Zeitschrift

tec21 2006|13
Berns Wilder Westen
tec21 2006|13
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Spurensuche

Hansruedi ist 63 und in Bern West aufgewachsen, als Bümpliz und Bethlehem noch selbstständiger waren. Wenn er und seine Brüder als Kinder in die Stadt reisten, mussten sie jeweils Sonntagskleider anziehen, und als sie wieder nach Hause kamen, hatten sie immer als Erstes die Hände zu waschen. Dreck und andere Spuren der Stadt mussten möglichst schnell beseitigt werden. Das war in den 1950er-Jahren, als der Westen Berns noch beschaulich war: Bethlehem lag an der Strasse nach Murten, Bümpliz an derjenigen nach Freiburg. Und «ins Brünnen» ging man für ganze Tage schlitteln und Ski fahren, weil die Hänge, welche die Senke umgeben, steil genug sind. In dieser Zeit war schon der Anfang der späteren Entwicklung zu sehen, die ersten hohen Häuser wurden errichtet. Hansruedi mag sich gut daran erinnern, wie sie die ersten 7-geschossigen Bauten bestaunten.

Im April ist Grundsteinlegung des Freizeit- und Einkaufszentrums Westside; daneben wird mit dem Bau der ersten beiden Wohnsiedlungen noch dieses Jahr begonnen. Spätestens mit der Eröffnung des «Westside» wird der einstige kleinräumliche Massstab definitiv gesprengt sein. Es werden sich wohl nicht nur die Stadtbernerinnen und -berner vom Satelliten an den Stadtrand ziehen lassen. Die halbe Schweiz wird sich in der schrägen Architektur von Daniel Libeskind vergnügen. Der Stadtentwicklung von Bern wünscht man, dass sich dieses «Gebäude» nicht zu schnell verbraucht. Denn, wie Architekten vor Ort meinen, Bern lasse – zum Beispiel im Vergleich zu Zürich – eine Entwicklungsdynamik vermissen. Es werden nur vereinzelt Projekte gestartet, Nachfolgeprojekte oder gar eine grössere Vision fehlen. Rund um Bern wird bis in die kleinsten Gemeinden gebaut, nur Bern tut sich schwer. Es reichen schon ein Stadion, ein Klee-Zentrum und ein begonnener Freizeitpark mit daneben liegender Wohnüberbauung, um zu verkünden, Bern baue wieder.

Es wird aber tatsächlich gebaut. Der freie Journalist Simon Jäggi berichtet vom Wandel in Berns Westen, und der junge Fotograf Martin Bichsel brachte uns Ansichten von Brünnen, die uns an Steppenlandschaften im Wilden Westen und in Fernost denken lassen. Somit hat Bern jetzt schon den Sprung in die weite Welt geschafft – mindestens mit diesen Bildern. Auch Hansruedi wohnt schon lange nicht mehr im «Bethlehemacker», wie sein Quartier hiess. Aber er wird das «Westside» besuchen. Das ist ihm dann eine Reise vom Tessin nach Bern wert. Am 8. Oktober 2008 ist Eröffnung. Ivo Bösch, boesch@tec21.ch

Im Westen viel Neues
Simon Jäggi
Es soll die «grösste private Baustelle der Nation» sein. Im Westside und in Brünnen wird diese Jahr so richtig losgebaut. Luise und Walter Rufer sind Nachbarn und zählen sich zu den «Ureinwohnern» von Gäbelbach. Sie erleben den Wandel des einstigen Arbeiterquartiers in Berns Westen hautnah.

Blickpunkt Wettbewerb
Neue Ausschreibungen und Preise / 8 Wettbwerbe - 8 Erweiterungen bestehender Schulanlagen: Kompaktes Zusammenbauen in Kerzers; Axiale Anlage in Hinwil; Pragmatisches Weiterbauen in Cham; zweimal Weiterbauen in Kreuzlingen; Anbau am vernachlässigten Pavillon in Kaisten; Lernmaschine unter schrägem First in Birmenstorf und Anbau an der Turnhalle in Vechigen

Magazin
Planung für das Hotz-Hochhaus in Zürich West gestoppt / Zürcher Allmend vorerst ohne Freestyle-Anlge / Unesco-Welterbe-Region
Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn / Berner Lufttram wird nachgebaut /
Peking-Universität: Abriss-Pläne / Publikationen: Familiale Lebensformen im Wandel; Baukulturführer durch Emmen / Verantwortung für Schneeräumung / In Kürze

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