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TEC21 2013|09
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TEC21 2013|09
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Verlag: Verlags-AG

Babel – ein Quartier gestaltet seine Zukunft

Das Luzerner Quartier Basel- und Bernstrasse hätte alle Qualitäten eines dichten, lebendigen Stadtviertels: mehrgeschossige Wohnbauten mit Ladenflächen im Erdgeschoss, die Nähe zur Innenstadt und eine multikulturelle Bevölkerung. Doch zwei stark befahrene Hauptverkehrsachsen und ein Eisenbahndamm durchschneiden es, zudem waren Gebäude und öffentlicher Raum lange vernachlässigt. Das Quartierentwicklungsprojekt BaBeL will dies ändern und zugleich den Charakter des Viertels erhalten, denn es ist besser als sein Ruf.

22. Februar 2013 - Thomas Glatthard
Um dies zu erreichen, leitet die Stadt Luzern gemeinsam mit den Quartierkräften seit 2007 das Projekt «Nachhaltige Quartierentwicklung Basel- und Bernstrasse Luzern» (BaBeL), das den Menschen im Viertel zu mehr Lebensqualität verhilft. Der Name BaBeL steht nicht nur als Abkürzung für Basel- und Bernstrasse Luzern, sondern auch als Symbol für die Sprachenvielfalt im Quartier und für das Ziel, diesen Lebensraum mit vereinten Kräften aufzuwerten. Von Anfang an sind Bevölkerung und Quartierkräfte bei der Erarbeitung der Zukunftsszenarien und der einzelnen Projekte einbezogen und eingeladen, die Entwicklung des Quartiers mitzugestalten. BaBeL wird schweizweit als Modellprojekt wahrgenommen, vor allem aufgrund der Kontinuität des Prozesses, der vielfältigen Projekte und der Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren. Im Vordergrund stehen zwei Ziele:
– Das Quartier ist weniger «Durchzugsgebiet», sondern wird verstärkt zum «Lebensraum» einer vielschichtigen Bevölkerung, die ansässige Bevölkerung bleibt im Quartier.
– Das Quartier wird aufgewertet. Damit wird es für Liegenschafteneigentümer und Gewerbetreibende wieder attraktiv, ihre Bauten zu unterhalten und in sie zu investieren.

Vielfalt im Quartier

Dank der Beteiligung der Hochschule Luzern die das Projekt 2001 initiiert hatte, war es von Anfang an auf soziokulturelle, wirtschaftliche, bauliche und künstlerische Themen ausgelegt. Erste Erfolge wurden im soziokulturellen Bereich erzielt, etwa im Rahmen von BaBeL Kids. Für Kinder und Jugendliche sind, gestaffelt nach Altersgruppen, allerlei Aktivitäten und Projekte organisiert, die von Spielen und Basteln bis zum Filmprojekt, von der Tanzwerkstatt bis zum Rap-Workshop reichen. Dazu sind verschiedene Organisationen im Quartier vernetzt: Sentitreff, Pfarrei St. Karl, Stadt Luzern, Jugendorganisationen, Quartierwerkraum.[1] Und weil viele der Kinder nicht nur im Quartier wohnen, sondern auch hier aufwachsen, sind viele Kursleiter inzwischen wichtige Bezugspersonen – nicht nur im Quartier, sondern auch fürs Leben. Angeregt durch das Projekt «El Sistema» in Venezuela entstanden die BaBeL Strings.[2] Durch regelmässiges, gemeinsames Musizieren lernen die Kinder einander besser kennen und ihre Kulturen verstehen. Durch die BaBeL Strings wird die musikalische Vielfalt aus den ­Herkunftsländern der Kinder auch im Quartieralltag aufgegriffen und hörbar.

Bei «Shop&Food» findet die Vermittlung kulinarisch statt: Auf einer geführten Tour werden afrikanische, asiatische, südamerikanische und osteuropäische Lebensmittelgeschäfte besucht und dabei Kenntnisse über Länder, Menschen, Produkte und Rezepte vermittelt. In den Läden gibt es Kostproben und am Ende des Rundgangs ein Dreigangmenu. «Shop&Food» organisiert auch Catering mit Speisen aus aller Welt, zubereitet von Köchinnen und Köchen aus dem Quartier, seit Herbst 2011 werden unter fachkundiger Anleitung zudem Kochkurse angeboten.

Sind diese Aktivitäten inzwischen ein fester Bestandteil im Quartiersalltag, erfordern die ­Gestaltung der Aussenräume sowie der Unterhalt und die Sanierung von Liegenschaften dagegen eine deutlich längere Vorlaufzeit und höhere Investitionen. In Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und den Liegenschafteneigentümern sind inzwischen Fortschritte zu verzeichnen. Uferbereiche an der Reuss sind zugänglich, ein Gartenrestaurant und der Quartiertreffpunkt Lädeliplatz sind neu gestaltet und zudem zahlreiche private Liegenschaften instandgesetzt oder neu gebaut. Nicht realisiert werden konnte der Dammdurchbruch, eine neue Fussgänger- und Veloverbindung von der Baselstrasse zum Reussufer unter dem Bahndamm hindurch.[3]

Koordinieren, steuern, vermitteln

Als Dachorganisation schafft der Verein BaBeL Verbindlichkeit in der Zusammenarbeit und hilft, Synergien zu nutzen, Angebote zu koordinieren, zu optimieren und weiterzuentwickeln. Die Quartierkräfte werden durch BaBeL in ihrer Bedeutung für die Quartierarbeit gestärkt und unterstützt. Für das Engagement der Beteiligten ist es vor allem wichtig, das Image des Quartiers zu verbessern. Mehr als einmal wurde es auf nationaler Ebene von den Medien als Problemviertel porträtiert. Sowohl die Bevölkerung als auch die Beteiligten in den Arbeitsgruppen verlieren durch solche Berichte die Motivation weiterzumachen. Dabei ist es für die weitere Entwicklung entscheidend, wie die Stadtbevölkerung das Viertel wahrnimmt. Eine Demoscope-Studie zum subjektiven Sicherheitsgefühl in den Luzerner Quartieren zeigt für das BaBeL-Quartier inzwischen positive Effekte.[4]

Viele Tätigkeiten im Rahmen von BaBeL sind denn auch darauf ausgerichtet, das Quartier nach aussen zu tragen und die Menschen in die unterschiedlichen Aktivitäten einzubeziehen, um langfristig eine positive Wahrnehmung des Quartiers zu verankern. Neben dem Image projekt mit BaBeL Strings, Shop&Food-Touren, Quartierrundgängen, Vorträgen und Publikationen, gehört dazu auch der Ausbau der Informationskanäle (BaBeL Newsletter, BaBeL Journal, BaBeL Quartieragenda, BaBeL Kids Agenda, BaBeL Street Channel und Website www.babelquartier.ch). Viele der Elemente sind inzwischen aus dem Alltag der Menschen nicht mehr wegzudenken. Die monatlich erscheinende BaBeL Kids Agenda etwa ist seit Jahren ein wichtiger Freizeitplaner bei den Schülerinnen und Schülern im Quartier. Die BaBeL Quartier agenda bietet alle zwei Monate einen ausführlichen Überblick über alle Veranstaltungen. Ein weiteres Beispiel ist der BaBeL Street Channel, eine Initiative der Hochschule Luzern Design & Kunst. Ein Experiment, das ohne Ton das Interesse der Passanten wecken möchte: Auf grossen Monitoren im öffentlichen Raum zeigt ein «Quartier-Filmprogramm» einen neuen Blick auf das Quartier. BaBeL Street Channel will dazu beitragen, dass die Menschen noch neugieriger aufeinander werden.[5]

Instand setzen und umnutzen

BaBeL hat sich zum Ziel gesetzt, die Bewirtschaftungs- und Vermietungsperspektiven für die Liegenschafteneigentümer zu verbessern. Ein Monitoring beobachtete Vermietung, Verkauf, Mietzinse und Verkaufspreise von Wohn- und Geschäftsobjekten im Quartier. Mindestens einmal pro Jahr werden die privaten Eigentümer zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, zu zahlreichen unter ihnen besteht regelmässig Kontakt. Primär bietet der Verein BaBeL Unterstützung bei der Vermietung von Wohnungen und Gewerbelokalen an, da ihm sehr daran liegt, frei werdende Objekte möglichst an eine Mieterschaft, ins besondere Familien, zu vergeben, die die Entwicklung des Quartiers fördern und mittragen kann. Da das Interesse am BaBeL-Quartier als Wohn-, aber auch als Freizeit- und Shoppingviertel für ganz Luzern in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat – neben den zahl reichen multikulturellen Läden und Restaurants gibt es kulturelle Angebote für ein junges Publikum –, sind inzwischen auch Eigentümer und Investoren bereit zu investieren.

Im Bereich Baselstrasse und Lädeliplatz hat sich durch Liegenschaftensanierungen und Kulturangebote eine erfreuliche Dynamik entwickelt. Auch an der Bernstrasse, wo die Stadt Luzern mehrere Liegenschaften besitzt, und um den Kreuzstutz kommt Bewegung in die Quartierentwicklung.

Für die 2000-Watt-Gesellschaft-Überbauung der städtischen Liegenschaften startet voraussichtlich noch 2013 ein Wettbewerb; die Grundstücke sollen im Baurecht an Baugenossenschaften abgegeben werden. Ein Projekt für studentisches Wohnen mit Freizeiteinrichtungen für das Quartier, einem Klettergarten und einem Restaurant ist am Kreuzstutz als Nach nutzung einer Druckerei geplant. Ab 2030 könnte hier zudem eine S-Bahn-Haltestelle entstehen. Diese Projekte bringen positive Impulse ins Quartier und sind ganz im Sinne der Zielsetzungen von BaBeL, des städtischen Raumentwicklungskonzepts 2010 und der laufenden Revision der Bau- und Zonenordnung, die einen Entwicklungsschwerpunkt Baselstrasse vorsehen.[6]

Beruhigen und gestalten

Der Verein BaBeL setzt sich insbesondere für eine Aufwertung der Lebensqualität der rund 2000 Bewohnerinnen und Bewohner entlang der Hauptverkehrstrassen Basel- und Bernstrasse sowie für die Schulwegsicherung für die Quartierschulhäuser St. Karli und Grenzhof ein. Wichtig ist dabei, zu vermitteln und durchzusetzen, dass die beiden Kantonsstrassen nicht nur in Hinblick auf den Verkehr betrachtet werden – zumal es mit der Autobahnanbindung eine alternative Route in die Luzerner Innenstadt gibt. Daher wurden im Rahmen des Projekts Aufwertung Aussenräume und Strassenraum alle betroffenen Parteien eingeladen, mögliche Massnahmen zu diskutieren und zu entwickeln. Ziel ist, dass die Strassen auch dem Fussgänger- und Veloverkehr Raum bieten und als Stadtraum Begegnungsmöglich keiten schaffen. Mit Verkehrsexperten, den Schulleitungen der beiden Quartierschulhäuser und der Bevölkerung fanden im Frühjahr 2012 mehrere Begehungen und Workshops statt. Die Schulleitungen sowie Vertreter der Kinder- und Jugendarbeit BaBeL Kids ermittelten die Gefahrenstellen im Quartier und insbesondere auf den Schul wegen. Grundlage bildeten die täglichen Erfahrungen der Schulkinder und der Lehrpersonen. Die Kinder erstellten dazu ihre Schulwegkarten. Die Lehrpersonen erwägen, Verkehrs- und Strassengestaltungsfragen im Unterricht zu behandeln. Mit den Vertretern des Tiefbauamts, der Quartierpolizei, des TCS und des VCS wurden mögliche Massnahmen für die einzelnen Teilstrecken diskutiert. Dabei zeigten sich erwartungsgemäss unterschiedliche Vorstellungen. Für den Kanton steht die Bewältigung des Verkehrsaufkommens an erster Stelle, für die Quartierbewohner die Fussgänger- und Velosicherheit. Der Verein BaBeL übernimmt die Moderation zwischen den Gruppen und sucht gemeinsam mit ihnen nach Lösungen. Die Diskussion im Quartier gewinnt zurzeit an Aktualität, da die Stadt Luzern die Fuss gänger- und Velosicherheit im ganzen Stadtgebiet überprüft und ein Gesamtverkehrskonzept für die Innenstadt erarbeitet, das auch Auswirkungen auf das BaBeL-Quartier haben wird.

Urbanität schaffen

In Workshops mit der Quartierbevölkerung wurde aus den oben erwähnten Inputs ein Massnahmenkatalog zur Gestaltung der Aussenräume und des Strassenraums erarbeitet. Im Fokus steht dabei die Strassenraumgestaltung der Baselstrasse im Abschnitt Kreuzstutz bis Kasernenplatz mit täglich ca. 21 000 Fahrzeugen, 900 Radfahrern und mehreren Buslinien. Beidseitig besteht eine dichte Überbauung mit durchgehenden Erdgeschoss nutzungen mit Läden und Restaurants. Die Trottoirs sind zwei bis zweieinhalb Meter breit. Geprüft wurden unterschiedliche Varianten der Strassenraumnutzung nach dem Vorbild anderer Schweizer Städte, wie die Reduktion der Strassenflächen zugunsten breiterer Troittoirs, Rabatten und Bäume sowie Kurzzeitparkplätze oder Tempo-30-Zonen wie in der Wakkerpreis-Gemeinde Köniz.[7],[8] Die Arbeitsgruppe priorisiert die Variante mit durchgehend zwei Fahrspuren, breiteren Trottoirs zur Belebung der Erdgeschossnutzungen, einzelnen Baumgruppen und einzelnen Kurzparkplätzen vor den Läden. Die Busbevorzugung soll nicht mit einer separaten Busspur auf Kosten der Trottoirbreiten, sondern durch Haltestellen auf der Fahrbahn und allenfalls Lichtsignalsteuerung erfolgen.

Der Strassenraum soll zusätzlich durch sogenannte Pocketparks – Kleinstparks auf Liegenschaften mit bisher ungenutzten Restflächen – aufgewertet werden. Im erwähnten Abschnitt der Baselstrasse sind rund zehn Orte identifiziert, die mit kleinem Aufwand umgestaltet werden können. Einzelne Grünflächen könnten von der Bevölkerung unterhalten und kleine Flächen vor Ladengeschäften oder zwischen den Liegenschaften für Strassencafés oder Auslagen genutzt werden.

Miteinander arbeiten

Der Zwischenbericht der Arbeitsgruppe Aussen- und Strassenraum vom Oktober 2012 zeigt Problemstellen und Lösungsansätze auf und liefert die Grundlage für eine breite Diskussion im Quartier und bei den Stadt- und Kantonsbehörden.[9] Die Politik hat die Idee der Pocketparks inzwischen aufgegriffen, zudem hat das Tiefbauamt 2013 die Planung für die Bus bevorzugung in der Baselstrasse begonnen. Der Verein BaBeL ist in diese Planung einbe zogen und kann so die Anliegen des Quartiers einbringen. Diese Planung wird ein Test dafür sein, wie sich kantonale und städtische Verkehrs- mit Quartierinteressen in Einklang bringen lassen.

Die nachhaltige Quartierentwicklung Basel-/Bernstrasse Luzern ist ein Prozess, der Konti­nuität verlangt. Die breite Themenvielfalt von soziokulturellen Projekten bis zur Strassenraumplanung und das Einbeziehen der lokalen Akteure sind dabei wichtig, vor allem, um Akzeptanz für das Projekt und damit eine langfristige Unterstützung durch die unterschiedlichen Interessensgruppen zu erreichen. Der Prozess wird weitergehen. Die Zusammensetzung des Vereins aus Quartierkräften und Vertretern der Stadt Luzern hat sich bewährt, weder die Stadt noch die Quartierkräfte könnten ihn allein wirksam steuern und voranbringen. Dies zeigt sich gerade dann, wenn unterschiedliche Vorstellungen und knappe finanzielle Ressourcen den Projektzielen entgegenstehen. Doch die bisherigen Erfahrungen bestätigen auch, dass sich das gemeinsame Engagement auszahlt: Das BaBeL-Quartier ent wickelt sich weiter.


Anmerkungen:
[01] Eine Zusammenabeit, die so gut funktioniert, dass sie von der Unicef preisgekrönt wurde.
[02] http://www.fesnojiv.gob.ve/en/el-sistema.html.
[03] Das Projekt war eine prioritäre Massnahme im Masterplan 2006. Es hätte eine Signalwirkung für Investitionen im Quartier gehabt. Der Baukredit erhielt zwar eine Mehrheit im Stadtparlament, ein erforderlicher Nachtragkredit infolge höherer Baukosten als Folge der Ausschreibung wurde jedoch abgelehnt. Das Beispiel zeigt, wie Konsensprojekte auch im politischen Prozess scheitern können.
[04] Bevölkerungsbefragung zum Thema «subjektive Sicherheit» 2009.
[05] BaBeL Street Channel ist ein Experiment, nicht nur in technischer Hinsicht, sondern auch in Bezug auf die Programmgestaltung und die filmische Ausdrucksweise, die ohne Ton im oft hektischen Aussenraum die Passantinnen und Passanten ansprechen muss. Die 1. Testphase lief vom Oktober 2007 bis Frühling 2008, die 2. Testphase vom August 2009 bis April 2010, auch mit einem Monitor auf dem Bahnhofplatz. Im Juni 2010 startete der BaBeL Street Channel in reduzierter Form mit Veranstaltungshinweisen für das Quartier sowie Kurzfilmen zu Menschen, Läden und Veranstaltungen im Quartier. Die Bevölkerung ist aufgerufen, Fotos, Filme, Veranstaltungshinweise usw. beizutragen.
[06] www.stadtluzern.ch > Revision der Bau- und Zonenordnung Luzern.
[07] Im BaBeL Aktionsplan 2012–14 sind dazu folgende Ziele aufgeführt: Tempo 30 auf der Bern stras se, Verbesserungen auf Baselstrasse prüfen, Verbesserungen Sicherheit Schulwege, Verbesserung Sicherheit auf Fussgängerstreifen, Vorschläge für Strassenraumgestaltung.
[08] Wakkerpreis des Schweizer Heimatzschutzes für die Gemeinde Köniz, www.heimatschutz.ch/index.php?id=1041: Zugriff 6.2.2013.
[09] Für weitere Massnahmen zur Gestaltung der Aussenräume und des Strassenraums liegt ein Zwischenbericht vor: BaBeL Umsetzung Aktionsplan 2012–14: Projekt Aussen-/Strassenraumgestaltung, Zwischenbericht Oktober 2012.

Das Quartier
Das Quartier Basel- und Bernstrasse ist kulturell bunt gemischt mit ca. 50% Ausländern aus rund 70 Nationen. Hier vor den Toren der Luzerner Altstadt wohnten immer schon die neu zugezogenen Arbeitssuchenden. Heute sind es Migrantinnen und Migranten aus der ganzen Welt, die – auch das ist typisch – das Quartier verlassen, sobald es ihnen wirtschaftlich besser geht. Das wirkt sich auch auf die Zusammensetzung der Be völkerung, das soziale Leben, das ansässige Gewerbe und damit auf das Image des Stadtteils aus. Die Schattenlage zwischen Reuss und Gütschhang beeinträchtigt die Wohnqua lität. Die Hauptverkehrsstrassen Basel- und Bern stras se verursachen im Quartier zusätzlich hohe Lärmbelastungen und Emissionen. Im Gegensatz dazu bilden die Reuss und der Gütschhang als Naherholungsgebiete sowie die im Quartier vorhandenen Freizeitangebote und Einkaufsmöglichkeiten grosse Qualitäten und Chancen.

Projekt Babel
Das Projekt wurde 2001 von der Hochschule Luzern (Wirtschaft, Soziale Arbeit, Architek tur & Technik, Design & Kunst) in Partnerschaft mit der Stadt Luzern gestartet. Bevölkerung, Gewerbetreibende, Liegenschafteneigentümer und Investoren sind eingeladen, die Entwicklung des Quartiers mitzugestalten. Das Projekt umfasst die Bereiche Soziokultur, Liegenschaften und Gewerbe, Aussenräume und Verkehr sowie Quartierimage. Grundlage bilden das BaBeL Konsens-Szenario 2003, der BaBeL Masterplan 2006 und die Aktionspläne, die jeweils für drei Jahre festgelegt werden.[1]

2002–2007 wurde das Projekt BaBeL im Rahmen der vier nationalen Pilotprojekte Nachhaltige Quartierentwicklung (Luzern, Zürich, Basel, Lausanne) vom Bund (ARE, BFE, BWO) unterstützt.[1] 2007–2009 unterstützte das Bundesamt für Wohnungswesen BWO die BaBeL Quartieraufwertung in den Bereichen Liegenschaften, Aussenräume und Imagepflege und 2010–2012 im Bereich Liegenschaften.[2] www.babelquartier.ch


Anmerkungen:
[01] Vgl. Nachhaltige Quartierentwicklung NaQu: Quartierbericht BaBeL Phase 1 2004 und Quartierbericht BaBeL Phase 2 2007.
[02] Vgl. Schlussbericht November 2009 und 2011 und NFP 54 Nachhaltige Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung und Ethikpreis 2009.

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Für den Beitrag verantwortlich: TEC21

Ansprechpartner:in für diese Seite: Judit Soltsolt[at]tec21.ch

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