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TEC21 2007|38
Aufbereitet
TEC21 2007|38
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Vor etwa 30 bis 40 Jahren stand der Schweiz das Wasser bis zum Hals: nicht in erster Linie das Hochwasser wie heute, sondern die kommunale und die industrielle Abwassermenge, die seit den 1950er-Jahren rapide zugenommen hatte. Sie drohte ausserhalb der wenigen bereits mit Abwasserreinigungsanlagen (ARA) versehenen Zentren zu einer ernsthaften Bedrohung für die Gesundheit der Bevölkerung zu werden.

Anfang der 1960er-Jahre wurde die Gefahr erkannt. In der Folge wurden bis in die 1980er-Jahre kommunale ARA mit einem Investitionsvolumen in derselben Grössenordnung wie für die etwa gleichzeitig erfolgte Erstellung der Hauptstrecken des Nationalstrassennetzes gebaut. Der aktuelle Wiederbeschaffungswert der 759 gegenwärtig in Betrieb stehenden zentralen ARA wird auf ca. 10 Mrd. Franken veranschlagt, dazu kommen über 3300 dezentrale Kleinkläranlagen und Dutzende von industriellen Aufbereitungsanlagen. Damit wird ein Anteil an gereinigtem Abwasser von 97% erreicht.

In einzelnen Fällen ist es heute ökonomisch und ökologisch sinnvoll, ältere Anlagen stillzulegen. Mit dem Klärwerk an der Glatt in Zürich Nord wurde 2002 eine der bedeutenden, in den 1970er-Jahren ausgebauten ARA der Schweiz stillgelegt. Der letzte Beitrag im vorliegenden Heft beschreibt die Umgestaltung von zunächst zwei ihrer Bauwerke für eine völlig andersartige Funktion. Für weitere Anlageteile, vor allem für die ausgedehnten, im Terrain eingelassenen Becken, werden noch Nutzungskonzepte gesucht. Die beiden ersten Fachartikel stellen aktuelle verfahrenstechnische Weiterentwicklungen in der Abwasseraufbereitung vor. Der grosse Platz- bzw. Baulandbedarf und die nicht ganz vermeidbaren Geruchsemissionen von konventionellen ARA werden mit zunehmender Ausdehnung und dichterer Besiedlung der Wohngebiete bei vielen Anlagen problematisch. Hier kann die in der Schweiz noch wenig verbreitete Membrantechnologie die Lösung sein. Das Wasser, das moderne Reinigungsanlagen mit nachgeschalteter Sandfiltration verlässt, ist optisch klar und geruchlos. Doch ist es noch durch Mikroverunreinigungen, darunter Medikamente und Hormone, verschmutzt.

Diese lassen sich bisher nicht entfernen und sind aufgrund ihrer noch weitgehend unbekannten Auswirkungen auf Menschen und Ökosysteme als Risikofaktoren zu betrachten. In einem Pilotversuch wird gegenwärtig abgeklärt, ob sich das in der Trink- und Badewasseraufbereitung bewährte Ozon auch für den Abbau der Mikroverunreinigungen im Abwasser eignet. Eine lange Zeit unbeachtete Quelle für die Verschmutzung von Oberflächengewässern ist das auf Strassen anfallende verschmutzte Abwasser. Dieses bedarf dezentraler Aufbereitungstechniken, die im dritten Fachartikel vorgestellt werden. Dazu gehört aber weiterhin auch die geordnete Versickerung in geeigneten Böden, was im kleinen Massstab derselben Technik entspricht, mit der auf den ausgedehnten Rieselfeldern um die europäischen Grossstädte des 19. Jahrhunderts die früheste geordnete Abwasseraufbereitung erfolgte. Aldo Rota

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Anbau mit Fingerspitzengefühl | Wabe ade | Friedhofsgebäude in Erlenbach

Magazin
Strategien gegen Schwemmholz | Ausgezeichnete Kläranlage | Abwasserreinigung mit Pflanzen | Berliner Moderne als Welt­erbe? | Sonnenenergie für die Stadt

Geruchlose Abwasserreinigung
Lukas Denzler
Seit die Kläranlage Uerikon mit Membranfiltern ausgerüstet wurde, gehören Geruchsemissionen der Vergangenheit an.

Ozon gegen Mikroschadstoffe
Lukas Denzler
Ein Pilotversuch in der Klär-
anlage Regensdorf soll zeigen, ob eine zusätzliche Reinigungsstufe mit Ozon problematische Mikroverunreinigungen entfernen kann.

Strassenabwasser
P. Kaufmann, E. Scheiwiller, U. Ochsenbein, M. Rudin
Der Kanton Bern testet technische Möglichkeiten, um den Naturfilter «Boden» zur Reinigung von Strassenabwasser zu ersetzen.

Dicker Dampfer
Rahel Hartmann Schweizer
Wie aus einem Schlammeindicker ein «Fass des Diogenes» wird und seine ursprüngliche Funktion trotzdem lesbar bleibt

SIA
Gespräche zur Bauökonomie | Bern: Neue Horizonte – Ideen zu Holz | Wahlen in Kommissionen | «Umsicht – Regards – Sguardi» in St. Gallen

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