Zeitschrift

TEC21 2009|26
Innere Werte
TEC21 2009|26
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Bei einem Puppenhaus liegt der Fokus auf den Innenräumen: Um es bespielbar zu machen, werden die Aussenwände entfernt, die Räume ausgestaltet und en miniature möbliert – manchmal auch mit Designermöbeln. Das Spiel bildet die Realität ab und weist darauf hin, dass unser Leben primär innerhalb von Gebäuden stattfindet. Gleichzeitig wird dabei deutlich, dass sich Innenräume leichter neuen Inhalten anpassen lassen als die eigentliche, konstruktive Hülle eines Baus. Kurz: Während ein Gebäude hierzulande von aussen teilweise über Jahrhunderte nicht wesentlich verändert wird, findet im Inneren oft ein reger Wechsel an Nutzungen und dementsprechenden Neugestaltungen statt. Dass die gebaute Substanz eine längere Haltbarkeit besitzt als die sich immer schneller wandelnden Inhalte, spricht für die Qualität der Gebäude, bedeutet aber auch, dass Aus- und Umbauten einen immer grösseren Anteil des Bauvolumens der Schweiz ausmachen. Deren Anteil an den Gesamtausgaben hat sich seit Mitte der 1980er-Jahre von knapp einem Viertel auf gut 40 % erhöht, Tendenz weiterhin steigend. Wie bei energetischen Sanierungen, die meist an Fassade und Dach durchgeführt werden, ist bei Eingriffen im Innenbereich ästhetisches, aber auch kulturelles und historisches Verantwortungsbewusstsein gefordert.

Dieses Heft ist zwei Um- und Ausbauten im Gastronomie- und Hotelleriebereich gewidmet. Diese Art des Gebrauchs scheint prädestiniert zu sein für die Umnutzung von bestehender Bausubstanz: Einerseits ist deren Halbwertszeit deutlich niedriger als bei anderen Nutzungen. Anderseits scheinen wir gerade an Orten, an denen wir uns als Gäste aufhalten, die Geborgenheit des Gewachsenen zu schätzen. Das zeigt auch der Umbau eines Dienstgebäudes an der Gessnerbrücke in Zürich. Das ehemals massige Betonvolumen wurde mittels eines grosszügigen Fassadeneingriffs an drei Seiten geöffnet und dient seither als Bistro-Café – italienische Atmosphäre inklusive. Trotz dem deutlichen Eingriff wurde auf Kontinuität gesetzt und mit bestehenden und neuen Elementen ein stimmiges Ganzes geschaffen. Ein ähnliches Vorgehen kam auch bei Umbauten in der Kartause Ittingen zum Tragen. Die Klosteranlage ist ein Konglomerat aus Bauteilen verschiedenster Epochen. Während bei der Erneuerung der Gästezimmer im Oberen Gästehaus der Fokus primär auf einer Modernisierung der Räume bei minimaler Eingriffstiefe lag, war beim Restaurant aufgrund betrieblicher Anforderungen ein Anbau und damit ein sichtbarer Eingriff an der Aussenseite unvermeidbar. Bei beiden Beispielen wurden die inneren Werte des Bestands nicht nur erhalten, sondern durch die Interventionen noch gesteigert.
Tina Cieslik

05 WETTBEWERBE
Mehr als Wohnen in Zürich

13 MAGAZIN
Bitte anfassen! | Forum Umweltbaubegleitung | Grenzüberschreitender Naturschutz | «Promenade ferroviaire» zur Neat

20 ORDNUNG IM KONGLOMERAT
Christian Mueller Inderbitzin
Die Kartause Ittingen hat eine fast 900-jährige Baugeschichte. Die jüngsten Umbauten betreffen im Wesentlichen das Restaurant und das Obere Gästehaus.

27 GASTRONOMISCHE ZITATE
Tina Cieslik
Revitalisierung am Brückenkopf: Ein ehemaliges Werkgebäude wurde in Zürich zur Bar umgebaut und verneint mittels innenarchitektonischer Zitate eine Verortung im Zeitgeist.

32 SIA
SIA-Form: Weiterbildungsprogramm | Krankenkassen-Sparmodelle | NPK: Vernehmlassungen | 10. Contractworld Award

36 PRODUKTE

45 IMPRESSUM

46 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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