Zeitschrift

TEC21 2011|07
Wie verdichten?
TEC21 2011|07
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Am 21.1.2011 hat der Bundesrat – nach einer langen Reifezeit in Amtsschubladen – das «Raumkonzept Schweiz» veröffentlicht (vgl. dazu das Interview auf den SIA-Seiten). Damit vertritt nun auch die Landesregierung offiziell die Haltung, dass die Zersiedlung der Schweiz gestoppt werden muss und die weitere bauliche Entwicklung auf bereits besiedeltem Gebiet erfolgen soll. Das Rezept der Stunde heisst damit: verdichten.

Für dichtere Siedlungen spricht aber nicht nur die Schonung des Bodens. Steigende Energiepreise, steigende Kosten für den Unterhalt der immer aufwendigeren Verkehrsinfrastruktur sowie das Gebot des Klimaschutzes werden uns aller Voraussicht nach dazu drängen, (wieder) eine Welt der kurzen Wege einzurichten.
Bei den Vorbereitungen zu diesem Heft haben wir uns gefragt: Wie lebt man eigentlich in der 2000-Watt-Gesellschaft? Wie sähe ein nach-haltiges Quartier aus? Wie muss man sich nachhaltige Lebensstile vorstellen? Und wie werden sie möglich?

Antworten können wir leider noch nicht liefern – wohl noch lange nicht. Denn es stellt sich heraus, dass sich bisher nur wenige mit solchen Fragen beschäftigen. In einzelnen Fachgebieten ist man zwar vorausgeeilt (Haus- und Energietechnik), andere haben das Problemfeld erkannt und Kapazitäten aufgebaut (Architektur, Städtebau, Raumplanung), doch in weiteren zentralen Disziplinen fehlen Fragen zur räumlichen Organisation der Gesellschaft fast völlig. Das betrifft insbesondere die Sozialwissenschaften: Wirtschafts- und Stadtgeografie sind in der Schweiz kaum entwickelt, Stadtsoziologie und Stadtethnologie existieren in der Deutschschweiz nicht, und besonders gravierend: Regionalökonomie ist inexistent. Es gibt keinen Zusammenschluss der Raumwissenschaften, weder einen Fachverband, ein Postdoc-Institut, noch regelmässige Konferenzen. Nur einzelne Forscher und Nationalfondsprogramme widmen sich dem Thema, aber es gibt keine Lehrstühle und damit keine kontinuierliche Forschung und keine Ausbildungen. Der Missstand ist seit einer Bestandesaufnahme vor etwa fünf Jahren bekannt. Bewegt hat sich seither nichts. So fehlt es in der Schweiz an Wissen über Mechanismen räumlicher und gesellschaftlicher Entwicklung. Das ist erschreckend, denn zur Umsetzung von Prinzipien, wie sie im «Raumkonzept Schweiz» stehen, wären wir darauf angewiesen. Die Universitäten müssen beginnen, sich um den Raum zu kümmern. Ökologische Gebäude werden es allein nicht richten können. Auch wenn noch viel Wissen zu ergänzen sein wird, empfehlen wir doch schon unsere beiden Artikel zum Thema «Leben in dichten Siedlungen».
Ruedi Weidmann

05 WETTBEWERBE
Zentrum Bahnhofplatz Malters

09 MAGAZIN
Wie gut ist «gesundes» Bauen?

18 DIE NEUE WIRTLICHKEIT UNSERER STÄDTE
Philipp Klaus Bauliche Verdichtung allein genügt nicht, um die Zersiedelung zu stoppen. Grundlegend für eine nachhaltige Siedlungsweise sind Fragen der Nutzung, des sozialen Ausgleichs und der Kooperation.

23 VON DER FAMILIENWOHNUNG ZUM CLUSTER-GRUNDRISS
Andreas Hofer Die Familienwohnung wurde vor 100 Jahren entwickelt. Nun deuten Cluster-Grundrisse an, wie Wohnhäuser aussehen könn-ten, die besser zur heutigen Gesellschaft und zu dichten Siedlungen passen.

33 SIA
Maria Lezzi: «Wir möchten nicht überall alles»

37 PRODUKTE

45 IMPRESSUM

46 VERANSTALTUNGEN

teilen auf

Weiterführende Links:
Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

Tools: