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TEC21 2008|37
Schulen Bauen Lernen
TEC21 2008|37
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Ganz neu sind sie nicht, die pädagogischen Erkenntnisse, die es im heutigen Schulhausbau architektonisch umzusetzen gilt. Die Durchmischung der Jahrgänge im Unterricht beispielsweise hatte bereits Maria Montessori (1870–1952) gefordert; Rudolf Steiners 1907 erschienene Schrift «Die Erziehung des Menschen vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft» postulierte eine ausgewogene Förderung der intellektuell-kognitiven, künstlerisch-kreativen und handwerklich-praktischen Fähigkeiten der Kinder; und als die Erlebnispädagogik um 1930 ihren ersten Höhepunkt erreichte, gehörte selbstständige Projektarbeit zu ihren wichtigsten Komponenten.

Auch die Beschäftigung von Architektinnen und Architekten mit pädagogischen Konzepten wie ganzheitliche Förderung, individuelle Entfaltung oder Erziehung zur Sozialkompetenz hat eine längere Geschichte. Alfred Roth hat in seinem Buch «Das neue Schulhaus»[1] eine Reihe von beispielhaften Bauten versammelt, von denen viele bis heute nichts von ihrem Vorbildcharakter eingebüsst haben: Hans Scharouns 1958–1961 erbautes Geschwister-Scholl-Gymnasium in Lünen etwa weist neben fliessenden Erschliessungs- und Kommunikationsräumen auch «Klassenwohnungen» – heute würde man sagen: Cluster – auf, die jeweils aus Garderobe, Hauptraum, Gruppenraum und Gartenhof zusammengesetzt sind. Den Gedanken, dass das Schulhaus als zweites Zuhause fungieren und die Kinder zu mündigen, demokratisch denkenden Bürgerinnen und Bürgern erziehen solle, hatte Scharoun bereits in seinem 1951 publizierten Entwurf «Volksschule Darmstadt» zum Ausdruck gebracht.

Dennoch haben die Schulhäuser, die in den letzten Jahrzehnten in der Schweiz gebaut wurden, solche reformerischen Konzepte in der Regel kaum berücksichtigt. Trotz teilweise bemerkenswerten Leistungen auf gestalterischem oder technischem Gebiet weisen die meisten eine konventionelle Raumgliederung auf. Gebäude wie das Schulhaus im Birch von Peter Märkli in Zürich Oerlikon (2004) oder das im Bau befindliche Schulhaus Leutschenbach von Christian Kerez stellen noch Ausnahmen dar. In Finnland dagegen hat man mit der Umsetzung neuer, sich wandelnder Schulkonzepte breitere Erfahrung, und auch in den USA finden sich innovative Beispiele. Daher widmet sich dieses Heft einer Auswahl jüngerer Bauten aus diesen beiden Ländern – denn entgegen dem Sprichwort sollten wir nicht nur für das Leben, sondern eben auch für die Schule lernen.
Judit Solt

Anmerkungen
[1] Alfred Roth: The New Schoolhouse. Das Neue Schulhaus. La Nouvelle Ecole. 4. Auflage, Verlag für Architektur (Artemis), Zürich 1966

05 WETTBEWERBE
Schulen im Wettbewerb

13 MAGAZIN
Leserbrief

18 SCHULHAUSBAU JENSEITS DES ATLANTIKS
Markus Ziegler
Öffentliche Schulen in den USA spüren den Druck der privaten Konkurrenz und daher auch die Notwendigkeit, neue Raumkonzepte zu erproben – ein erfolgreiches Beispiel aus Minneapolis.

24 FINNISCHE LERNLANDSCHAFTEN
Ulrike Altenmüller
Finnland steht Innovationen im Bildungswesen offen gegenüber. Dank dem Fehlen starrer Baugesetze können neue Erkenntnisse rasch in architektonische Form gebracht werden.

34 SIA
Vortrag der Reihe «Werkberichte» | Nachruf Prof. Dr. Bruno Thürlimann | Energieausweis | Marketing, Werbung, PR

37 PRODUKTE

45 IMPRESSUM

46 VERANSTALTUNGEN

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