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ARCH+ 179
O.M. Ungers Architekturlehre
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Diplomarbeiten

4. Juli 2006 - Heinrich Klotz
Es ist gegenüber der internationalen Architekturentwicklung an der Zeit, daran zu erinnern, woher entscheidende Impulse kamen für das, was bereits als Allgemeingut betrachtet wird und worüber sich jeder heute im Sinne des „Rationalismus“ arbeitende Architekt kaum noch Rechenschaft gibt.
Erinnern wir an die generellen Tatsachen, etwa an die Darstellungsmethode und an die Zeichnungsweise, mit feinem Stift schattenlose Umrisse entstehen zu lassen, wie wir sie bereits seit 1964 bei Wolf Meyer-Christian und Eckhart Reissinger finden. Isometrien als streng graphische Umrisse zu zeichnen oder Gebäudekörper als lineare Zeichen wiederzugeben, Aufrisse rings um den Grundriss zu gruppieren wie bei Jörg Pampe und bei Meyer-Christian sind heute allgemein gebräuchliche Darstellungsmittel des Architekturentwurfs geworden.

Eckhart Reissinger zeichnet auf der oktogonalen Anlage des Leipziger Platzes einen Unterbau für ein Hochhaus, den er dem Unterbau für Gillys Denkmal für Friedrich II. entnimmt, das Gilly am selben Ort aufstellen wollte. In diesem Entwurf finden sich sechs den Leipziger Platz begrenzende Einzelblöcke, die exemplarisch in der zunehmenden Komplizierung und in der besonders genauen Berücksichtigung unterschiedlicher funktionaler Besonderheiten eine morphologische Serie bilden. Aber auch Einzelmotive, wie die obligaten Reihen quadratischer Fenster, streng gepflanzte Baumalleen oder Achsenbrüche innerhalb eines Grundrisses etc. finden sich in dem Studentenprojekt wieder. Manche dieser Projekte wirken heute wie weit 1981vorausweisende Erfindungen, wie sie nirgendwo sonst zustande kamen.

Eckhard Reissinger studierte in München und Berlin (Diplom 1966 bei O.M.U.) und arbeitete von 1969 bis 1973 bei der Olympia-Baugesellschaft in München als Projektleiter der Olympia-Schwimmhalle. Seit 1973 war er wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Entwerfen von Bauten am Fachbereich Architektur an der TU München. Eckhard Reissinger ist im März 1979 in den Waliser Alpen tödlich verunglückt.

[ aus: Jahrbuch für Architektur, 1981/1982, hrsg. v. Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt am Main, Verlag Vieweg, Wiesbaden, 1981 ]

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