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hochparterre 05|2009
Zeitschrift für Architektur und Design
hochparterre 05|2009
zur Zeitschrift: hochparterre

Innere Werte

11. Mai 2009 - Lilia Glanzmann
Das Rössli im Kurort Bad Ragaz steht an der Kantonsstrasse, neben Migros, Coop, der Milchzentrale und einer Bar. Keine ruhige Nachbarschaft. Der alte Gasthof ist über vier Generationen immer wieder erneuert worden; jetzt haben die Besitzer daraus ein elegantes Hotel gebaut.

Das Gasthaus soll seine Qualitäten nach innen entwickeln, entschied Architekt Karsten Schmidt-Hoensdorf, als er den Umbau plante. Das erreicht er mit überdurchschnittlich grossen Zimmern, einem heiteren Farbkonzert und zurückhaltender Möblierung. Besonderes Augenmerk widmete er den Grundrissen; mit minimalen Eingriffen in die tragende Struktur legte er Räume zu 17 Zimmern und einer Suite zusammen. Jetzt trennen farbige Schiebewände aus halbtransparentem Glas den Schlafwohnraum vom Bad ab und grossformatige Spiegel überhöhen die Grösse des Raumes.

Schliesslich beschäftigte sich Karsten Schmidt-Hoensdorf mit der Raumstimmung. Auf dem Boden liegen dicke Dielen aus unbehandelter Douglasie. An den Fenstern hängen als Akzente und Schallschlucker dicke, farbige Vorhänge aus Filz. Und wie steht es um das wichtigste Hotelmöbel? Im Rössli stehen durchwegs grosse Betten, eine Reise durch Amerika hat den Architekten dazu inspiriert. Sein günstigstes Stilmittel ist die Farbe: Kräftige Rot-, Gelb-, Violett- und Grüntöne an Vorhängen, Sesseln und Badwänden spielen mit der matten, naturbelassenen Farbe des Holzes, dem weissen Bett und einem graugrünen Anstrich der Wände.
Doris und Ueli Kellenberger sind Gastgeberin und Koch. Wie die meisten Leute bauen sie nur einmal im Leben in grösserem Stil. Sie entschieden sich, begleitet von Köbi Gantenbein, seit Langem Freund des Hauses, der Planung genügend Zeit zu lassen und haben für den Umbau einen Wettbewerb auf Einladung lanciert. Der Zeitpunkt war geschickt gewählt. Die Gastgeberin erklärt: «Im Juni wird die Tamina Therme neu eröffnet. Nichts mehr wird dann sein wie vorher in unserem Ferien- und Kurort.» Vom Haus der Siebzigerjahre ist dennoch etwas geblieben: der Schwartenmagen-Boden und das schmiedeeiserne Geländer im Treppenhaus.

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Für den Beitrag verantwortlich: hochparterre

Ansprechpartner:in für diese Seite: Roderick Hönighoenig[at]hochparterre.ch

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