Zeitschrift

ARCH+ 191/192
Schwellenatlas
ARCH+ 191/192
zur Zeitschrift: ARCH+

Briefkasten

25. März 2009 - Alexandra Correll
Briefkästen sind die Orte, an denen Postsendungen bei ihrem Transport vom Absender zum Adressaten Station machen. Der klassische Postweg beginnt im öffentlichen Postbriefkasten und endet im privaten Briefkasten des Empfängers. Aber auch im Zusammenhang der elektronischen Post wird von Briefkasten bzw. Mailbox gesprochen, als digitaler Ort, an dem die Mitteilungen eingehen und bleiben, bis sie geöffnet werden.

Öffentliche Briefkästen erlauben das Versenden von Post unabhängig von den Öffnungszeiten eines Postamtes. Sie sind im Besitz der jeweiligen Post eines Landes, befinden sich meistens im öffentlichen Stadtraum und sollen durch einheitliche Kennzeichnung leicht erkennbar sein. Der Privatbriefkasten ermöglicht das anonyme Deponieren von Briefen und Sendungen unabhängig von der Anwesenheit des jeweiligen Empfängers. Als Kasten mit Briefschlitz und Namensschild ist er vor oder hinter der Hauseingangstür platziert. Oft ist er auch als Türklappe oder eigenständiges Objekt außerhalb des Gebäudes ausgebildet. Neben Klingel oder Fußmatte gehört der Briefkasten zu den obligatorischen Einrichtungen im Eingangsbereich eines Hauses. Einen Sonderfall stellt der klassische amerikanische Briefkasten der Vorstädte dar, der Post- und Privatbriefkasten vereint, da aufgrund geringer Besiedlungsdichte die Post durch den Briefträger sowohl geliefert als auch abgeholt wird.

Während der vergangenen Jahrhunderte war die persönliche Übergabe von Botschaften wichtigster Bestandteil des Nachrichtenwesens. Boten wurden beauftragt, Briefe über größere Strecken zu transportieren und unmittelbar dem Empfänger zu überbringen. Dieses System war jedoch hauptsächlich Königen und Regenten vorbehalten. Als Ausnahme lässt sich eine frühe Form der anonymisierten Überbringung in der Seefahrerkultur finden: Im Zeitalter der Entdeckungsreisen legte man Nachrichten an Land unter markierte Steine, damit sie von zurücksegelnden Mannschaften mitgenommen werden. Auf die Oberseite der Steine ritzte man Angaben über Schiff, Kapitän und Datum der Hinterlegung ein.

Im deutschsprachigen Raum findet sich erstmals um 1630 in Breslau die Möglichkeit, Post in einem Kasten am Wachtor zu deponieren. Die Boten auf der Strecke nach Leipzig waren angehalten, sämtliche dort hinterlassenen Briefe gebührenfrei mitzunehmen und abzugeben. Doch obwohl der Briefkasten an Wohnhäusern schon mit Aufkommen des allgemeinen Postverkehrs im 18. Jahrhundert eingeführt wurde, entstanden erst mit der Einführung der Briefmarke (in Deutschland 1849/50) in großer Zahl öffentliche Postbriefkästen, die zu geregelten Zeiten geleert wurden.

Auch heutzutage gibt es noch Postgut, das persönlich überbracht wird. So wird das Einschreiben dem Empfänger direkt in die Hände gegeben und mit Unterschrift gegengezeichnet, um ein sicheres Entgegennehmen zu gewährleisten und dieses auch nachweisbar zu machen. Der Briefkasten selbst wird nicht als sichere Einrichtung begriffen. Vor allem in den USA wird er heute oftmals durch zusätzliche Sicherheitsausstattungen geschützt. Aus Angst vor Postdiebstahl oder der kriminellen Nutzung der eigenen Identität wird der klassische aufgeständerte Blechbriefkasten beispielsweise durch gemauerte Konstruktionen oder aus Stahl geschweißte „Anti-Vandalismus-Tresore am Bordstein“ ersetzt, die mit einem persönlichen Identifikationssystem ausgestattet sind.


Anmerkungen:
Klaus Beyrer (Hg.), Der Brief. Eine Kulturgeschichte der schriftlichen Kommunikation, Heidelberg 1996.
Akiko Busch, The Uncommon Life of Common Objects. Essays on Design and the Everyday, New York 2004.
Manfred Stephan, „Zahlreiche Kasten sieht man hängen“. Kleine Kulturgeschichte deutscher Briefkästen, Heidelberg 1989.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: ARCH+

Ansprechpartner:in für diese Seite: Anh-Linh Ngoberlin[at]archplus.net

Tools: