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hochparterre 03|2010
Zeitschrift für Architektur und Design
hochparterre 03|2010
zur Zeitschrift: hochparterre

Der Blockäamander

2. März 2010 - Rahel Marti
Basel hat kaum innerstädtische Landreserven. Die Erlenmatt, das 19 Hektar grosse ehemalige Areal der Deutschen Bahn (DB), ist darum eine Kostbarkeit. Aus einem Wettbewerb hervorgegangen, sieht das städtebauliche Konzept des Architekturbüros Ernst Niklaus Fausch vor, die Ränder mit Gewerbe, Dienstleistung und vor allem Wohnen zu bebauen, in der Mitte aber einen Park auszubreiten, der an den Erholungsraum Lange Erlen anknüpft. Blickfang des städtebaulichen Plans ist eine Figur am breiten, der Stadt zugewandten Eingang zum Areal: Eine eigentümliche Mischform aus Blockrand und Mäander sitzt selbstbewusst in der Mittelachse. Auf dem Plan wirkt sie künstlich und wenig nachvollziehbar.

Morger Dettli Architekten aus Basel gewannen den Architekturwettbewerb für die hier vorgesehene Wohnüberbauung und nahmen sich das Gebilde zur sportlichen Herausforderung. Mit Akribie entwickelten sie sechzig Wohnungstypen, die zahlreichen Kopfenden für grosszügige Flächen nutzend, die Wohnungen gekonnt um die vielen Ecken knickend, oft über zwei Geschosse führend oder zwei Fassaden verschränkend.

Jeder Wohnung gehört eine Loggia, mit mindestens 13 Quadratmetern haben alle Zimmer komfortable Grössen. Wohn- und Essbereiche sind vielfach ungewöhnlich geschnitten und da und dort knifflig zu möblieren. Linol- und Parkettböden unterstreichen die Wohnungscharaktere: vom loftartigen Zweizimmerreich bis zur Fünfzimmermaisonette. Bei der Ausführung mit dem Generalunternehmen bewiesen die Architekten Beharrlichkeit, was dem «Erlentor» zu passabler Bauqualität verhalf; nur die knappen Treppenhäuser künden von den harten Bedingungen.

Fraglich ist Morger Dettlis Entscheid, den niederen Zwischenarm am Park zu schliessen. Das städtebauliche Konzept sah ein offenes Erdgeschoss vor, das Innenhof und Park verbinden soll. Nun ist der Innenhof geschlossen und wirkt für eine rege Nutzung allzu intim. Sonst aber überzeugt der gebaute «Blockmäander»: Zur Stadt hin öffnet sich ein gut proportionierter Eingangshof, am Park schliesst er eine markante und klare Front und die unterschiedlichen Höhen bewegen die Silhouette.

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