Zeitschrift

TEC21 2008|27-28
New Orleans Blues
TEC21 2008|27-28
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG

New Orleans – Drei Jahre nach der Flut

Vor drei Jahren, am 29. August 2005, fegte Katrina über New Orleans. Die Flutwelle, die der Hurrikan vor sich hertrieb, brachte Deiche und Schutz­mauern zum Bersten, vier Fünftel der Stadt wurden überschwemmt, 1300 Menschen starben. Heute sind die Spuren der Verwüstung noch immer deutlich sichtbar. Der Wiederaufbau geht nur schleppend voran. Die hoffnungsvollsten Projekte werden durch NGO und Bürgerinitiativen in Gang gebracht – nicht zuletzt als Reaktion auf Stadtentwicklungspläne, die für ärmere afroamerikanische Teile der Bevölkerung keinen Platz mehr in New Orleans vorsehen.

7. Juli 2008 - Oliver Pohlisch
Wie Filmkulissen eines Südstaatenmelodrams nehmen sich die Fassaden vereinzelter rekonstruierter Häuser in den von der Katastrophe geschaffenen weiten Brachen der Stadt aus. Um sie herum wurden komplette Gebäudezeilen abgerissen, und über die verbliebenen Betonfundamente breitet sich Wildwuchs aus. Nicht wenige Ruinen stehen aber noch; ihre Fenster sind mit Brettern vernagelt und die Türen von den Behörden versiegelt worden. Immerhin: Dort, wo sich von der Federal Emergency Management Agency (FEMA) bereitgestellte Wohnwagen befinden, arbeiten weitere Hausbesitzer beharrlich an der Wiederherstellung ihres Zuhauses. Die Pfahlbau-Ästhetik, die bei der Rekonstruktion dominiert, wird von den Versicherungen quasi mitdiktiert. Diese entschädigen nur, wenn die Eigentümer ihr Heim gemäss den Vorgaben der FEMA für das jeweilige Stadtviertel auf eine bestimmte Höhe anheben. Die geringe Dichte des Wiederaufbaus hingegen ist das Ergebnis einer knausrigen Verteilung von bundesstaatlichen Geldern an Hausbesitzer ohne ausreichenden Versicherungsschutz: Die Mittelvergabe aus dem Home Road Program bemisst sich am Verkehrswert eines Gebäudes vor der Katastrophe. Im Falle des Eigentums von afroamerikanischen Mittelschichts- und Arbeiterfamilien liegt dieser oft weit unter den Kosten für die Instandsetzung.

Nach der Katastrophe der Themenpark?

Seit die Stadt wieder trockengelegt ist, kämpft die schwarze Community oft unbeachtet von den Medien darum, überhaupt eine Zukunft in New Orleans zu haben. Zwar ist die Einwohnerzahl wieder auf 327000 gestiegen, das sind 72% der Bevölkerungsgrösse vor Katrina. Allerdings war die Stadt im Sommer 2005 zu 67% schwarz, heute ist sie es nur noch zu 58%. Nach Ansicht des Urbanisten Mike Davis wird die Rückkehr der afroamerikanischen Bevölkerung von einer Politik erschwert, welche die Katastrophe als einmalige Chance begriffen hat, um New Orleans mit Vertreibungen, Privatisierungen und Umstrukturierungen in einen makellosen Themenpark für den gehobenen Tourismus zu verwandeln. Schwarze fänden darin nur noch als Museumshüter der von ihnen geprägten weltbekannten Jazz- und Karnevalskultur Verwendung.[1]

Einer der grössten Grundstücksbesitzer im French Quarter äusserte sich unverblümt: «Der Hurrikan hat arme Leute und Kriminelle aus der Stadt gefegt, und wir hoffen, dass sie nicht zurückkommen werden. Die Party ist für diese Leute endlich vorbei, und nun müssen sie sich einen anderen Platz zum Leben in den Vereinigten Staaten suchen.» In der Bevölkerung ging die Angst vor einem Landraub um: Der schwarzen Arbeiter- und Mittelschicht solle dank planerischen Restriktionen der Grund abspenstig gemacht werden, damit Investoren darauf profitable Grossprojekte errichten könnten. Tatsächlich hatte der demokratische Bürgermeister Ray Nagin im Rahmen des im Winter 2005 lancierten «Bring New OrleansBack»-Plans (BNOB-Plan) das von der US-Immobilienbranche gesponserte Urban Land Institute (ULI) damit beauftragt, ein Landnutzungskonzept für New Orleans zu erstellen. Die ULI-Planer propagierten eine radikale Zäsur in der Stadtentwicklung. Sie schlugen vor, die Siedlungsfläche zu verkleinern, und illustrierten das mit Karten, auf denen die am stärksten überfluteten Quartiere durch Grünflächen ersetzt waren. Dieser Vorschlag erwies sich als PR-Desaster. Die Wut betroffener Einwohner darüber, dass die Zukunft ihrer Viertel in Frage gestellt wurde, liess die Mitgliederzahlen von Nachbarschaftsorganisationen und Bürger­initiativen massiv ansteigen. Einige begannen sogar, mit Hilfe von Architekturbüros und Wissenschaftern eigene Entwicklungspläne für ihr Quartier aufzustellen.

Ein Plan, bei dem alle mitreden

Bürgermeister Nagin distanzierte sich schnell von der Idee der Stadtverkleinerung, da er fürchtete, bei den bevorstehenden Wahlen sein Amt zu verlieren. Stattdessen betonte er nun, dass alle das sofortige Recht auf Rückkehr hätten. Der freie Markt solle entscheiden, welche Quartiere Überlebenschancen hätten und welche nicht. Der Stadtrat beauftragte Wohnungsbauberater Paul Lambert mit der Durchführung von Bürgerbeteiligungsverfahren in den 46 von der Flut betroffenen Stadtteilen. Der so genannte Lambert-Plan wurde mit 2.9 Mio. Dollar aus Bundesmitteln gefördert. Weil ihm aber ein langfristiges Konzept für die gesamte Stadt fehlte, gab die Louisiana Recovery Authority (LRA) die dringend gebrauchten Hilfsmittel des Bundes nicht frei. Ein Jahr nach Katrina war New Orleans die letzte betroffene Verwaltungseinheit, die noch immer keinen kohärenten Wiederaufbauplan vorweisen konnte. Die LRA begann nun Druck auf die Kommune auszuüben, und die Rockefeller Foundation erklärte sich bereit, ein die ganze Stadt umfassendes Planungsverfahren mit 3.5 Mio. Dollar zu unterstützen. Der Bundesstaat Louisiana, die Stadt und die FEMA kamen schliesslich überein, mit diesem Geld den «Unified New Orleans Plan» (UNOP) anzuschieben.

Der UNOP-Prozess kann wohl als eines der grössten Bürgerbeteiligungsverfahren in der US-Geschichte gelten. Seine wesentliche Aufgabe war es, den Unmut unter den zivilgesellschaftlichen Akteuren über den bisherigen Verlauf des Wiederaufbaus zu kanalisieren. In den dreizehn städtischen Planungsdistrikten konnten die am UNOP-Prozess teilnehmenden Nachbarschaftsvertreter je ein Team aus landesweit tätigen Architektur- und Planungsbüros auswählen, mit dem sie Pläne für ihren Distrikt entwarfen. Diese Arbeit wurde mit der Entwicklung eines Gesamtkonzepts für New Orleans synchronisiert. Auf drei sogenannten Community Congresses partizipierten auch noch nicht zurückgekehrte Flüchtlinge per Konferenzschaltung in andere US-Städte am Planungsprozess.[2]

Nur vier Monate waren für den UNOP-Prozess angesetzt. Rob Olshansky, Professor für Stadtplanung an der Universität Urbana, Illinois, und Mitarbeiter des UNOP-Stabes, bezeichnet ihn als äusserst erfolgreich. Nach dieser kurzen Zeit konnte der LRA ein kohärenter Entwicklungsplan vorgelegt werden, der endlich die Auszahlung der staatlichen Wiederaufbaugelder auslöste. «UNOP hat eine grosse Anzahl von Einwohnern dazu gebracht, über ihre Viertel und die Beziehungen zwischen den einzelnen Stadtteilen nachzudenken und zu diskutieren», so Olshansky. Die quartierübergreifende Vernetzung von Nachbarschaftsgruppen sei gefördert worden, und der UNOP bilde eine solide Basis für die folgenden Planungen der Kommune.[3]

Im Dezember 2006, während der UNOP-Prozess anlief, bündelte Bürgermeister Nagin acht verschiedene Verwaltungsstellen im Office of Recovery Management (später in New Orleans Redevelopment Agency umbenannt) zur besseren Koordination des städtischen Wiederaufbaus. Als dessen Chef setzte er Edward J. Blakely ein, Dekan der Fakultät für Stadtplanung an der Universität Berkeley, der sich beim Wiederaufbau Oaklands nach dem Erdbeben von 1989 einen guten Ruf als Experte für Stadtentwicklung im Katastrophenfall erworben hatte. Blakely übersetzte den UNOP im Frühjahr 2007 in den sogenannten «17 Target Zones»-Plan. Dieser weist 17 Förderzonen mit jeweils einem Durchmesser von einer halben Meile aus, die sich entlang wichtiger Verkehrsachsen und rund um traditionelle Geschäftszentren erstrecken. Blakely baut auf einen Domino-Effekt: Die begrenzten Finanzmittel der Stadt werden in Infrastruktur investiert und als Darlehen für private Investitionen in diese Zonen vergeben. Deren Revitalisierung, hofft er, greife mit der Zeit auf die umliegenden Areale über. Die Intensität der Förderung soll sich nach dem Ausmass der Zerstörung der Bausubstanz und der sozialen Strukturen in der jeweiligen Zone richten. Darüber hinaus will die Stadt vor allem den Ausbau medizinischer Einrichtungen im Stadtzentrum als einen Motor der lokalen Wirtschaft fördern.

Der Katastrophenmanager bleibt stecken

Doch heute, ein Jahr später, zeigen sich viele Einwohner der Stadt darüber frustriert, dass in den 17 Förderzonen nur wenige Aktivitäten zu registrieren sind. Ed Blakely erklärt die schleppende Entwicklung mit bürokratischen Hürden, einer verzögerten Auszahlung der Bundeshilfen und den strengen Massstäben für die Ausgabe öffentlicher Gelder. Letzteres sei eine Konsequenz aus der an Misswirtschaft reichen Geschichte der Stadtverwaltung. Zudem wird Blakely nicht müde, darauf hinzuweisen, dass der Wiederaufbau von Oakland schliesslich mehr als eine Dekade gedauert habe. Inzwischen herrscht erneut Kakofonie im Wiederaufbauprozess. Die New Orleans Building Corporation, im Jahr 2000 vom Stadtrat eingesetzt, um städtischen Grund profitabel zu entwickeln, treibt die Transformation der alten Hafenanlagen am Mississippi in eine Kette von Parks, Veranstaltungsorten und Restaurants voran. Doch für die Uferaufwertung und andere von privatwirtschaftlicher Seite favorisierte Grossprojekte wie Sportstätten rund um den Superdome, neue Behördenkomplexe sowie einen Theaterdistrikt am Rande des French Quarter fehlt das Geld. Die von lokalen Unternehmern getragene Initiative «Global New Orleans, a Vision for Change» möchte es mit dem Verkauf der Betreiberrechte des Louis Armstrong International Airport an Louisiana beschaffen. 500 Mio. Dollar soll der Staat dafür an die Stadt zahlen und mit dem Ausbau des Flughafens möglichst noch den Wirtschaftsstandort New Orleans attraktiver machen.

Architekturlabor dank Non-Profit-Sektor und Showbiz

Vorderhand ist die Selbstorganisation auf Stadtteilebene das Schlüsselelement im Wiederaufbau. Doch trotz allen Vernetzungsbemühungen: Die jahrelange staatliche Politik der Mittelverknappung und des Rückzugs aus kommunalen Dienstleistungen zwingt die einzelnen Stadtteile tendenziell in einen Wettbewerb um Hilfsgelder von karitativ gesinnten Privatpersonen und Unternehmen. «Nachbarschaften, die nicht kreativ denken und ihre Angelegenheiten selbst in die Hände nehmen, können ins Hintertreffen geraten», legitimiert etwa die Broadmoor Development Corporation ihre Kooperation mit HGTV, einem kommer-ziellen Fernsehprogramm mit Einrichtungs- und Garten-Ratgebersendungen, beim Bau von zwei Häusern und diversen Aufräumarbeiten im Stadtteil.[4]

Dort, wo die Bewohner kaum eigene Mittel besitzen, um ihre Existenz in New Orleans sicherzustellen, ist in den vergangenen zwei Jahren immerhin eine vielfältige Szene von Non-Profit-Organisationen eingesprungen. Mit akademischer Expertise und oft dank öffentlichkeitswirksamer Unterstützung durch das Showbiz hat sie kleinteilige Wiederaufbauprojekte angeschoben und trotzt so der Behauptung, dass die Quartiere der ärmeren Afroamerikaner keine Zukunft hätten. In dem von der Flut am schwersten heimgesuchten Lower Ninth Ward und in angrenzenden Vierteln entwickelt sich New Orleans dank dem Non-Profit-Sektor zum Schaufenster experimenteller Öko-Architektur für schmale Geldbeutel und prekäre Topografien. Das «Make it Right»-Projekt von Hollywoodstar Brad Pitt ist derzeit das aufsehenerregendste unter diesen Projekten (vgl. Artikel S. 33–35).

Brad Pitt unterstützt daneben auch ein Projekt von Global Green USA, einer landesweiten Organisation, die nachhaltiges Bauen propagiert. Zusammen mit der Home Depot tion hat sie im Mai das erste Solarenergiehaus im Lower Ninth Ward eingeweiht.[5] Als temporäres Büro der Holy Cross Neighborhood Association und Besucherzentrum ist es Teil einer grösseren Anlage nach einem Entwurf von Matthew Berman und Andrew Kotchen von Workshop/APD, der unter 125 Eingaben im Wettbewerb «Sustainable Design for New Orleans» ausgewählt wurde. Das Projekt umfasst sechs Einfamilienhäuser, ein Apartmenthaus mit 18 Wohnungen, ein Community Center und ein Institut für nachhaltiges Design und Klimaschutz.

Ein anderes Vorhaben fokussiert auf den Schutz des kreativen Milieus der ärmeren afroamerikanischen Quartiere. Das Musicians’ Village im Upper Ninth Ward soll mit über siebzig Einfamilienhäusern Heimstatt für Musiker und Musikerinnen werden, die durch Katrina ihr Hab und Gut verloren haben. Realisiert wird die Siedlung von Habitat for Humanity, ihr Entwurf beruht auf Ideen von Harry Cornick jr. und Branford Marsalis, zwei der berühmtesten Musiker mit Wurzeln in New Orleans. Herzstück der Siedlung wird das Ellis Marsalis Center for Music mit Konzertsaal, Proberäumen, Einrichtungen für den Musikunterricht und einem Quartierzentrum mit sozialen Dienstleistungen für die Bewohnerinnen und Bewohner der Anlage sein. Habitat for Humanity hat es besonders gut verstanden, Politiker und andere Prominente für das eigene Projekt einzuspannen. Selbst Präsident Bush hat schon einige Nägel ins Dachgebälk gehämmert.

Den nachhaltigsten Widerstand gegen ein Verschwinden der afroamerikanischen Quartiere hat aber wohl Acorn geleistet. Die in den 1970er-Jahren gegründete landesweite Organisa-tion einkommensschwacher Mieter und Hausbesitzer verfügt in New Orleans über eine Mitgliederbasis von 9000 Familien. Als die Stadt im Dezember 2005 den Hausbesitzern mit Enteignung und Abriss ihres beschädigten Eigentums drohte, wenn sie die Schlammmassen und ihren wertlos gewordenen Hausrat nicht entsorgten, organisierte Acorn 15 000 Freiwillige für Aufräumarbeiten und konnte so 2500 Häuser retten.[6]

Acorn stellte auch das Planungsteam für das Lower Ninth Ward im erwähnten UNOP-Verfahren. Mit Hilfe von Forschenden dreier Universitäten dokumentierte Acorn im «People’s Plan for Rebuilding the Lower Ninth Ward» den Rückkehrwillen der Bevölkerung des Quartiers und entwickelte ein detailliertes Konzept für dessen Revitalisierung. Es war entscheidend für die mit 145 Mio. Dollar dotierte Aufnahme des Lower Ninth Ward als Wiederaufbauzone in den «17 Target Zones»-Plan. Damit war die Idee einer Renaturierung des Quartiers endgültig vom Tisch. Im Februar 2007 konnte Acorn im Lower Ninth Ward zwei sturmresistente Energiesparhäuser fertig stellen, und die Organisation hat auch den Zuschlag für den Wiederaufbau von weiteren 150 Objekten erhalten.

12000 Obdachlose – Stadt bricht Sozialsiedlungen ab

Doch Nachbarschaftsvertretungen und Non-Profit-Organisationen können sich nicht allen Härten staatlicher Politik entgegenstellen. Vor allem einfachen Mieterinnen und Mietern scheint die Rückkehr in ihre Stadt auf Dauer verbaut zu sein. Die Flutkatastrophe hat zwei Drittel des Mietwohnungsbestandes in Mitleidenschaft gezogen. Die folgende Knappheit hat zu horrenden Mietpreissteigerungen geführt. Hope House, eine Mieterinitiative, berichtet von monatlich vier- bis fünfhundert Personen, die sie wegen abgedrehter Strom- und Wasserversorgung, drohender oder schon erfolgter Räumung um Hilfe bitten. Mit 12000 ist die Zahl der Obdachlosen heute doppelt so hoch wie vor der Flut. Die Kommune trägt noch aktiv zu dieser Wohnungskrise bei. Der Stadtrat beschloss im Dezember 2007, vier Sozialbausiedlungen mit 4500 Wohnungen abzureissen. Schon vor Katrina standen sie im Ruf, «Brutstätten der Kriminalität» zu sein. Die «New York Times» kritisierte diesen Beschluss als ein Echo der rabiaten Slumreinigungspolitik der 1960er-Jahre und pries Teile der Siedlungen als vorbildliche Beispiele des öffentlichen Wohnungsbaus während der Phase des New Deal in den 1930er-Jahren.[7] Die einst für die Siedlungen zuständige städtische Sozialwohnungsbaubehörde wurde 2000 wegen Misswirtschaft unter Zwangsverwaltung des Bundesministeriums für Stadtplanung (HUD) gestellt. Das HUD will nun anstelle der alten Bauten von privaten Investoren Anlagen mit sozialer Durchmischung errichten lassen. Es wird dort nicht mehr genug Platz für die rund 20000 Personen geben, die vor Katrina in diesen Housing Projects lebten. Die UNO fordert den Stopp des Abrisses, da er eine Menschenrechtsverletzung darstelle.

Die Vernichtung öffentlichen Wohnraums ist tatsächlich ein Indiz für die Absicht massgeblicher Akteure in Politik und Wirtschaft, zumindest die rasche Rückkehr der afroamerikanischen Working Poor ans Mississippiufer zu verhindern. Dass sich aber die apokalyptischen Prophezeiungen von Mike Davis und anderen nicht bruchlos bewahrheitet haben, ist vor allem den lokalen Stadtteilinitiativen und landesweiten Non-Profit-Organisationen zu verdanken, die das Fortbestehen der am stärksten zerstörten Viertel mit Vehemenz zu sichern versuchen. Ob die Kommune diese städtische Bewegung zukünftig stärker an politischen Entscheidungen teilhaben lassen möchte, wird sich dann wirklich zeigen, wenn sie über die Verwendung der vielen leergeräumten Grundstücke von Hauseigentümern entscheiden muss, die – gegen Entschädigung aus dem Road Home Program – New Orleans tatsächlich für immer Lebewohl gesagt haben.

Anmerkungen
[1] Mike Davis: «Gentrifying Disaster», in: Mother Jones, 25. Oktober 2005
[2] Zum UNOP-Prozess und dessen Vorgeschichte vgl. Ray Mikell: A Unified New Orleans? Neighborhood Organizations, Factionalism and Rebuilding after Katrina: A Preliminary Report, 6. Januar 2007, New Orleans
[3] Gespräch mit dem Autor am 21.Mai 2008
[4] Becky Bohrer: «With ‹Katrina Fatigue› Worn Off, Magazines Chronicle a Rebirth», in: The Washington Post, 5. April 2008, S. F11, Washington
[5] Website von Global Green: www.globalgreen.org
[6] Website von Acorn: www.acorn.org
[7] Nicolai Ourousoff: «High Noon in New Orleans: The Bulldozers Are Ready», in: The New York Times, 19. Dezember 2007, New York

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: TEC21

Ansprechpartner:in für diese Seite: Judit Soltsolt[at]tec21.ch

Tools: