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Bauwelt 46.06
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Umgestaltung des Areals des Süddeutschen Verlages in München

Im Sommer noch hatte die geplante Transformation des SZ-Areals Diskussionen über den Umgang mit 6oer-Jahre-Architektur in München ausgelöst. Dann war es ruhig geworden. Die Entscheidung, ob der „Schreiberbau“, dessen schwarz verglaste Fassade den Kritikern der Moderne nicht mehr ins Stadtbild passt, abgerissen werden soll, überlässt man letztendlich den Investoren.

30. November 2006 - Jochen Paul
Bereits Ende September hatten die 13 eingeladenen Büros ihre Arbeiten dem „Beratungsgremium“ aus Architekten, Politikern und Investoren präsentiert. Die Entscheidung fiel einstimmig für den Masterplan der Zürcher Marcel Meili und Markus Peter. Anfang November schließlich stellten Stadtbaurätin Christiane Thalgott und das Investorenteam FOM Real Estate und LEG Baden-Württemberg – sie planen auch den Neubau des Süddeutschen Verlags in Steinhausen (Heft 32)– das Ergebnis offiziell vor.

Die Aufgabe bestand darin, das für die Öffentlichkeit bisher unzugängliche Areal in ein Quartier für Wohnen, Einkaufen, Arbeiten und Freizeit zu verwandeln und dadurch das Hackenviertel am Sendlinger Tor zu stärken. Den Abriss des Verwaltungsgebäudes von Detlef Schreiber, Herbert Groethuysen und Gernot Sachsse aus den 60er Jahren zugunsten eines neuen Büro- und Geschäftshauses begründen die Beteiligten einhellig damit, dass es „einer Öffnung des Areals im Wege“ stehe und „rein optisch den städtebaulichen Gesamteindruck des Gevierts eher negativ“ beeinflusse; die Investoren berufen sich darüber hinaus auf die Rechtssicherheit ihrer Investitionsentscheidung.

Angesichts der Abgeschiedenheit des Areals trotz seiner zentralen Lage, der desolaten städtebaulichen Situation gegenüber der geplanten Haupterschließung am Färbergraben und der Konkurrenz im Umfeld ist die angestrebte Öffnung ein schwieriges Unterfangen: Auch die nahe gelegene Ladenpassage von Hilmer & Sattler zwischen Kaufinger und Fürstenfelder Straße aus den 90er Jahren bietet derzeit wenig Reiz, der Platz an der Sattlerstraße noch weniger. Hier beschränken sich die Gestaltungsmöglichkeiten der Stadt bis 2010 auf eine Bepflanzung mit zwei Baumreihen.

Warenhäuser arbeiten am liebsten mit Kunstlicht und geschlossenen Fassaden; dennoch soll das neue Büro- und Geschäftshaus am Färbergraben als Entree für das gesamte Areal funktionieren. Meili und Peter formulieren dieses Dilemma aufrichtig und schlagen als Lösung eine zweischalige, „medial bespielte“ Fassade vor, deren äußere Hülle aus farbigem Glas besteht. Im Zentrum des städtebaulichen Entwurfs steht dagegen ein Altbau – das ehemalige Druckereigebäude im Inneren des 11.000 m² großen Areals, an das die Architekten die einzelnen Baukörper anlagern. Auf diese Weise entstehen fünf Höfe und eine schlüssige interne Wegeführung. Die Ladenpassage entwickelt sich aus einer Abfolge von geschossweise gegenläufig schwingenden Fassadenbändern, die sich unterschiedlich hoch aufweiten.

Was zunächst unspektakulär biomorph wirkt, erfährt seine Berechtigung im Vergleich mit den Arbeiten der anderen Teilnehmer, denen Christiane Thalgott bescheinigte, „heftig an der Fassade zum Färbergraben gearbeitet zu haben“. Besonders die Entwürfe der Münchner Büros ließen Zweifel aufkommen, ob die Verfasser jemals am Färbergraben waren: Auer Weber schlugen einen weiteren Seitenflügel des Hauptbahnhofs vor, Hilmer & Sattler und Albrecht eine Neuauflage der Berliner Leibnitz-Kolonnaden, Lauber Architekten eine großmaßstäblich zerklüftete Steinfassade. Dem Entwurf von Kiessler Partner, die als einzige den „Schreiberbau“ erhalten und umnutzen wollten, bescheinigte die Jury unter Carl Fingerhuth „erhebliche funktionale Mängel“. Die Arbeit von Marcel Meili und Markus Peter ist nun Grundlage der weiteren Planung, der Baubeginn ist 2008.

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