Zeitschrift

tec21 2006|42-43
Neue Industriegebäude
tec21 2006|42-43
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Dekorierter Schuppen?

Industriegebäude waren Ende des 19. Jahrhunderts Pionierbauten. An ihnen wurden neue Techniken und Konstruk-tionsmethoden ausprobiert. Die Blüte der Ingenieurbaukunst zeigt sich heute noch in den zu Industriedenkmälern umgenutzen Hallen. Neue Industriearchitektur tritt jedoch selten in Erscheinung. Meist finden sich die Containerbauten und billigste Fertighallen ausserhalb der Städte in den eigens dafür angelegten Industriezonen mit Blick auf die Autobahn. Hier können sie nur durch grosse Schriftzüge, schrille Farben oder postmodern angehauchte Dächer und Eingänge auf sich aufmerksam machen. Selten ist jedoch offensichtlich, was im Inneren produziert wird. Die von Robert Venturi propagierte «Architecture parlante» – bei der die äussere Form den Inhalt symbolisiert – hat kaum Einzug gehalten. Seine Strategie, wie er sie in «Learning from Las Vegas» formulierte, um dem Einheitsbrei einen differenzierten Bedeutungsgehalt mit ironischen Komponenten entgegenzusetzen, wäre auch in den Industrievierteln vonnöten. Denn wie lässt sich die Corporate Identity des Unternehmens angemessener repräsentieren als durch die gebaute Hülle? Dass dies mehr sein kann als ein dekorierter Schuppen – ein grosses Werbeschild als Fassade –, hat schon die AEG in den 1920er-Jahren vorgemacht und sich mit Peter Behrens Turbinenhalle ein Markenzeichen geschaffen. Heute versuchen die grossen chemischen Industrien wie Novartis und Hoffmann La Roche, die in Basel ein architektonisches Wettrüsten begonnen haben, mit Star-architekten ihr Image aufzupolieren – wobei die deformierte DNA-Struktur des in Zukunft höchsten Hochhauses der Schweiz nicht unbedingt vertrauenswürdig anmutet, versteht man die Architektur als Kommentar zur Gentechnik. Die in diesem Heft vorgestellten Bauten gehen von einer ande-ren Haltung aus: Zum einen wurden lokale Architekten mit dem Entwurf beauftragt und die Montagearbeiten teilweise von den Firmen selbst ausgeführt. Zum anderen beziehen die Planungen die Umgebung mit ein: die Landschaft in der Fensterfabrik in Hagendorn, die zum eigentlichen architektonischen Konzept wurde, wodurch die Problematik, in einer geschützten Landschaftszone einen Produktionsstandort zu errichten, gemildert wurde; oder die Autobahn bei der Stahlbaufirma in Bulle, wo beim Fahren die gefaltete Glasfassade ein Augenmerk bietet. Die Energiebilanz und deren Auswirkungen auf die Umwelt steht dagegen bei der Metallrahmenfabrik in Möhlin im Vordergrund.
Lilian Pfaff

Fensterfabrik Hagendorn – Doppelte Landschaft
Lilian Pfaff
Das neue Produktionsgebäude einer Fensterfabrik in Hagendorn bei Zug wurde als Landschaftselement entworfen mit einer horizontalen Wiese auf dem Dach und einer vertikalen Vegetationswand als zweiter natürlicher Fassade, die als Einfriedung funktioniert.

Produktionsgebäude Bulle – Gefaltete Glasfassade
Daniel Engler
Eine Stahlbaufirma in Bulle errichtet sich eine bauliche Visitenkarte an der Autobahn Bern–Lausanne. Das eigene Produkt zeigt sich in der Konstruktion des erweiterten Gebäudes und verbindet eine filigrane Fachwerkkonstruktion mit Transparenz.

Metallrahmenfabrik Möhlin
Lukas Denzler
Durch einen integralen Planungsansatz, eine kluge Nutzung der Prozesswärme und ein durchdachtes Beleuchtungssystem wurde in Möhlin der Minergie-Standard in einem der grössten Industriebauten der Schweiz erfüllt.

Wettbewerbe
Andocken – 20 Alterswohnungen im Park | Maison Domino – Strafjustizzentrum Muttenz | Gute Bauten im Kanton Zürich | ATU-Prix 2006 |

Magazin
| Ein Dorf wird zum Hotel | Sanierung des Dula-Schulhauses in Luzern abgeschlossen | Weissenstein-Bahn retten | Ein Feuer in der Schweiz | Allmend Brunau: Geschichte vergessen | Möblierungssucht | Aufgebesserte Kandidatur der Glarner Hauptüberschiebung als Unesco-Welterbe | 18 Einsprachen gegen Tram Bern West | Wem gehört das Wasser? | Besserer Hochwasserschutz für Willisau | Bund soll Natur- und Landschaftspärke mitfinanzieren | Gotthard-Basistunnel: Gabi II am Ziel | Lötschberg-Basistunnel: 230 km/h | Italiens Regierung stoppt Brückenprojekt Sizilien – Festland | Bau der Tramlinie Zürich West | Schleuderfahrt |

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