Zeitschrift

TEC21 2013|13-14
Energiezentrale Bern
TEC21 2013|13-14
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG

Energiezentrale Forsthaus Bern (EZF)

Am 22. März 2013 wird die neue Energiezentrale Forsthaus des Berner Energieversorgers Energie Wasser Bern (ewb) ­eröffnet. Den mächtige Infrastrukturbau haben Graber Pulver Architekten in enger Zusammenarbeit mit den Tragwerksplanern Walt   Galmarini und den Verfahrens­ingenieuren TBF   Partner geplant.

22. März 2013 - Redaktion TEC21
Am 22. März 2013 wird die neue Energiezentrale Forsthaus des Berner Energieversorgers Energie Wasser Bern (ewb) ­eröffnet. Den mächtige Infrastrukturbau haben Graber Pulver Architekten in enger Zusammenarbeit mit den Tragwerksplanern Walt   Galmarini und den Verfahrens­ingenieuren TBF   Partner geplant.

(Red.) Nach 40 Jahren hatte die alte Kehrichtverwertungsanlage der Stadt Bern, die KVA Warmbächliweg, das Ende ihrer technischen Lebensdauer erreicht. Eine neue Anlage sollte die in der Agglomeration Bern anfallenden 110 000 t Kehricht pro Jahr verbrennen und dabei mindestens ebenso viel Fernwärme und Prozessdampf erzeugen wie die bestehende. Gleichzeitig wollte der Berner Energieversorger ewb die Stromproduktion deutlich steigern, um dem Ausstieg aus der Kernenergie einen Schritt näher zu kommen, die Stromimporte zu reduzieren und den Anteil regenerativer Energieträger zu erhöhen. Um alle Anforderungen zu erfüllen, wurden diverse Anlagenkonfigurationen geprüft und bewertet.

Auch der Standort wurde neu evaluiert. Ausgehend von der bestehenden KVA untersuchte die Stadt Bern in Vorstudien verschiedene Möglichkeiten. Die Wahl fiel auf den Standort Forsthaus West am Stadtrand von Bern – auf ein Waldstück des Grossen Bremgartenwalds, zwischen der Hauptstras se Richtung Murten und der Westtangente der A1 –, da von hier aus wegen der Nähe zum bestehenden Fernwärmenetz der Anschluss relativ einfach möglich war. Diese infrastrukturelle Standortgunst war in der Abstimmung über die Umzonung und Rodung von etwa 60 000 m² Wald ein wichtiges Ar gument. Zugleich war der Bauplatz im Wald ein wichtiger Grund, warum 2004 für die In frastrukturanlage überhaupt ein Architekturwettbewerb mit zwölf präqualifizierten Teams durch geführt wurde. Dieses Verfahren konnten Graber Pulver Architekten mit ihrem Projekt «Sojus» für sich entscheiden.

Das 308 m lange und über 50 m hohe Gebäude – der Kamin ist noch 20 m höher – verbirgt sich, von der Autobahn gesehen, hinter dichtem Wald; lediglich die Silhouette ragt wuchtig heraus. Der nachts rot leuch tende Kamin unterstützt die Fernwirkung. Auf der Südseite dagegen haben die Architekten den Wald auslichten lassen, sodass er einen Filter aus Einzelbäumen bildet, durch den das Gebäude hindurchschimmert. Entlang dieser Stadtfassade, 7.20 m über dem Gelände, unterstreicht ein verglaster Besuchergang die Horizontalität und gibt dem Bau eine Massstäblichkeit. Vom Gang aus bekommt die Öffentlichkeit durch zwanzig Bullaugen Einblick in die geballte Technik.

Das Anlagenkonzept der EZF vereinigt als Schweizer Premiere drei Kraftwerke unter einem Dach, die als Anlagenverbund zusammenwirken: eine Kehrichtverwertungsanlage (KVA), ein Holzheizkraftwerk (HHKW) und ein Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk (GuD). Wie bei solchen Projekten üblich, wurde die Anlage schrittweise seit April 2012 über mehrere Monate hinweg in Betrieb genommen und nach erfolgreichem Probebetrieb im ersten Quartal 2013 ebenfalls in Etappen der Bauherrschaft übergeben.

Dass eine derart komplexe Infrastruktur anlage nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch erfreut und dem gesellschaftlich relevanten Thema Energieversorgung eine angemessene Repräsentation ermöglicht, ist dem kongenialen Zusammenwirken der beteiligten Planer zu verdanken. So ist die linea re Anordnung der Komponenten in einem extrem lang gestreckten Gebäude nicht nur spektakulär, sie erlaubt auch eine gute Zugänglichkeit der Anlagen und eine un komplizierte spätere Erweiterung. Trotz seiner Wucht wirkt der Bau elegant; bei näherer Betrachtung sind es Spiele mit der Massstäblichkeit einzelner Bauteile, eine virtuose Tragkonstruktion und feine Konstruktions details, die vom Zusammenwirken der Fachleute zeugen. Es ist zu hoffen, dass dieses Beispiel für interdisziplinäre Zusammenarbeit vielen als Vorbild dienen wird.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: TEC21

Ansprechpartner:in für diese Seite: Judit Soltsolt[at]tec21.ch

Tools: