
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Wo Architekten klicken

Wer im Internet ein Service bietet, der Architekten und Planern die Arbeit erleichtert, kann damit Geld verdienen. Dazu ein Vergleich von drei Websites: die Pro-duk-te-bibliothek architonic.com, der Online-Verlag baunetz.de und die Architektenporträts auf world-architects.com.

16. Mai 2007 - Urs Honegger
Wer im World Wide Web erfolgreich geschäften will, war am besten von Anfang an dabei. «Jetzt noch im Netz starten? Schmerzvoll», meint Tobias Lutz, Geschäftsführer von Architonic. Er hat gut lachen, seit 1999 ist der Architekt im Geschäft. Schon länger dabei sind die Zürcher PSA Publishers mit world-architects.com und der deutsche Online-Verlag baunetz.de. Bei allen drei Angeboten dauerte es ein paar Jahre, bis sie finanziell erfolgreich waren. Baunetz.de profitierte zunächst von der Investition des Bertelsmann Verlags. Wenige Jahre nach dem Start rentierte die Website ohne Querfinanzierung. «Das ist für einen On-line-Dienst eine aussergewöhnlich gute Leistung, weit über die Baubranche hinaus», weiss Stephan Westermann, der für den Inhalt zuständig ist. Die PSA Publishers investierten die Einnahmen aus ihren Porträtbüchern ins Netz. Heute gibt es keine Bücher mehr, die Firma macht ihren Umsatz ausschliesslich im Internet. Architonic betrieb neben der Website drei weitere Geschäfte. Seit Kurzem schreibt auch www.architonic.com schwarze Zahlen.

Besucher und Inhalt

Bei allen drei Beispielen bezahlen nicht die Benutzer, sondern die Mitglieder, Abonnenten und Werbekunden. Im Internet vom Benutzer Geld für Inhalt zu verlangen, ist nach wie vor schwierig: Baunetz hat versucht, einen kostenpflichtigen Bereich mit Dossiers über Architekturwettbewerbe einzurichten, vergeblich. Die Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg ist eine hohe Besucherzahl. Sie bestimmt den Anzeigetarif. Baunetz finanziert sich vorwiegend über Werbeeinnahmen. Das hat Konsequenzen für den Inhalt: «Eine neue Infoline wird nur eingerichtet, wenn wir dafür einen Sponsor finden», hält Stephan Westermann fest. Unter den vielen Anzeigen leidet die Gestaltung und die Benutzerfreundlichkeit der Seite. Lästig sind die Anzeigen, die sich immer wieder ins Gesichtsfeld des Benutzers stellen. Dafür bezahlen die Werbekunden aber den höchsten Preis. Und wie bringt man Architekten dazu, eine Website zu besuchen? Indem man einen Service bietet, der ihnen die Arbeit erleichtert. Zum Beispiel die Auswahl und die Bewertung von Informationen.

PSA Publishers verkaufen Architekten, Ingenieuren, Landschaftsarchitektinnen und weiteren Auftritte im Netz – ihre Leistung ist einerseits eine Selektion nach Güte der Büros – es wird nicht wahllos jedem ein Auftritt verkauft. Andererseits werden die Seiten im selben Designstandard aufgebaut, sind leserfreundlich und informativ. Wer über die Architekten der Schweiz zum Beispiel einen ersten Überblick will, findet hier allerhand. Tobias Lutz von architonic sagt: «Wir wollen eine Art Nischen-Google sein». Ein Suchdienst also, bei dem die meisten Nachfragen im Bereich Produkte und Materialien für Architekten beginnen. Lutz spielt dabei auf eine weitere Besonderheit des Mediums an. Viele Besucher und Erfolg hat, wer von der Internetweltmacht Google gut bewertet wird.
Google rangiert alle Websites nach einem sich dauernd ändernden Algorithmus, der sich unter anderem aus den Parametern Besucherzahl, Vernetzung und Inhaltsmenge zusammensetzt. Wer hier gut klassiert ist, erscheint bei der Google-Suche auf den ersten Seiten. Entsprechend viele Internetbenutzer werden auf die Homepage aufmerksam. «Google hat uns kürzlich auf Page Rank 6 befördert; unser Traffic ist massiv gestiegen», weist Tobias Lutz den Zusammenhang nach. Bei der Firma Architonic wendet ein Techniker fünfzig Stellenprozent allein dafür auf, die Google-Klassifizierung zu verbessern. Auch bei world-architects.com steigt die Besucherzahl. Darum ist die Site bei Google weit oben anzutreffen, wenn man das Stichwort ‹architects› oder ‹Architekten› eingibt. «Manche Architekten haben gar keinen eigenen Internet-auftritt mehr, sondern nutzen ihre Seite bei uns als Website», sagt Hans Demarmels. Dadurch sparen sie sich Kosten und Aufwand, um die Homepage zu unterhalten.

Untereinander verknüpft

Links sind das A und O im World Wide Web. Wenn eine Site mit vielen anderen vernetzt ist, bewertet sie nicht nur Google besser, sie lockt dann auch mehr Besucher an. Architonic ist über die Produktebibliothek mit den Homepages vieler international wichtiger Möbelhersteller verlinkt, die auf ihren eigenen Websites eine Menge Besucher haben. World-architects.com betreibt mit den Dependancen in den einzelnen Ländern bereits ein eigenes Netz. Hinzu kommen die Links zu den porträtierten Büros. Jeder Sponsor von Baunetz ist per Banner nicht nur visuell präsent, sondern auch mit einem Klick erreichbar. Verschiedene Anbieter können ihre Inhalte problemlos zu einem neuen Angebot verknüpfen. Das machen Architonic und PSA Publishers: Die Produktebibliothek, die man auf architonic.com findet, ist auch bei world-architects.com eingebaut. Architonic ist so bei mehr Architekten und Bauherren präsent. PSA kann mit dem fremden Inhalt Werbeeinnahmen generieren. Der Inhalt fliesst aber aus dem Internet auch zurück in die reale Welt: Tobias Lutz nutzt bei seinen Beratungen der Möbelfirmen jenes Wissen, das er sich im Online-Geschäft erarbeitet hat – und Hans Demarmels sucht nach Konzepten für Bücher.

Weitere Adressen zu Architekur und Design: www.arcguide.de, www.coohunting.com, www.designspotter.com, www.hochparterre.ch, www.materialconnexion.com, www.sia.ch, www.stylepark.com, www.we-make-money-not-art.com, www.werkbauen-undwohnen.ch.

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Für den Beitrag verantwortlich: hochparterre

Ansprechpartner:in für diese Seite: Roderick Hönighoenig[at]hochparterre.ch

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