Zeitschrift

Architektur + Wettbewerbe 215
Raffinierte Einfamilienhäuser
Architektur + Wettbewerbe 215

Einfamilienhaus in Nürnberg

19. September 2008
Im Herbst 2005 beschlossen ein Paar mit drei Kindern die zu klein gewordene Altbauwohnung im Zentrum Nürnbergs aufzugeben und am Stadtrand ein eigenes maßgeschneidertes Haus zu bauen. Als selbstständiger Tragwerksplaner wählte Alexander Hentschel den für einen Privatbauherren ungewöhnlichen Weg einen Wettbewerb in Form einer Mehrfachbeauftragung auszuloben. Aus dem Kreis der Architekten, mit denen er innerhalb seiner Projekte immer wieder zu tun hatte, wurden fünf Büros angefragt und genaue Vorstellungen in punkto Funktionalität und Kosten formuliert. Nach zwei Monaten lagen dem Bauherren fünf unterschiedliche Vorentwürfe vor. Ausgewählt wurde der Vorschlag des Büros netzwerkarchitekten aus Darmstadt.

Das Grundstück liegt an der Grenze der dörflichen von Einfamilienhäusern geprägten Struktur zu einem angrenzenden Park. Durch seine besondere Lage ist das etwa 580 Quadratmeter große, asymmetrisch geschnittene Grundstück, an drei Seiten von öffentlichen Wegen umgeben, die stark von Spaziergängern, Joggern und Radfahrern frequentiert sind. Die Lage war Ausgangspunkt für die Hauskonzeption: Das Gebäude besetzt die maximal bebaubare Fläche auf dem Grundstück durch einen zweigeschossigen Baukörper mit drei eingeschnittenen Höfen. Ein gepflasterter Eingangshof, ein Hof mit einem Wasserbecken und ein zentraler Wohnhof mit Falttoren zonieren den Grundriss und erzeugen Intimität zu den umgebenden öffentlichen Spazierwegen. Durch die Höfe entstehen einzelne Gebäudeflügel die den unterschiedlichen Wohnfunktionen zugeordnet sind. Im Erdgeschoss gruppieren sich der Koch- und Essbereich, das Arbeitszimmer und der Wohnraum um den zentralen Wohnhof; notwendige Nebenräume des nicht unterkellerten Hauses wurden als »Puffer« an die Außenseiten des Gebäudes gerückt. Im Obergeschoss befinden sich der Elternbereich mit Bad, die Kinderzimmer und der Gästebereich mit dem Kinderbad.

Das Haus ist als Massivbau mit Porenbetonsteinen mit einer Wandstärke von 30 Zentimetern ausgeführt und mit einem glatten Putz versehen. Die Stahlbetonflachdecken mit integrierten Beleuchtungselementen und deckenbündigen Führungsschienen für die Schiebetürelemente sind weiß lackiert. Im Bereich der großen Öffnung zum Innenhof fangen Stahlstützen die Lasten aus dem Obergeschoss ab. Die Außenseiten der Höfe sind weiß gestrichen; hinter dem Rankgerüst sind die Flächen schwarz angelegt um weniger verschmutzungsanfällig gegen die Rankpflanzen zu sein und einen starken Kontrast zum hellen Lärchenholz zu erzeugen. Dunkel pigmentierter geschliffener Estrich im Erdgeschoss und ein Stabholzparkett aus Eiche im Obergeschoss stehen im Kontrast zu den weißen und teilweise farbigen Wandoberflächen und Einbauten. Die durchgehend verlegte Fußbodenheizung wird durch eine mit Holzpellets betriebene Zentralheizung versorgt. Die Fenster sitzen zu den Innenhöfen flächenbündig mit der Putzebene. Nach außen durchdringen schmale Sichtschlitze die begrünte Struktur und schließen bündig mit der Rankstruktur ab. Zum Innenhof sind raumhohe Schiebeelemente eingebaut, deren oberer und unterer Rahmenanteil hinter der Deckenplatte und dem Bodenaufbau verborgen sind.

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Für den Beitrag verantwortlich: Architektur + Wettbewerbe

Ansprechpartner:in für diese Seite: Arne Barthaw[at]kraemerverlag.com

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