Zeitschrift

TEC21 2011|25
Die Ära Aldo Rossi
TEC21 2011|25
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Es gilt als Binsenweisheit, dass die Mailänder Architektur eine Sogwirkung auf die Deutschschweizer Baukunst ausübte. Welche Folgen aber zeitigte sie? archi und TEC21 widmen sich je einem Protagonisten aus der Gilde jener Architekten, die der «Italianità» in der Schweiz Tür und Tor geöffnet haben: Luigi Moretti und Aldo Rossi. Während die Studierenden an der ETH nach Mailand und ins Umland pilgerten, um die Werke des «Razionalismo» in Augenschein zu nehmen, «emigrierte» Aldo Rossi in den 1970er-Jahren nach Zürich zu zwei Gastspielen an der ETH, die als legendär überliefert sind: «Aldo Rossis Auftritt an der ETH schlug ein wie eine Bombe», erinnert sich etwa Peter Märkli, der dem Urheber von «L'architettura della città» und «La città analoga» attestiert, ein Vakuum gefüllt zu haben. Märkli schliesst seinerseits in unseren beiden Zeitschriften gleichsam eine Lücke («Al piano nobile passando dalla scala di servizio» – «Über die Hintertreppe in das piano nobile», archi, S. 62–67): Obwohl oder gerade weil nicht eigentlich in Rossis Bann geschlagen und nicht auf dem kürzesten Weg nach Mailand gelangt, weiss er um beider Wirkung. Auf einen konzisen Nenner bringt sie auch der gleichaltrige Miroslav Šik: «Das Hin und Her zwischen Aldo Rossi und einer als Rationalismus des Mittelmeerraums verstandenen Moderne charakterisiert unsere zweite Rossi-Generation. Einerseits lesen wir Rossis Theorie und befolgen seine Entwurfsmethode, mischen jedoch andererseits und in zunehmendem Mass Rossis Formen mit der Architektur von Giuseppe Terragni und anderen Rationalisten.»[1] Er tut dies in dem Buch «Aldo Rossi und die Schweiz», das in Kürze im gta Verlag erscheint und von dem wir hier Auszüge publizieren dürfen. Sie befassen sich mit der Lehre («Die das Glück hatten, ihn zu kennen»), mit einem vergessenen Projekt des Meisters in Bern («Klösterli, Kathedrale, Rost und Rüstung») und mit seiner Nachwirkung («Genealogie – Aldo Rossi und Herzog & de Meuron»).

Sie legen Zeugnis ab vom Faszinosum Aldo Rossi, der das paradox anmutende Kunststück fertigbrachte, mittels Architektur jene politischen Wogen im Nachgang der 1968er-Jahre zu glätten, zu deren Strom er in Italien auch gehört hatte. Sie ziehen uns in «seine labyrinthische Welt unzähliger Lektüren und Kuriositäten»[2]. Und sie erweisen ihm vielleicht die grösste Ehre durch den «symbolischen architektonischen Vatermord»: «Heute ist Aldo Rossi gestorben.»[3] Es lebe Aldo Rossi!
Rahel Hartmann Schweizer

Anmerkungen:
[01] Miroslav Šik, «Lernen von Rossi», in: Ákos Moravánszky, Judith Hopfengärtner (Hg.): Aldo Rossi und die Schweiz – Architektonische Wechselwirkungen. gta Verlag, Zürich 2011, S. 69–76
[02] Bruno Reichlin, «Amarcord» – Erinnerung an Aldo Rossi». Ebd. S. 29–44
[03] Diogo Seixas Lopes, «South of No North» – Rossi und Portugal». Ebd., S. 131–142

05 WETTBEWERBE
Totenkapelle in Buochs | Wohnbebauungen für Trogen

10 MAGAZIN
Die Welten des Gio Ponti | Paradoxien und Komplementaritäten | 25 Jahre Binding Waldpreis

18 DIE DAS GLÜCK HATTEN, IHN ZU KENNEN
Ákos Moravánszky, Judith Hopfengärtner Heute würde man das Engagement von Aldo Rossi (1931–1997) an der ETH Zürich in den 1970er-Jahren als «Win-win-Situation» bezeichnen: Rossi erschloss sich architektonisches Neuland und füllte das geistige Vakuum, das die Studierenden empfanden.

23 KLÖSTERLI, KATHEDRALE, ROST UND RÜSTUNG
Heinrich Helfenstein Aldo Rossis gebaute Hinterlassenschaft in der Schweiz ist spärlich. Kaum bekannt ist sein Entwurf für das Berner Klösterliareal, den er im Rahmen eines Wettbewerbs 1981 vorlegte. Heinrich Helfenstein holt das fast verschollene Projekt ans Licht.

28 GENEALOGIE: ALDO ROSSI UND HERZOG & DE MEURON
Philip Ursprung Der Einfluss Aldo Rossis auf das Schaffen von Herzog & de Meuron bewegt sich zwischen den Polen Fortführen seines Vermächtnisses und Überwindung seiner Position.

33 SIA
Beitritte zum SIA im 1. Quartal 2011 | Neuerscheinungen SIA | Schweizer Schulprojekt prämiert | Lehrstellenmangel im Berufsfeld | 1. Delegiertenversammlung 2011 | Können Normen Innovationen fördern?

39 PRODUKTE

45 IMPRESSUM

46 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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