Zeitschrift

TEC21 2012|47
Vorbild Lausanne West
TEC21 2012|47
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
«Der Raum zwischen den Städten produziert urbane Kreativität.» Der Satz steht im klugen, vielstimmigen Buch über die ersten zehn Jahre gemeinsamer Raumplanung in Lausanne West, das am 6. Dezember endlich auch auf Deutsch erscheint (vgl. S. 11). «Allerdings nicht von selbst», möchte man nach der Lektüre anfügen. Denn der 2001 vom Kanton den acht Gemeinden im Lausanner Westen verordnete Baustopp war eher schon ein veritabler Tritt als ein Wink mit dem Zaunpfahl.

Eine stadtplanerische Vision, vom Kanton in Auftrag gegeben, dann beharrlich den acht Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten vorgetragen, setzte sich schliesslich durch: Aus dem Agglo-Chaos soll Stadt werden! Heute koordinieren die acht Gemeinden im Rahmen des Agglomerationsprogramms Lausanne-Morges und mit einem gemeinsamen Masterplan ihre Raumplanung, die Verkehrsentwicklung und alle grösseren Bauprojekte. Gemeinsam schaffen sie öffentliche Räume, machen das Gebiet durchlässig für Fussgänger und Velos, verdichten die Bebauung, mischen die Nutzungen und schaffen so allmählich städtisches Milieu. Statt Schweigen unter Nachbarn haben sich ein grosses produktives Palaver und ein «Mosaik aus ineinander verschachtelten Projekten» institutionalisiert. Renens’ Stadtpräsidentin Marianne Huguenin nennt es «institutionell intelligentes Gebastel», in dem sich Kleine zusammentun, um mit «schrittweisem Verhandeln» gross zu werden und Gewicht zu erhalten.

Ist dieser Weg ein Modell dafür, wie unsere Agglomerationslandschaften in eine nachhaltige Siedlungsstruktur umzubauen wären? Pierre-Alain Rumley, Ex-Chef des Bundesamts für Raumentwicklung, ist nicht ganz zufrieden. Er schreibt im Buch, Lausanne West könne nicht als führend bezeichnet werden, da Gemeindefusionen nicht in Betracht gezogen würden. Lausannes Alt-Stadtpräsidentin Yvette Jaggi hat hingegen Verständnis für das Autonomiestreben der Kommunen. Sie seien sich bewusst, dass sie kooperieren müssen, zögen es aber vor, sich «nach und nach und mit schrittweisen Konzessionen» (und dank finanziellen Anreizen aus dem Agglomerationsprogramm) eine gemeinsame Führung zu geben. Diesem pragmatischen Weg mangle es vielleicht etwas an Glanz, doch seine Effizienz messe sich an den Resultaten, und diese sorgten oft für positive Überraschungen. So auch in den Gemeinden in Lausanne West: Obwohl sehr verschieden und nach wie vor autonom, haben sie zusammen angefangen, ihre Gemeinden in eine Stadt umzubauen.

TEC21 beleuchtet regelmässig Grundsätze, Methoden und Beispiele einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung. Diese Artikel sind nun auch in einem Online-Dossier greifbar, das laufend aktualisiert wird: > Nachhaltigkeit planen.

Ruedi Weidmann

05 WETTBEWERBE
Malley Centre – öffentlicher Raum

10 MAGAZIN
Die Melodie des Rasters | Liniengeschichten | Im Westen die Zukunft | Lebenszykluskosten-Management

16 AUS CHAOS GEBOREN
Ruedi Weidmann
Lausanne West ist ein ­Paradebeispiel ungeplanter Suburbanisierung. Die acht Gemeinden sind aber nun entschlossen, eine Stadt zu werden.

22 STADTRAUM ALS HERZSTÜCK
Lorette Coen, Ariane Widmer
Die Kommunen im Lausanner Westen besitzen selber kaum Bauland. Ihre Planung konzentriert sich deshalb auf Infrastruktur und öffentlichen Raum.

24 «KANN AUS DER WIRREN VIELFALT STAFDT WERDEN?»
Ruedi Weidmann
Wie macht man aus acht Agglo-Gemeinden eine Stadt? Interview
mit Pierre Feddersen, der den regionalen Richtplan Lausanne West erarbeitet hat.

28 SIA
Marionettentheater der Preisrichter | ­Abflachung auf hohem Niveau

33 PRODUKTE| FIRMEN
Bene | Laufen

37 IMPRESSUM

38 VERANSTALTUNGEN

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