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anthos 2013/3
Gesundheit
anthos 2013/3
zur Zeitschrift: anthos
Herausgeber:in: BSLA

Tiere als Therapeuten

Therapeutische Ansätze mit Tieren versprechen Heilung oder zumindest Linderung von Symptomen bei psychiatrischen sowie neurologischen Erkrankungen und Behinderungen. Bei der Gestaltung gilt es nicht nur die Bedürfnisse der Patienten und Fachkräfte zu berücksichtigen, sondern auch die der Tiere.

30. September 2013 - Pascal Gysin, Christine Kilcher
Der Auftrag war ebenso klar wie herausfordernd: Gesucht wurde ein Konzept für eine Anlage, in der Tiere als Therapeuten verstanden werden, welche die Patienten auf ihrem Weg zurück ins Leben unterstützen. Und damit begann die Entwicklung des Therapie-Tiergartens Eckenstein-Geigy für das REHAB Basel, Zentrum für Querschnittgelähmte und Hirnverletzte. Das Konzept der Tiergestützten Therapie geht davon aus, dass die Begegnung zwischen Mensch und Tier ohne Vorurteile oder Wertungen abläuft. Dadurch findet eine verletzungsfreie Art der Kommunikation statt, in welcher die Patienten offener interagieren als bei zwischenmenschlichen Kontakten. Im Rahmen der Therapie werden domestizierte Tiere in ein therapeutisches Setting einbezogen, mit dem Ziel, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Dabei sind unterschiedliche Formen der Begegnung zwischen Mensch und Tier für den entwicklungsfördernden, pädagogischen oder therapeutischen Prozess zentral.

Bei der Konzeption und Gestaltung dieser in der Schweiz einmaligen Anlage haben wir auf diese Bedingungen reagiert, indem wir drei Bereiche definierten: Tiere sehen, Tiere beobachten und mit Tieren in Kontakt treten. Der Therapie-Tiergarten ist ein Prototyp.

In enger Zusammenarbeit mit der Direktion des REHAB Basel und Experten der Tiergestützten Therapie entwickelten wir ein Projekt, das zwar Strukturen vorgibt, aber dennoch für künftige Anpassungen genügend Raum lässt. So können wir den sich im Lauf der Zeit verändernden Bedürfnissen, beispielsweise bei neuen Anforderungen an die Zugänglichkeit der Gehege, auch künftig begegnen.

Tiere für alle Sinne

Bei der Auswahl der Tiere beschränkten wir uns bewusst auf bekannte Tiere wie Schafe, «Minipigs», Kaninchen, Zwergziegen, Hühner und Esel, die in der Anlage artgerecht leben können. Es sind zudem Arten, welche das ganze Spektrum der menschlichen Sinne ansprechen und den ganzheitlichen Rehabilitationsprozess der Patienten unterstützen. Die Tiere fördern unter anderem die Aufmerksamkeit und die Konzentration, steigern die Eigeninitiative, geben kognitive Anregungen, können positive Erinnerungen an Erlebnisse mit anderen Tieren wachrufen und sie ermöglichen bei vielen Patienten Nähe und Körperkontakt.

Erde, Wasser und Himmel

Die Stallungen und Aussengehege gruppieren sich um eine Therapiezone, welche den verschiedenen Bedürfnissen der Patienten nach Intimität Rechnung trägt. Sie ist durch einen Hügel von der den Tieren vorbehaltenen Weide getrennt. Ein kleiner Weiher vermittelt zwischen dem Eingangsbereich mit Restauration und dem Lebensraum der Tiere. In der Voliere herrscht buntes Treiben, die flinken Akrobaten der Lüfte eröffnen dem Beobachter eine weitere Dimension. Zwei Esel begleiten Patienten und Besucher auf einem Teil des Rundwegs. Ihr Gehege umfasst den Therapie-Garten wie ein Gürtel. Dadurch entstehen Räume, welche die Begegnung zwischen Patienten und Tieren nicht nur physisch ins Zentrum rücken.

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Für den Beitrag verantwortlich: anthos

Ansprechpartner:in für diese Seite: Daniel Haidd.haid[at]fischerprint.ch

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