Zeitschrift

TEC21 2012|18
Sergio Musmeci
TEC21 2012|18
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
«In der Erinnerung der Freunde wird er ein einsames Genie bleiben, voller Entdeckungen […]: fast wie der Basento-Viadukt von Potenza, unversehrt zwischen den Ruinen […].»[1] Bruno Zevi (1918–2000) zu zitieren, der mit seinen zuweilen provokativen Essays die Architekturkritik der italienischen Nachkriegsarchitektur in Atem hielt, drängt sich nicht nur deshalb auf, weil er dem Ingenieur Sergio Musmeci (1926–1981) zeitlebens freundschaftlich verbunden war («Modernes Universalgenie»). Ebenso, wie der Professor junge Talente entdeckte, lange bevor der Begriff der «emerging
architects» kursierte, brach er auch immer wieder eine Lanze für in Vergessenheit geratene oder missverstandene Ingenieure und Architekten.

Musmeci war seinerzeit in Italien zwar kein Unbekannter. Er hat Grössen wie Pier Luigi Nervi oder Giorgio Morandi herausgefordert. Doch realisieren konnte er nur einen Bruchteil seiner Projekte. Bezeichnenderweise gewann er etliche Wettbewerbe ex aequo. «[…] stellte er eine Gefahr dar, sei es für die an anachronistischen Bemessungsformeln festhaltenden Ingenieure, sei es für die […] nekrophilen, in der Postmoderne Zuflucht nehmenden Architekten»,[2] schrieb Bruno Zevi. Welche Ex­perimentierfreude Musmeci trieb, um «den Eigenheiten der gewohnten Techniken [auszuweichen], um mit einzigartigen, aussergewöhnlichen Ausfallschritten in die ‹Geometrie des Kontinuums› auszuscheren»[3], illustriert «Stahlbeton, Seifenblasen und Modelle».

«Seine Sprache besteht zweifelsohne aus Dissonanzen, scheint ketzerisch, gemessen am zeitgenössischen, architektonischen Kodex, […].»[4] Dem «Klang»[5] dieser Sprache in ihren verschiedenen Lesarten spürt «Formen aus Kräften und Spannungen» nach. «Unversehrt zwischen den Ruinen» dürfte bald wieder Musmecis Hauptwerk sein, die Brücke über den Basento (vgl. «Ein Meisterwerk ist in die Jahre gekommen»).

Rahel Hartmann Schweizer, Aldo Rota


Anmerkungen:
[01] «Nel ricordo degli amici resterà un genio prolifico di scoperte, […].», Bruno Zevi, «Scompare Sergio Musmeci, in: ders., Cronache di architettura – dal fallimento del post-modern all’impegno sociale del design», Universale Laterza, Vol. 24, Roma-Bari, 1981, S. 166–167.
[02] «[…] rappresentava un pericolo […].» Op. cit., S. 166.
[03] «Musmeci eludeva la specificità della tecnica consueta […]» Op. cit., S. 166.
[04] «[…] il linguaggio che egli parla è fatto certamente di dissonanze, […].», Einleitung zu: Sergio Musmeci, «Le tensioni non sono incognite», in: Parametro, Nr. 80, Oktober 1979, Faenza Editrice, Faenza, S. 40.
[05] Jürg Conzett, Das Zusammenspiel technischer und architektonischer Aspekte am Beispiel des Palazzo della Regione in Trento (I), S. 95, in: www.af-z.ch/files/dialog_leseprobe.pdf.

05 WETTBEWERBE
Wohnüberbauung Landolt-Areal, Zürich

12 MAGAZIN
Eingespannte Fahrbahn

18 MODERNES UNIVERSALGENIE
Fausto Giovannardi
Der Ingenieur Sergio Musmeci (1926–1981) war fasziniert vom Weltraum und beobachtete die Gestirne. Er studierte Aviatik-Ingenieurwesen und befasste sich für seine Konstruktionen mit Naturphänomenen.

20 FORMEN AUS KRÄFTEN UND SPANNUNGEN
Fausto Giovannardi
Sein Capolavoro war die Brücke über den Fluss Basento in Potenza (1967–1976). Doch war das Œuvre Sergio Musmecis breit gefächert. Er beschäftigte sich mit Falttragwerken, Membranen, Gitterstrukturen und Seilkonstruktionen.

28 STAHLBETON, SEIFENBLASEN UND MODELLE
Gabriele Neri
Visonäre Ingenieure wie Sergio Musmeci konnten ihre Entwürfe seinerzeit rechnerisch nicht zuverlässig überprüfen. Daher arbeitete Musmeci intensiv mit Modellexperimenten, um seine «unmöglichen» Konstruktionen zu untersuchen.

33 SIA
Sektionsfeste zum SIA-Jubiläum | Fort- und Weiterbildung | Wettbewerbsprogramme in Prüfung

45 IMPRESSUM

46 VERANSTALTUNGEN

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