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Euphoriker behaupten, dass mit der Entwicklung neuer Holzwerkstoffe, vor allem der von leistungsfähigen Platten, die konstruktiv eingesetzt werden können, im Holzbau kein Balken auf dem anderen, respektive kein Stab neben dem anderen bleiben wird. Scheiben und Platten ersetzen Stäbe und Bretter.

Die Fläche in Holz kann sich vereinfachen: eine Reduktion von Schichten im tektonischen Aufbau bedeutet weniger Kältebrücken, große Flächen reduzieren die Fugen, ein möglicher diffussionsoffener Aufbau vereinfacht die Bauphysik. Rippen-Plattenelemente im Verbund sind leistungsfähig wie flächige Tragwerke und erübrigen aufwendige Querverstrebungen. Auch die horizontale Fläche emanzipiert sich, sie braucht keine Unterzüge und Sekundärlagen mehr.

Soviel ist offensichtlich. Aber ändert das etwas am Erscheinungsbild der Architektur? Kann der Wunsch der Moderne, die Fläche zu abstrahieren, sie autonom und damit frei zu stellen, im Holzbau nun Wirklichkeit werden - 80 Jahre nach dem Traum, der mangels damals vorhandener Technik nicht in konstruktiver Klarheit erfüllt werden konnte? Sicher ist: Die Unabhängigkeit von Modulordnungen erlaubt, Häuser freier und dynamischer zu planen, die technische Entwicklung von tragfähigen Materialien führt zu immer dünneren Bauteilen und die typische Holzfassade mit sichtbarer Konstruktion weicht einer größeren Vielfalt von Oberflächen, die neutraler wirken.

Vielleicht sollte man formale und räumliche Anliegen mit den Möglichkeiten neuer Holzwerkstoffe und - technologien nicht allzu hoch stecken. Die Beobachtung zeigt, dass sich Form und Ausdruck von Holzhäusern, die mit neuen Werkstoffen operieren, meist nicht wesentlich von jenen unterscheiden, die in »traditioneller« Skelett- oder Rahmenbauweise ausgeführt werden. Nicht in jedem Bau sind massive Platten schon auf den ersten Blick so innovativ angewandt wie im Ausstellungspavillon von Cheret & Bozic in Stuttgart. Die plastisch »gefaltete« Fassade besteht aus Flächen, die über große Distanzen frei gespannt sind und mit einfachen Fügeprinzipien gehalten werden.

Jedenfalls kann es nur darum gehen, Holzbau zu vereinfachen und aus den Fesseln der eigenen Tradition zu schälen. »Damit sind wir bei einem zentralen Anliegen der Architekten Meili & Peter, das Bauen mit Holz von den vertrauten Bildern zu befreien und den neuen Technologien neue Formen abzugewinnen, Formen, die andererseits diese Technologien thematisieren«.(1)
Aus diesem Grund hat sich die Redaktion entschieden, zum Thema Flächen auch die Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft in Biel vorzustellen, obwohl sie, eigentlich ein Skelettbau, weniger mit Platten als mit vorgefertigten Rahmen und Tafeln brilliert.
Karin Tschavgova

Zum Thema
Was bleibt, was wird gefällt?
Kehraus für traditionelles Holzbaudenken
Text: Karin Tschavgova

Vom Blockbau zur Vorfabrikation - Entdeckung der Fläche im Holzbau
Text: Christoph Affentranger

Projekte
Hochschule für Holzwirtschaft Biel / CH
von Marcel Meili, Markus Peter mit Zeno Vogel
Bildhafte Abstraktion
Text: Christoph Affentranger, Martin Steinmann

Bautechnikzentrum TU Graz Graz, Steiermark
von Werner Kampits
Konstruktion transparent gemacht
Text: Karin Tschavgova

Studio Bangert Schopfheim / D
von Dieter Thiel
Konstruktive(r) Rahmen für fließende Räume
Text: Karin Tschavgova

Gespräch
Die Freiheit ist immer dann grenzenlos, wenn ich materialkonform arbeite
»zuschnitt« mit Konrad Merz, Wolfgang Pöschl, Walter Schweran und Gerhard Schickhofer zum Thema »Neue Flächen in Holz«

Artikel

15. September 2001 Karin Tschavgova
zuschnitt

Bildhafte Abstraktion

Die bestehenden Schulbauten mit Werkhallen und Lagerschuppen der Hochschule in Biel sollten erweitert werden. Die Architekten Conzett, Bronzini, Gartmann fügten südlich des Areals die neuen Werkhallen direkt an den Bestand an. Als Gegenpol entstand ein viergeschoßiges, kubisches Lehrgebäude. Der 94 m lange und 17 m hohe Holzbau hebt sich von den flachen Nachbarbauten als markantes Zeichen ab. Das Flachdach kragt weit aus und bildet den Wetterschutz der Holzkonstruktion und der vorgehängten Eichenholzfassade. Der Erschließungskern wurde in Beton ausgeführt, die Schuleinheiten sind als selbsttragende Holzkonstruktion ausgeführt. In den Klassenzimmern sind verschiedene Holzarten für die Oberflächen verwendet worden. Bei allen Gebäudeteilen wurden Holz und Beton je nach konstruktiver Eigenschaft optimal zusammengefügt.
Die Hochschule für Holzwirtschaft wurde mit dem »Prix Lignum 1999« ausgezeichnet.

Das Grundstück der Schweizerischen Hochschule für die Holzwirtschaft Biel liegt am Rand des Ortes direkt an der Hauptstraße. Eine Industriehalle, eine Wohnanlage, der Höhenzug des Juras und offene Felder bilden den Kontext. Hier sollte nach dem Willen der Bauherren die aus zweigeschoßigen Schulgebäuden mit flachen Giebeldächern sowie niedrigen Werkhallen und Lagerschuppen bestehende Anlage aus der Nachkriegszeit verdichtet werden. Mit zwei typologisch unterschiedlichen Eingriffen haben die Architekten das relativ große Raumprogramm auf dem engen Grundstück überzeugend untergebracht. Zum einen bauten sie die neuen Hallen der Verfahrenstechnik im südlichen Teil des Areals direkt an die bestehenden Werkhallen und verbanden so Alt und Neu zu einem grossen und flachen Bau. Als Gegenpol entstand ein viergeschoßiges, kubisches Lehrgebäude, das sich in seiner Mächtigkeit abhebt von den niedrigen Nachbarbauten mit ihren Giebeldächern. Das Besondere an diesem 94 m langen und 17 m hohen Ankerpunkt im städtebaulichen Kontext ist, dass es sich dabei um einen Holzbau mit einem Erschließungskern aus Beton und einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade aus Eichenholz handelt.

Das dominante, weit auskragende Flachdach ist nicht nur eine formale Spielerei, sondern entscheidend für den Wetterschutz der Holzkonstruktion. Das Attikageschoß ist auf den Längsseiten um die Balkonschicht zurückversetzt. In den unteren drei Geschoßen durchbrechen auf beiden Hauptfassaden des Gebäudes eingezogene Terrassen die mit Fenstern horizontal strukturierten Wände und lassen das Tageslicht bis in die Erschließungszonen vordringen. In umgekehrter Richtung entstanden so Beziehungen aus dem Gebäude heraus in die Landschaft. Auf Kontraste als Kunstgriff setzen die Architekten im Inneren des neuen Lehrgebäudes. Auf der Ebene der Materialisierung tritt der rohe Beton der Korridore und Treppenhäuser in ein faszinierendes Wechselspiel mit den aus unterschiedlichen Holzarten gebildeten Oberflächen der Klassenzimmer und der übrigen Räume. Die Freude an Proportionen und präzisen Details bestimmt das ganze Gebäude.

Das von den Ingenieuren Conzett, Bronzini, Gartmann aus Chur erarbeitete konstruktive Konzept nutzt beide Materialien, Holz und Beton, optimal. So wurden etwa die den Baukern umgebenden Schuleinheiten als selbsttragende Holzkonstruktion ausgebildet. Dadurch werden die Betondecken des Erschließungskerns nicht durch die Vertikallasten des Holzbaus belastet. Sie tragen primär sich selbst und wurden deshalb als vorgespannte Flachdecken mit großen Spannweiten erstellt. Das Lehrgebäude und die Werkhallen der Hochschule für die Holzwirtschaft sind sichtbarer Beleg dafür, dass ein Bau aus Holz auch im städtischen Kontext bestehen kann. (1)

Die konstruktiven Entscheidungen folgen nicht apriorischen Vorstellungen über neue Arten, mit Holz zu bauen, die verschiedenen Konstruktionen sind vielmehr nach ihrer Zweckmäßigkeit verwendet, pragmatisch, von Fall zu Fall, nicht dogmatisch. Die Architekten haben nicht konstruktive Einheitlichkeit angestrebt: Sie hätte sie zu Entscheidungen geführt, die nicht nur in der Wirklichkeit einer Konstruktion begründet sind. Wenn es trotzdem eine Einheitlichkeit gibt, so liegt sie in der Art, die Konstruktion zu denken, nicht in der Konstruktion selber, die sich daraus von Fall zu Fall ergibt. (2)

Für den bis ins Detail klugen Einsatz des Baustoffes Holz wurde die Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft mit dem »Prix Lignum 1999« ausgezeichnet.

(1) Christoph Affentranger
(2) Martin Steinmann aus: Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft, Biel Marcel Meili, Markus Peter mit Zeno Vogel Verlag Niggli AG, 2000

15. September 2001 Karin Tschavgova
zuschnitt

Konstruktion transparent gemacht

Das Dachtragwerk der zentralen Versuchs- und Prüfhalle des Bautechnikzentrums der TU Graz wurde mit einer innovativen Konstruktion ausgeführt. Sie besteht aus punktgestützten, orthotropen Massivholzplatten mit ca. 22 m Spannweite - eine räumliche Fachwerkkonstruktion, für deren Obergurt das flächige Bauelement Brettsperrholz verwendet wurde. Die restlichen Fachwerkteile wurden in Stahlbau ausgeführt. Der Obergurt erfüllt mit einer Plattenstärke von nur 12,5cm eine Vielzahl von Funktionen. Durch die vorgefertigten Plattenelemente konnte eine relative starre Dachscheibe erzielt werden, mit der es möglich war, die Scheibenlasten des Daches in wenige Aussteifungspunkte zu leiten. Damit konnten die Wände als schlanke Pendelstützen und die Stirnseiten ganz ohne Aussteifung ausgeführt werden, wodurch die Halle in beiden Längsrichtungen erweiterbar bleibt.

Das Bautechnikzentrum der TU Graz besteht aus einer zentralen Versuchs- und Prüfhalle und drei eigenständigen, an die Halle angedockten Baukörpern, die Labors und im Obergeschoß Institutsräume enthalten. Während das Bauwerk, das als universitätseigene Planung unter Mitarbeit der Institute für Hoch- und Industriebau, Holzbau und Betonbau konzipiert wurde, in seiner Gesamtform die Durchmischung von Holz- und Betonbauweise in wenig schlüssiger Weise aufweist und sich das äußere Erscheinungsbild in heterogenem, manchmal allzu modischem Formenrepertoire zeigt, außerdem Details wenig sorgfältig durchgearbeitet sind, stellt das Dachtragwerk der Halle eine bemerkenswert innovative, höchst gelungene Konstruktion dar.

Sie besteht aus einer punktgestützten, orthotropen Massivholzplatte mit ca. 22 m freier Spannweite, genauer: einer räumlichen Fachwerkkonstruktion, für deren Obergurt das flächige Bauelement Brettsperrholz verwendet wurde. Die restlichen Fachwerkteile wurden als Stahlbauteile ausgeführt. Der Obergurt erfüllt mit einer Plattenstärke von nur 12,5cm eine Vielzahl von Funktionen. Die Längs- und die dazwischenliegenden Querlagen der fünfschichtigen Platten bilden gemeinsam das lastannehmende und lastabtragende Konstruktionselement der gesamten Dachfläche, die mit einer auf das Brettsperrholz aufgeleimten OSB-Platte zugleich den inneren Raumabschluss bildet.

Durch die großflächig hergestellten, vorgefertigten Plattenelemente mit einer wirtschaftlichen (Transport-)Breite von 3,2 m konnte mit wenig Aufwand eine relativ starre Dachscheibe erzielt werden, mit der es möglich war, die Scheibenlasten des Daches in einige wenige Aussteifungspunkte zu leiten. Es erlaubte nicht nur ein rundum laufendes Oberlichtband. Die Wände konnten als schlanke »Pendelstützen« und die Stirnwände ganz ohne Aussteifung ausgeführt werden, wodurch die Halle in beiden Längsrichtungen erweiterbar bleibt. Durch die flächige Tragkonstruktion war es auch möglich, einen sauberen, schichtweise getrennten Dachaufbau ohne Durchdringungen und Kältebrücken ausführen zu können. Insgesamt zeigt sich die Halle als konsequent durchdachte, klare und »ehrliche« Lösung, bei der versteckt angeordnete Aussteifungen entbehrlich blieben. Die formale Ausbildung der im Wortsinn »aufgesetzt« wirkenden Lichtsheds in Plattenrichtung wurde sichtlich den konstruktiven Erfordernissen untergeordnet.

15. September 2001 Karin Tschavgova
zuschnitt

Konstruktive(r) Rahmen für fließende Räume

Neben dem bestehenden Wohnhaus aus den fünfziger Jahren wurden ein Studio und ein Gästehaus in Holz errichtet. Das Verlagstudio besteht als eingeschoßiger Pavillon aus drei unterschiedlich hohen Kuben, das Gästehaus wurde zweigeschoßig ausgeführt. Raumhohe Verglasungen schaffen transparente Übergange. Die Holzkonstruktion steht im Vordergrund und wird unverkleidet belassen. Statisch besteht das Studio aus drei hintereinandergereihten Rahmensystemen, die eine großflächige Verglasung und den Verzicht auf Querwände ermöglicht.. Das Primärsystem bilden biegesteife Brettschichtholzrahmen. Eine hinterlüftete Vorsatzschale mit Redwood-Kernhölzern gewährleistet den konstruktiven Holzschutz. Auch die Haustechnik wurde in Hinblick auf die Holzkonstruktion minimal gehalten, die Heizungs- und Elektroninstallationen verlaufen in Doppelböden.

Lieblichkeit und Ruhe der hügeligen Landschaft des Schwarzwaldes veranlassten den Bauherren, sein Verlagszentrum zu verlegen und neben einem bestehenden Wohngebäude aus den fünfziger Jahren ein Ensemble aus Studio und Gästehaus zu errichten, das mit einem minimalen Eingriff in die Natur und Geländetopografie auskommen sollte. Die Forderung nach flexibler Nutzungsmöglichkeit und angenehmem Raumklima, nach Niedrig-Energie-Standard, umweltverträglichen Baustoffen und nach der Anwendung moderner Bautechnologien führte zur Entscheidung, mit Holz zu bauen. Der Entwurf zeichnet das Verlagsstudio als eingeschoßigen Pavillon, zusammengesetzt aus drei unterschiedlich hohen Gebäudekuben und einem zweigeschoßigen turmartigen Bau als Gästehaus.

Die Qualität des Entwurfs basiert auf dem geschickten Zusammenfügen von einfachen geometrischen Körpern - Würfel und Quader - zu raumbildenden Einheiten. Mit außenwandfüllenden Verglasungen werden transparente lichtdurchflutete Übergänge geschaffen. Der Charakter des Gebäudes sollte das Baumaterial Holz als konstruktives Element in den Vordergrund stellen, die einzelnen Gebäude sollten wie Möbelstücke betrachtet werden können. Dies bedeutete, eine Konstruktion ohne nachträgliche Verkleidung zu wählen. Damit ergaben sich höchste Ansprüche an die Ausführungsplanung und den Bauablauf. Der logische Verzicht auf chemischen Holzschutz verlangte, dem konstruktiven Holzschutz Priorität einzuräumen, was in Form einer hinterlüfteten Vorsatzschale mit Redwood-Kernhölzern geschah.

Bemerkenswert an diesem Bau ist nicht nur der Versuch, das Bauen mit Holz neu zu interpretieren und Holzbau mit konstruktiver Logik umzusetzen. Mit konsequenter Beharrlichkeit, mit der der Entwurf ohne Abstriche umgesetzt wurde, wurde auch Entwicklungsarbeit an einem System geleistet. Grundsätzliche Fragen, wie die nach der Funktionsweise von Kastenelementen in großformatigen Scheiben- und Plattenstrukturen und ihrer biegesteifen Verbindung wurden auf eine überzeugende, wenn auch aufwendige Art gelöst.

15. September 2001 Wolfgang Pöschl
zuschnitt

Die Freiheit ist immer dann grenzenlos, wenn ich materialkonform arbeite

Im Gespräch - Konrad Merz, Wolfgang Pöschl, Walter Schweran, Gerhard Schickhofer

Wir bringen Auszüge eines Gesprächs vom 16. Juli 2001, das Zuschnitt zum Thema »Neue Flächen in Holz« angeregt hat und das im Architekturforum Innsbruck stattfand.

Zuschnitt: Die Frage, der Zuschnitt in diesem Gespräch auf den Grund gehen will, ist, ob die neuen Holzwerkstoffe, die auch konstruktiv eingesetzt werden können, den Holzbau revolutionieren werden. Erst einmal, ob sich das Erscheinungsbild vom Holzbau dadurch verändern wird und ob damit eine breite Anwendung gegeben sein wird.

Schickhofer: Ganz sicher muss die Fläche neu gesehen werden, weil sie sich vom Schichtenaufbau des traditionellen Holzbaus wesentlich unterscheidet, genauer gesagt, vereinfacht. Nehmen Sie die massive Fläche, Sie haben einen kompakten tragenden Teil, eine Dämmschicht, sauber getrennt davon, oder die Dämmung im Kern und einen äußeren Schutz. Das ist schon das Wesentliche, es gibt keine Kältebrücken, die Fugen werden unterdrückt. Wo ich es brauche, schneide ich ein Fenster ein...

Pöschl: Ich kann ja auch die massive Fläche von der, wo ich verglasen will, ganz trennen.

Schickhofer: Ja, aber ich kann es machen, wenn ich will, ohne Risiko. Darum geht es ja, dass die Holzbauweise einfacher wird in der Anwendung.

Zuschnitt: Aber ist dann nicht die Gefahr einer Vereinheitlichung, einer wesentlichen Einschränkung gegeben?

Schickhofer: Also, das kann ja nur eine Erweiterung sein, wenn man seine Idee in einem System wiederfindet und damit agieren möchte. Um das geht es. Sie können nicht sagen, es reicht mir, wenn man eine Platte anbietet oder ein Material, Sie werden damit glücklicher werden, wenn man eine Decke anbietet, eine Wand usw., die gut zusammenzufügen sind. Wie der Raum dann ausschaut, das ist dann Architektur, das wird der Architekt bestimmen. Aber ich meine, das sollte man vielleicht in Zukunft woanders hin delegieren, wie die Decke von unten bis oben oder die Wand von innen bis außen auszusehen hat. Hier muss sich der Architekt nicht unbedingt mehr den Kopf zerbrechen. Das heißt, wenn hier Lösungen zur Verfügung gestellt werden, abgestimmt auf ganz bestimmte Produkte, Produktgruppen, dann ist das doch auch ein Vorteil für die Architektur. Eine große Hilfe, um überhaupt vernünftig, auch von den Planungskosten her, einen Holzbau betreiben zu können.

Pöschl: Da gebe ich Ihnen Recht, insofern, als ich im Möbelbau ja auch eine Methode brauche, um zu verbinden. Ich kann alles zusammennageln oder schrauben, aber es gibt auch Dübel, es gibt Scharniere und genau das braucht es im massiven Holzbau auch. Aber es würde mir nicht einfallen, von einem Möbelbausystem zu reden, sondern ich habe ein Plattenmaterial, das kann Bestimmtes, das eine muss ich umleimen, das andere furnieren. Fügetechnik braucht es, da gebe ich Ihnen vollkommen recht. Aber ich würde das nicht als System bezeichnen.

Zuschnitt: Sie haben auch als Tischler ein enormes Vorwissen, viele Architekten haben aber Berührungsängste mit Holzbau. Es gibt eine bauphysikalische Komplexität, wenn man das nicht wirklich beherrscht, kommt man in des Teufels Küche. Dann kommt der vergleichsweise große Planungsaufwand dazu, beides Dinge, die die Leute davon abhalten, in Holz zu bauen. Wenn es jetzt verbindliche Systeme gibt, die mich in meiner Gestaltung als Architekt nicht einschränken, sondern soviel Flexibilität und Anwendungsmöglichkeiten erlauben, dass ich Freiheit habe in meiner Gestaltung, dann wird wahrscheinlich jeder Architekt gerne auf Leitdetails zurückgreifen. Eine Einengung darf es natürlich nicht sein.

Pöschl: Vor 20 Jahren hat der Architekt noch nicht gewusst, wie ein Spanplattenmöbel funktioniert. Da sind an den unmöglichsten Stellen massive Teile vorgekommen. Jetzt weiß das eigentlich jeder, er hat Spanplatten und braucht sie nur zusammenstellen und der Tischler nimmt das richtige Verbindungsmittel. So einfach sollte Holzbau werden in der Anwendung.

Merz: Richtig, nehmen Sie den Betonbau, wenn Sie den Anschluss Decke-Wand haben, dann machen Sie zwei Striche, wieviele Eisen er da hineinlegt, das interessiert sie nicht. Aber im Holzbau müssen Sie sich schon überlegen, geht die Wand durch die Decke, oder liegt die Decke auf, ist sie zwischendrin, geht die Wand außen hoch, wie schließe ich es an…

Schickhofer: Warum muss ich mir das überlegen, wenn die Lösungen da sind?

Pöschl: Beim massiven Holzbau kann das irgendwann einmal so primitiv werden wie bei einem Möbel. Aber was ich verhindern will, ist, dass man wieder in Elementen denkt, in zu komplizierten Einheiten. Man denkt in Materialien, Plattengrößen selbstverständlich, im Möbelbau mache ich das auch, im Hochbau ist es noch ein bisserl strenger, aber es muss im Prinzip so funktionieren. Das Bauen muss auf einem ganz niedrigen Level gehalten werden. Einfach, aber auch ohne die hohen Arbeitsanteile, die die Amerikaner an ihren Systemen haben.

Scheran: Das ist genau der Punkt, dann sind wir bei einer Massenanwendung. Bis jetzt haben Hersteller irgend ein System gemacht, das dann kein Massenartikel geworden ist und wieder irgendwo individuell war. Und ich glaube, die Plattenindustrie muss die Materialien zur Verfügung stellen und die verschiedenen Verbindungen und Anwendungen zeigen, man kann sie für jedes System einsetzen, es funktioniert immer mit den Platten, die wir anbieten.

Schickhofer: Genau, das Problem, das wir jetzt haben, warum der Prozentsatz im Holzbau so niedrig ist, ist eben, dass alle kleinen Unternehmen glauben, sie müssen etwas neu erfinden und dann bleibt das Ganze immer nur regional hängen. Das heißt, wirklich groß wird man, wenn man, wie die Ziegelindustrie, genau nach Strategien vorgeht, einheitlich. Dann habe ich die Möglichkeit, den Prozentsatz zu heben, aber sicherlich nicht von der Breite nach oben, also, das glaube ich nicht. Ich möchte das einmal einwerfen, es muss ein gewisses Diktat kommen.

Merz: Im Moment hat keine Firma oder keine Industrie die Marktmacht, das zu diktieren. Schickhofer Richtig, das wird aber kommen müssen. Andererseits sollte der Architekt gerade bei der Entwicklung dieser Elemente Mitspracherecht haben, mitentwickeln, mitdiskutieren, weil damit auch schlussendlich Architektur gemacht wird.

Pöschl: Ich habe überhaupt kein Problem mit den unterschiedlichen Plattenstärken, Breiten oder Plattengrößen, da ist von einem halben Meter an alles, was man noch heben kann, akzeptabel. Ich glaube, da liegen keine Einschränkungen und da wehren sich die Architekten auch nicht dagegen.

Scheran: Das Wesentliche im Handwerk ist doch das Know how, mit diesen Produkten umzugehen. In Wirklichkeit ist es doch so, der Architekt, der einen Handwerker neben sich hat oder 2 bis 3 Zimmereibetriebe, von denen er weiß, die können mit dem Material umgehen, der setzt alles ein - der hat die Sicherheit und baut auch mit Holz.

Pöschl: Ich sage jetzt einmal ganz polemisch, außer den Platten und langen Schrauben brauche ich nichts. Das ist jetzt übertrieben, aber im Prinzip ist die Tendenz dahingehend.

Schickhofer: Die Zukunft des Holzbaus liegt in einer vernünftigen Reduktion. Welche Materialien sich letztlich durchsetzen werden, ist vielleicht noch nicht bekannt - welche Flächen und Konstruktionssysteme es sein werden. Beide Bauweisen, der Holzleichtbau und der Holzmassivbau haben irgendwie Berechtigung, beide werden eine Schiene fahren, aber beide müssen Reduktion sowohl in den Systemen, den Materialien und den Produkten haben. Wir haben also für den Holzmassivbau jetzt einmal Leitdetails verfasst und ich glaube, das muss sein. Der Architekt, der Ingenieur und auch der Ausführende, die brauchen im Prinzip Lösungen.

Merz: Wobei - das gibt's, das hat jedes Produkt. Wir wenden das nur nicht an, weil wir zu individualistisch sind. Der Architekt, der etwas auf sich hält, will noch etwas Besseres erfinden.

Pöschl: Da gibt es schon auch inhaltliche Überlegungen dazu. Ich will nicht in einem amerikanischen Systemhaus wohnen, ich will einen anderen Raum.

Merz: Es könnten sich 20, 30 Leitdetails beim Holzbau durchsetzen, die jetzt nichts zu tun haben mit dem, was in Nordamerika gemacht wird, die erlauben, Ihre Räume zu bauen.

Schickhofer: Machen wir das doch. Versuchen wir doch, ein produktunabhängiges System aufzubauen.

Merz: Es gibt Bücher vom Bund deutscher Zimmerer - Holzrahmenbau. Die setzen sich nicht als Standard durch.

Scheran: Sie haben absolut recht, Herr Merz, es ist im Grunde unser Problem, dass wir so viele verschiedene Systeme haben, weil jeder Hersteller glaubt, er muss ein System haben. Und wir haben jetzt mit Baudas in eine andere Richtung gedacht. Wir haben gesagt, Baudas ist kein System, sondern wir stellen mehrere Plattenwerkstoffe und Zubehörprodukte zur Verfügung. Wir prüfen diese Bauteile und Konstruktionen und die kann dann jeder einsetzen, wo er sie braucht. Da muss die Industrie hinkommen, wir haben einen sehr hohen Maschinenaufwand, um wirklich industriell und nicht in Einzelstücken zu fertigen.

Merz Für mich ist jede neue Platte, die auf den Markt kommt, eine Bereicherung und erweitert die Palette.

Schickhofer: Jetzt haben wir gerade etwas von Reduktion gehört…

Merz: Wenn ich jetzt zurückdenke 10 Jahre, dann haben wir heute schon viel größere Möglichkeiten. Ich habe Platten, wo ich sogar die Holzart auswählen kann. Das Schöne an diesen Plattenwerkstoffen, sie können ja wirklich auf einen gewissen Zweck hin getrimmt werden. Also wenn Sie versprechen, dass Sie morgen 3 Millionen m² von 70-mm Platten kaufen, dann können Sie Ihre 10.000 Newton pro mm² eben fordern, das ist das Schöne an diesen Produkten, ich habe nicht mehr einfach das Brett, das irgendwo in der Geometrie vorgegeben ist und in seinen Werten, sondern ich kann sagen, trimmt mir ein Produkt auf den Zweck hin.

Scheran: Da müssen wir jetzt unterscheiden zwischen Massenfertigung und Einzelfertigung.

Schickhofer: Für mich sind hier zwei Wege, die gedacht werden müssen, einerseits die Industrie als Lieferant von »Massenprodukten«. Dementsprechend muss man die Märkte definieren und das geht meines Erachtens über diese Reduktion, die wir besprochen haben und über fertige Lösungen. Andererseits natürlich die innovativen Formen des Einsatzes von Holzwerkstoffen, wobei man das auch so sehen muss, diese Innovationen im Bau bringen natürlich auch wiederum den anderen Bereich weiter.

Pöschl: Ich bin der Überzeugung, dass man eigenständige Wege suchen muss für Holz. Nehmen Sie De Stijl und diese Häuser, die aus abstrakten Flächen bestehen. Das kann ich mit Holz viel besser machen als mit Ziegel und mit Beton. Wenn ich z.B. die vertikale Struktur minimiere, nur in dem Maß tragende Flächen nehme, in dem ich sie wirklich brauche, indem ich die allseitige Tragfähigkeit von Brettsperrholz nütze, komme ich zu Lösungen, die wirklich unverwechselbar sind. Das wäre interessant.

Zuschnitt: Es muss also ein Bestreben sein, die Holzfläche autonom werden zu lassen, etwa als massive Fläche, die dann eben auch diese Tragfunktion übernehmen kann?

Pöschl: Man braucht sich nur ein Haus von Mies van der Rohe vorstellen. Mit diesen vertikalen Scheiben, die einen Raum definieren, offenes Haus mit Punktstützen, Flächen. Er macht das mit Stahlrahmen, die er dann verkleidet. Am Schluss erscheint das alles wie eine Fläche. Aber es war keine Fläche, es war eine relativ komplizierte Konstruktion. Wenn man sich so eine Struktur vorstellt, die in Holzflächen, dann kann man durchaus Materialien wechseln. Ich kann jetzt z.B. die horizontalen in OSB nehmen und die vertikalen in Brettsperrholz. Also ich kann innerhalb des Holzes noch differenzieren, dann wären wir, glaube ich, konstruktiv wie räumlich auf einem interessanten Weg. Wenn ich mir ein gemauertes Haus vorstelle mit Lochfassade und das in Holz baue, da kämpft man gegen einen übermächtigen Gegner, denn das kann der Ziegel einfach.

Zuschnitt: Aber ist das nicht genau das, was Herr Dr. Schickhofer als Vorteil behauptet, dass die Fläche im Holzbau mit diesen kompakten Platten vergleichbar einer Lochfassade werden kann, wo man dann eigentlich aus der Fläche nur mehr die Öffnungen ausschneidet? Das ist, soweit ich verstehe, Ihr Ansatz.

Schickhofer: Nein, nein, hier von einem Massivbau eins zu eins auf einen Holzbau umzumünzen, wäre falsch und sicherlich nicht der Weg. Bei zahlreichen Projekten in der Steiermark, die vom Wohnbauträger ursprünglich als Ziegelbau vorgesehen waren, hat das im Holzbau große Probleme gegeben. Ich kann natürlich keine Öffnungen brauchen mit einer Größe über 20%, da habe ich dann definitiv Probleme mit der Wirtschaftlichkeit.

Pöschl: Ich glaube, dass derzeit das Denken in Flächen in massivem Holz einfach nicht vorhanden ist, nicht im Denken von Zimmerleuten. Sie sehen den liegenden Leimbinder, aber sie verstehen nicht, was das ist. Ich glaube, wenn das einmal ins Bewusstsein rückt, auch beim Architekten, dann muss denen ja ein Licht aufgehen. Die Moderne hat das Formale vorgezeigt, aber wie ich dorthinkomme, das haben sie verdrängen müssen. Das brauchen wir jetzt nicht. Ich komme mir immer vor wie einer, der Altbekanntes ausgrabt und jetzt konstruktiv elegant umsetzt, genau so, wie ich jetzt eine Glasfassade machen kann, von der der Gropius nur träumen hat können. Genauso kann man jetzt eben Dächer wirklich genauso dünn schweben lassen. Das hat auch ökonomische Seiten, wenn ich da einen direkten Weg der Konstruktion finde, muss das auch à la longue billiger sein.

Zuschnitt: Aber da geht es jetzt wieder um die Autonomie von Flächen ...

Pöschl: Genau, dass man die Fläche als Fläche behandelt. Wo man natürlich im Widerspruch zur klassischen Moderne kommt, ist in der Materialbehandlung, weil die Moderne eine Abstraktion betrieben hat, die auch das Material neutralisiert hat. Hier sehe ich eigentlich eine Weiterentwicklung, denn diese abstrakten Häuser kriegen mit Holz plötzlich etwas ganz Berührbares. Ich habe viele Leute, die mir gern räumlich folgen, aber die sagen, ich will da nicht so eine coole Bude haben. Ich kann mit so einem Dach leben, ich kann mit dem offenen Raum leben, ich kann mit dem vielen Glas leben, aber ich will nicht in einer Betonstruktur wohnen. Da, finde ich, ist eben Holz ganz etwas Archaisches.

Zuschnitt: Es erstaunt mich immer, dass die Fertighausindustrie dieses Potenzial überhaupt nicht nützt. Dort wird das Holz ja weitgehend versteckt im Leichtbau und so getan, als wäre es ein Massivbau.

Pöschl: Das ist in ganz Amerika so.

Merz: Es entspricht dem Geschmack der Kundschaft, die halt mit dem Massiven das Dauerhafte verbindet.

Scheran: Wenn ich heute das Gleiche, was ich in Massiv baue, als Holzrahmenbau nachbauen müsste, dann bin ich automatisch vergleichbar. Deswegen glaube ich, muss die erste Entscheidung schon eine für eine Holzkonstruktion sein ...

Pöschl: Etwas, das anders ist als das Übliche, das kostet mehr - das funktioniert knallhart. Es denkt keiner nach, wieviel Arbeit ist jetzt das, sondern grundsätzlich, wenn es anders ist, stellt jeder die Haare auf.

Merz: Ich glaube nicht, dass die Preise künstlich hochgehalten werden, eher, dass sie für den Produzenten an der Schmerzgrenze sind. Wieso der Holzbau teurer ist? Weil jeder Holzbau ein Unikat ist. Ein Problem des Holzbaus hier in Mitteleuropa ist die Vielfalt der Systeme. In den USA wird ein Einfamilienhaus im Staat New York so zusammengezimmert wie in Kalifornien.

Pöschl: Die Holzfläche ist der Weg aus dem heraus, ich habe keine Details. Was ich mir wünsche, ist vor allem dieses Bewusstsein, wie einfach das eigentlich sein kann. Momentan hängen wir an komplizierten Vorstellungen vom Holzbau. Es gibt ja eine Methode, um ein Material ins Bewusstsein zu bringen, dass man gezielt Wettbewerbe macht oder Themen stellt. Man sagt, es gibt das Material, mach etwas daraus.

Zuschnitt: So, wie das heute geklungen hat, ist ja der Verbreitung des Holzbaus und einem größeren Marktanteil im Bauen überhaupt keine Grenze gesetzt. Die Frage ist nur, wieso sich das Segment des Holzbaus noch auf diese wenigen Prozente beschränkt?

Pöschl: Weil im Holzbau noch zu traditionell gedacht wird und weil die Massivfläche noch nicht im allgemeinen Bewusstsein ist.

Zuschnitt: Ist es also eine Frage der Zeit?

Scheran: Ja, es ist eine Frage der Zeit.

15. September 2002 Karin Tschavgova
zuschnitt

Konstruktion und Fassade

Die bestehenden Schulbauten mit Werkhallen und Lagerschuppen der Hochschule in Biel sollten erweitert werden. Die Architekten Conzett, Bronzini, Gartmann fügten südlich des Areals die neuen Werkhallen direkt an den Bestand an. Als Gegenpol entstand ein viergeschoßiges, kubisches Lehrgebäude. Der 94 m lange und 17 m hohe Holzbau hebt sich von den flachen Nachbarbauten als markantes Zeichen ab. Das Flachdach kragt weit aus und bildet den Wetterschutz der Holzkonstruktion und der vorgehängten Eichenholzfassade. Der Erschließungskern wurde in Beton ausgeführt, die Schuleinheiten sind als selbsttragende Holzkonstruktion ausgeführt. In den Klassenzimmern sind verschiedene Holzarten für die Oberflächen verwendet worden. Bei allen Gebäudeteilen wurden Holz und Beton je nach konstruktiver Eigenschaft optimal zusammengefügt.
Die Hochschule für Holzwirtschaft wurde mit dem »Prix Lignum 1999« ausgezeichnet.

Es hängt vom Wissen und der Vorbildung der Betrachter ab, ob sie die Tragwirkung der Fassade richtig interpretieren. Wer in der Tradition der Moderne in jedem Bau eine Trennung in Traggerüst und Füllung vermutet, könnte aus der Betrachtung von Sockelzone und Attikageschoß den Eindruck erhalten, die Außenwand des Lehrgebäudes sei ein Skelettbau, weil von der Tragkonstruktion einzig die Auflagerpunkte über der Fundation und die voluminösen Stützen der Dachbinder sichtbar sind. Tatsächlich entspricht die Tragstruktur dieser Außenwand aber genau dem, was man sieht, nämlich einer flächigen, tragenden Wand, die wie eine durchlöcherte Scheibe wirkt.

Die Öffnungen in der Fassade zeichnen in ihren übergroßen Dimensionen das dahinter liegende Wandelement ab, welches zugleich allseitig als Fensteranschlag dient und im Brüstungsbereich als Überzug für die darunterliegende Decke wirkt. Auf diese Weise ist es möglich, große ungeteilte Fenster einzusetzen, deren Proportionen nicht mehr vom engen Abstand eines Ständers diktiert werden, sondern von ihrer Beziehung zu den großen Räumen.

Die Außenfassaden bestehen aus auf die Konstruktion angeschlagenen Platten aus unbehandelter Eiche. Alle äußeren Wände der Schulräume sind wegen der Scheibenwirkung in der Lage, als kontinuierliche Auflager der Deckenelemente zu dienen. Dies ermöglicht es auch, die Decken der Balkonräume direkt von Klasse zu Klasse zu spannen. Die Tragrichtung verläuft dabei parallel zur Fassade, also rechtwinkelig zu der der Decken in den Klassen. Damit ist eine von stützenden Elementen freie Verbindung der inneren Erschließung mit dem Außenraum möglich, der Raum »fließt« ungehindert ins Innere des Gebäudes.

(3) Jürg Conzett und Markus Peter, ebenda

Bauwerk