Zeitschrift

Bauwelt 44.08
In Bibliotheken
Bauwelt 44.08
zur Zeitschrift: Bauwelt

Vom Wissensspeicher zum Public Paradise

21st Century Libraries. Symposium in Frankfurt am Main

Die Auflösung der alten Printwelt in ein hybrides Nebeneinander unterschiedlicher Speichermedien hat die Aufgaben der Institution Bibliothek in den vergangenen zehn Jahren erweitert – und stellt ihre überlieferte architektonische Gestalt zunehmend in Frage.

21. November 2008 - Ulrich Brinkmann
Ikonographische Kompetenz statt Lesekompetenz, kommunaler Wohlfühlort statt Hortus conclusus des Sammelns und Bewahrens von gebundenen Geschichten, Serviceeinrichtung mit „Instant pay off“-Garantie für den Informationen verbrauchenden „Homo zappiens“ statt Weihestätte einer demütig und in stillem Fleiß um Erkenntnis ringenden Bürgerschaft – nimmt man die Ausführungen vornehmlich der US-amerikanischen Fachleute während des Symposiums „21st Century Libraries. Changing Forms, Changing Challenges, Changing Objectives“ ernst, sollten Architekten, die in den nächsten Jahren den Auftrag ergattern, eine Stadtbibliothek zu bauen, ihren Bilderspeicher von existierenden Bauten unbedingt aufräumen. Die interdisziplinär und international besetzte zwei-tägige Veranstaltung Anfang November in Frankfurt am Main war organisiert worden von der Frankfurter Universitätsbibliothek, der Akademie der Architektenkammer Hessen und dem Deutschen Architekturmuseum; sie bewies die zumindest außerhalb Deutschlands erfolgreich bewältigte Anpassung der lange Zeit mit dem Stigma des Verstaubten und Freudlosen behafteten Institution Bücherei an die digitale Revolution und die dadurch neuen Lese- und Recherchegewohnheiten der Menschen. Jeglicher Eindruck von Erhabenheit sei vom Architekten unbedingt zu vermeiden, so die Empfehlung von Bibliothekarin Norma Blake aus New Jersey. Es war dies die erste, nicht aber die letzte Anspielung auf das von Moderator Jeffrey Garrett, Bibliothekar der Universitätsbibliothek Evanston, Illinois, einleitend zitierte Wort von Voltaire, wonach eine große Bibliothek dem Betrachter immer auch den Anschein des Furchtbaren biete. Heute hingegen lernten die Menschen spielerisch, im Austausch mit anderen, so Blake, und deshalb gelte es, Bibliotheken als Orte zu etablieren, die derlei Verbindungen herstellen. Welcher räumlichen Konzepte und welcher gestalterischen Mittel aber bedürfen diese neuen Bibliotheken, um dem umworbenen Nutzer erfolgreich zu verschleiern, dass der Erwerb von Bildung und Charakter auch einiger Anstrengung bedarf? Vollständigen Artikel ansehen.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Bauwelt

Ansprechpartner:in für diese Seite: Redaktionmail[at]bauwelt.de

Tools: