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hochparterre 08|2008
Zeitschrift für Architektur und Design
hochparterre 08|2008
zur Zeitschrift: hochparterre

Architekten im Web: auf Service bauen

Wie treten Architekten über das Internet mit Bauherr, Medien und Öffentlichkeit in Kontakt? Zwei aktuelle Diplomarbeiten aus dem Bereich Public Relations widmen sich dem Thema und stellen fest: Schlechte Auftritte im Netz behindern die Kommunikation mit der Zielgruppe.

6. August 2008 - Urs Honegger
‹Planlos ins Netz› titelte Hochparterre einen Artikel (HP 1-2/08), der 50 Websites von Architekten bewertete. Das Resultat war alles andere als glänzend. Technische und gestalterische Mängel führten dazu, dass über die Hälfte der getesteten Internetauftritte ungenügend abschnitt. Unsere Expertinnen und Experten orteten die Gründe auch in einer allgemeinen Kommunikationsunlust. Fazit: Man halte diesbezüglich nicht viel von diesem Medium. Was Hochparterre anhand des Tests diagnostizierte, deckt sich mit den Erkenntnissen, welche die Stadtplanerin Mirca Loh in ihrer Masterthese an der Hochschule Bo--chum gemacht hat. Zum Abschluss des Materstudiengangs ‹Architektur Media Management› hat sie einen Website-Ratgeber für Architekten geschrieben. In der Einleitung kommt sie zum Schluss: «Den meisten Büros dient der eigene Internetauftritt zur Selbstdarstellung.» Sie scheinen sich hauptsächlich an die Berufskollegen zu richten.

Falscher Ansatz

Oft fehlen die grundlegenden Informationen, die einen möglichen Auftraggeber interessieren. Stattdessen schrecken überladene Werkverzeichnisse und komplizierte Pläne die Besucher ab. Mirca Loh weist darauf hin, dass die Hauptfragen nicht gestellt werden: Wer ist die Zielgruppe und was will sie wissen? Diese müsse beantworten, wer einen anständigen Auftritt ins Netz stellen wolle.
«Architekten denken, dass ihre Bauten für sie kommunizieren», beschreibt Mirca Loh ein oft gehörtes Argument. Es greife aber zu kurz. Ein gebautes Haus zeige, wie ein Architekt baut. «Der Auftritt aber muss dem Besucher sagen, wie ein Büro arbeitet. Dienstleistung kann ein Gebäude nicht vermitteln. Eine gute Website aber bringt rüber, wie zuverlässig und stressfrei eine mögliche Zusammenarbeit ist», so die Kommunikationsfachfrau.
Ein weiteres Missverständnis, dass Mirca Loh beschreibt: Das Internet ist kein Werkzeug zur Akquisition. Eine Präsenz ersetzt nicht den ersten Schritt und den direkten Kontakt. Aber er gibt dem potenziellen Partner die Möglichkeit, sich über das Büro zu informieren und Fragen zu beantworten, die beim Meeting vergessen gingen. Und umgekehrt gilt mit Sicherheit: Hat ein Bauherr vier mögliche Bewerber zur Auswahl, schaut er sich deren Sites an. Der mit der schlechten Homepage scheidet aus.

Die Website ist ein Kommunikationswerkzeug unter vielen. Was fürs Internet gilt, betrifft aber auch die anderen Mittel der Öffentlichkeitsarbeit: Architekten arbeiten nur ungern damit. Zu dieser Erkenntnis gelangt PR-Beraterin Sigrun Wähner in ihrer Diplomarbeit am Schweizerischen Public Relations Institut (SPRI): «Viele Architekten wissen gar nicht, wie ein PR-Berater helfen kann, weil sie die Möglichkeiten der Kommunikation nicht kennen. Andererseits trauen sie dem Berater nicht zu, in ihrem Feld die richtigen Vorschläge machen zu können.» Wie man kommunizieren soll, wird aber immer wichtiger. Junge Büros treten bewusster in der Öffentlichkeit auf als die ältere Generation. Auch das belegt Sigrun Wähner in ihrer Arbeit.

Charles Ganz, Managing Director bei swiss-architects.com, einer der grössten Internet-Plattformen für Architekten, hält die Öffentlichkeitsarbeit vieler Architekten ebenfalls für nicht ausreichend. Ein Grund dafür sei die Ausbildung: «Marketing und Business kommen darin nicht vor.» Doch brauche es neben dem Willen, Architektur in die breitere Öffentlichkeit zu tragen, eben auch eine Öffentlichkeit, die sich dafür interessiere. «Nach einer Anfangsphase, in der Architekten das Internet einsetzten, ohne sich zu fragen, wie Architektur in diesem Medium funktioniert und was man überhaupt darstellen wollte, wird das Internet mittlerweile präziser verwendet», erklärt Ganz. Der jungen Generation attestiert Ganz sowohl das Flair fürs Netz als auch den Willen zur Kommunikation.

Viele Kunden landen bei ‹swiss-architects.com›, damit ihnen das Problem mit der Präsenz im Netz abgenommen wird. Ganz und sein Team erstellen auf ihrer Plattform ‹swiss-architects.com› ein Profil mit Kontaktdaten und Projekten – nur das Wichtigste. Charles Ganz sieht seinen Service aber nicht als Ersatz für einen eigenen Auftritt. Im Gegenteil: Hat ein Interessent bei swiss-architects das passende Büro gefunden, kann er sich per Klick auf dessen Website weitergehend informieren. «Damit potenzielle Auftraggeber einen finden, ist es entscheidend, an allen strategisch wichtigen Knotenpunkten des Internets aufzutauchen», fasst Charles Ganz das Prinzip zusammen.

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Für den Beitrag verantwortlich: hochparterre

Ansprechpartner:in für diese Seite: Roderick Hönighoenig[at]hochparterre.ch

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